Kapitel 23

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Seither habe ich Taehyung nicht mehr gesehen, noch eine Nachricht von ihm erhalten.

Seit zwei Tagen besuchte er bereits nicht mehr die Universität, ohne mir eine Abmeldung zu hinterlassen.
Ich schrieb ihm viele Nachrichten und hinterließ unbeantwortete Anrufe, aber er schien sich keineswegs zu rühren.
Ich habe seit Taehyung's Abwesenheit weder vernünftig geschlafen oder gegessen.

Die Schule war eine Qual und auch Jimin war es unmöglich, mich aufzumuntern.
Ich wollte nur zu Taehyung.
Mit ihm sprechen, ihm helfen, für immer zusammen sein.
Meine Gedanken galten nur ihm.
Seine Lippen haben auf meinen Abdrücke hinterlassen, an die ich mich klammerte.

War das ein Abschiedskuss?
Hätte ich ihm sagen sollen, dass ich ihn liebe?

Am Abend des dritten Tages, war ich ernsthaft besorgt überlegte scharf, was ich als nächstes tun würde.
Mein Gehirn war Matsch, aber eine erschreckende Theorie ergab sich als logisch in meinem Kopf.

Taehyung wollte doch nicht wieder versuchen, zu verschwinden, oder..?
Panisch griff ich nach meinem Handy und wählte die Nummertastatur, um einen Notruf zu wählen.
Soll ich Taehyung als vermisst melden und die Polizei rufen?
Die Situation überforderte mich kläglich und ich brach in Tränen aus.
Gerade, als ich verzweifelt die Notrufnummer eintippte, klingelte es an der Tür.

In Lichtgeschwindigkeit sprang ich zur Tür, in der Hoffnung, Taehyung zu sehen und mein Verdacht bestätigte sich.

"Können wir ein Spiel spielen, Jungkook?"
Nachdem ich die Tür geöffnete stand Taehyung lächelnd vor mir, aber in einem Zustand, den er noch nie zuvor gesehen hatte.
Seine Augen waren gerötet, und seine normalerweise strahlende Aura schien erloschen zu sein.
Mit zitternden Händen und einem zerschlagenen Herzen stand er dort.
Seine Haare waren zerzaust, seine Augen verweint und man er hatte sichtliche Spuren eines gewalttätigen Vorfalls.

Ohne zu zögern, nahm ich ihn liebevoll in die Arme und führte ihn in mein Zimmer, wo wir uns hinsetzten.
"Was ist passiert, Taehyung?", fragte ich sanft, während ich meine Hand auf Taehyungs Rücken legte, um ihm Trost zu spenden.

Taehyung rang nach Atem, bevor er mit zitternder Stimme erzählte, was ihm widerfahren war.
"Ich habe dir nicht die ganze Geschichte erzählt, nachdem du mich gefragt hast, wie es mir erging, nach jenem Vorfall in der Grundschule."
Ich schaute ihn fragend an und deutete ihm, dass er sich fortsetzen darf.
"Nachdem du die Schule gewechselt hast, bin ich wieder in das Visier von Jae Byuk und seiner Gruppe gefallen.
Ich beschwerte mich nicht, denn ich war mir sicher, dass ich es verdient habe.
Das Leid, welches ich dir verursacht habe, musste ich am eigenen Leib spüren.
In der weiterführenden Schule fand ich keine Bekanntschaften.
Ein ehemaliger Mitschüler von mir muss Gerüchte über meine Vergangenheit in die Welt gesetzt haben.
Sie nannten mich "Verräter" oder "Opfer".
Jimin war der einzige, der hinter die Wahrheit des Gerüchts blicken wollte, aber ich muss zugeben, dass derjenige, der die Unwahrheit in die Welt gesetzt hat, nicht Unrecht hatte.
Einige der Schüler, die diese Schule besucht hatten, folgten mir auf die Universität.
Dort trafen wir uns logischerweise wieder und die tropften nur so vor Trotz und Gier danach, mich leiden zu lassen.
Sie sind Mitglieder in der Gruppe der Rüpel, die dich ebenfalls schon auf dem Flur belästigt haben.
Seit meinem ersten Tag an der Universität haben sie mich nicht in Ruhe gelassen.
Die Schikane setzte sich fort.
Die letzten Auseinandersetzungen waren schlimm, denn sie griffen mich ohne Gnade körperlich an, das war zuvor selten der Fall gewesen.
Ich wollte dafür sorgen, dass sie dich in Ruhe lassen und nie wieder stören, aber die Gegenüberstellung endete damit, dass mir Wunden zugefügt wurden und danach kam ich hier her."

Ich hörte ihm aufmerksam zu, ohne zu unterbrechen und zeigte stärkstes Mitgefühl.
Ich hatte keine Ahnung, was Taehyung die letzten Jahre durchgestanden hat.
Auch ich habe ihm Unrecht getan, wenn ich mich daran erinnere, welche Vorwürfe ich ihm bei unserem ersten Treffen an den Kopf geworfen habe.
Ich fühlte mich furchtbar und es tat mir unfassbar leid, dass Taehyung diese grausamen Taten ertragen musste.

"Es tut so weh, Jungkook.
Nicht nur mein Körper, sondern auch meine Seele. Ich fühle mich so verletzlich und hilflos", schluchzte Taehyung.

Ich drückte Taehyung fest an mich und sagte mitfühlend:
"Du bist nicht allein, Taehyung. Ich bin hier für dich. Wir alle sind hier für dich.
Lass uns zusammen daran arbeiten, dich zu heilen."

Ich zögerte.
"Aber wieso hast du nie mit mir darüber gesprochen?"
Taehyung sprang auf, ungläubig über meine Frage.
"Weil es mir zurecht geschieht!"
Sofort bereute ich meine Frage und sah beschämt zu Boden, als ich ebenfalls aufstand.

"Ich liebe dich, Taehyung."

Hate to Love // Taekook Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt