Geständnis

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Die Aussicht auf ein Nickerchen hatte Bob gefallen. Leider wurde ihm sein Wunsch jedoch nicht erfüllt. Mrs. Rodricks, eine Vertretungslehrerin, hielt sie die ganze Doppelstunde auf Trab.

Ein angenehmer Schultag wäre ja auch zu leicht gewesen, dachte Bob genervt.

Auf den Unterricht konnte er sich kaum konzentrieren. Immer wieder ging er im Kopf die Geschehnisse von gestern Abend und heute Morgen durch. Dabei wippte er nervös mit dem Bein. Irgendetwas nagte an ihm, doch er konnte nicht sagen, was genau ihn so sehr beschäftigte. Abgesehen von... allem, natürlich.

Er brauchte Antworten. Jetzt.

Vorsichtig sah er über seine Schulter zu Peter. Der zweite Detektiv saß schräg hinter ihm und war in seinen Aufgabenzettel vertieft. Seine Haare waren ihm in die Stirn gefallen und er hatte in seiner Konzentration die Zungenspitze leicht herausgestreckt. Bob drehte sich wieder um und schaute zu Mrs. Rodricks. Die hatte ihre Nase in das Mathematikbuch gesteckt, vermutlich auf der Suche nach neuen Aufgaben, und beachtete ihn nicht. So leise wie möglich riss er einen Fetzen Papier von seinem Collegeblock ab und schrieb:

Was ist Samstag passiert?

Dann knüllte er den Zettel zusammen, lehnte sich leicht zurück und warf ihn gezielt auf Peters Platz. Der kleine Papierball landete direkt vor dessen Gesicht und sein roter Schopf schnellte erschrocken in die Höhe. Seine Augen suchten nach dem Werfer und fanden Bob, der ihn entschuldigend angrinste. Verwirrt zog Peter eine Augenbraue hoch und Bob deutete mit einer Handbewegung auf den Zettel.

Peter runzelte die Stirn, faltete das Knäuel auseinander und las. Dann zuckten seine Mundwinkel nach oben und er schaute Bob erneut mit hochgezogener Augenbraue an.

Erinnerst du dich nicht? schien seine Frage zu lauten. Bob antwortete mit einem unschuldigen Achselzucken.

Peter kritzelte eilig etwas auf den Zettel und warf ihn dann mit einem prüfenden Blick in Richtung Lehrerinnenpult zurück. Gespannt faltete Bob das Papier auseinander und hatte Mühe Peters krakelige Schrift zu entziffern.

In der Mittagspause ;-)

Bob drehte sich mit einem Schmollmund zu Peter um. Er hatte seinen besten Dackelblick aufgesetzt und Peter musste leise lachen. Dann hob er die Schultern, lächelte ihn an und formte lautlos das Wort später mit den Lippen.

Bis zur Mittagspause waren es noch knapp drei Stunden. So lange musste Bob sich also offenbar noch gedulden. Er versuchte, sich ebenfalls auf seine Aufgaben zu konzentrieren, doch die Zahlen sprachen in Rätseln zu ihm. Glücklicherweise gab Mrs. Rodricks sich damit zufrieden, Freiwillige zum Vortragen der Lösungen an die Tafel zu holen.

Bob atmete erleichtert auf, als der Gong endlich das Ende der Stunde bekannt gab. Eilig schob er das Buch und den Collegeblock in seinen Rucksack und stand auf.

„Warum kannst du mir nicht einfach jetzt sagen, was wir am Wochenende gemacht haben?", fragte er Peter und bemühte sich um Gelassenheit.

Peter hatte ebenfalls seine Schulsachen zusammengepackt und seinen Rucksack lässig über die rechte Schulter geworfen.

„Erstens, weil ich dafür länger als fünf Minuten brauche und zweitens, weil ich dabei auch meinen Spaß haben möchte", antwortete er grinsend.

Gemeinsam verließen die Jungen das Klassenzimmer. Im Flur drängten sich bereits scharenweise Schülerinnen und Schüler, die auf dem Weg zur nächsten Unterrichtsstunde waren. Da Peter und er nun getrennte Kurse hatten und in unterschiedliche Richtungen mussten, blieben sie seitlich neben der Tür am Rand stehen, wo sie den Massen nicht im Weg waren. Bob schmollte immer noch.

Die drei ??? - verque(e)re Welt (PeterxBob)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt