Kartenhaus

197 10 0
                                    

„Was ist? Alles okay?" Bob konnte Peters heißen Atem an seinen Lippen spüren. Der Zweite hatte ebenfalls in seiner Bewegung innegehalten und blinzelte ihn träge an.

Bob hingegen war wie versteinert und starrte auf Peter hinunter, ohne ihn wirklich wahrzunehmen. Seine Gedanken schrien wild durcheinander, doch irgendwo hatte ein Teil seines Gehirns registriert, dass eine Antwort von ihm erwartet wurde.

Sag etwas.

Seine Stimme gehorchte ihm nicht.

„Bob?" Peter hatte inzwischen seinen Kopf leicht zurückgezogen und musterte ihn eindringlich. Sein Gesichtsausdruck war eine Mischung aus Besorgnis und Verwirrung.

Nun sag schon etwas, irgendetwas.

Bob brachte keinen Ton heraus. Sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren daran, die Situation zu verarbeiten und zu verstehen, wie er hier gelandet und was soeben passiert war. Er war nach wie vor eng an Peter gepresst und die Hitze zwischen ihren Körpern war ihm nun unangenehm bewusst. Als hätte er sich verbrannt, löste er sich ruckartig und rollte seitlich von Peter herunter. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, allerdings konnte er nicht mehr sagen, ob es die Nachwirkungen der Erregung oder die aufkeimende Panik waren. Er versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen und versagte kläglich dabei.

Die Matratze bewegte sich neben ihm und einen Wimpernschlag später schob sich Peters Gesicht in sein Blickfeld.

„Hey", flüsterte er. „Bitte rede mit mir. Habe ich etwas falsch gemacht?"

Seine Stimme hatte nun einen flehenden Unterton und die Sorgenfalten auf seiner Stirn hatten sich vertieft. In seinen Augen lag eine unverkennbare Hilflosigkeit, die Bob unwillkürlich einen Stich versetzte. Der Anblick brachte endlich etwas Klarheit in seinen Kopf und er realisierte, wie seine Reaktion auf Peter wirkten musste.

Fuck.

„N-nein", stotterte Bob schließlich. Er räusperte sich und schluckte. „Nein", wiederholte er mit etwas festerer Stimme. „Du hast nichts falsch gemacht, wirklich nicht, ich – "

Dann stockte er. Was sollte er Peter sagen? Wie konnte er sein Verhalten erklären, ohne ihm alles erzählen zu müssen?

Bob saß in der Zwickmühle. Das Blut rauschte in seinen Ohren und ihm brach der Schweiß aus.

Denk nach. Denk nach. Denk nach.

Doch je verzweifelter er wurde, desto mehr schienen seine Gedanken gelähmt. Instinktiv schlug er sich die Hände vor das Gesicht und presste die Handballen gegen seine Augen. Atmen, er musste atmen. So, wie Justus es ihm vorgemacht hatte.

Ein. Aus.

„Bob?" Peter klang nur eindeutig alarmiert. „Du machst mir langsam Angst."

Der dritte Detektiv stöhnte leise und raufte sich mit den Fingern die etwas zu langen Haare in seiner Stirn. Dann spürte er, wie Peter seine Handgelenke umfasste und sie sanft von seinem Gesicht wegzog. Bob blinzelte gegen die Helligkeit und das Brennen der aufsteigenden Tränen, bevor sich sein Blick auf Peter und das helle, warme Grün seiner Augen fokussierte. Peters Gesicht spiegelte ihm seine eigene Panik. Bob holte tief Luft und richtete sich langsam auf, sodass sich die Jungen nun auf dem Bett gegenübersaßen.

„Peter, es tut mir so leid", begann Bob, während er auf seine Hände starrte. „Ich weiß nicht, was das eben war, ich –"

Ich habe noch nie so auf einen Jungen reagiert und das hat mich vollkommen überfordert.

„– ich habe keine Erklärung. Mein Gehirn hat irgendwie ... ausgesetzt."

Er bekam die Wahrheit nicht über die Lippen. Der arme Peter hatte sie mehr als verdient und irgendwann würde er es ihm sagen müssen. Doch in diesem Moment hatte ihn die Angst vor seiner Reaktion so sehr im Griff, dass Bob sich nicht zu helfen wusste. Er konnte nur inständig hoffen, dass Peter seine Entschuldigung akzeptierte und nicht auf eine Erklärung pochte.

Die drei ??? - verque(e)re Welt (PeterxBob)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt