„Hast du die Taschenlampe dabei?"
„Ja."
„Und die Kamera?"
„Ja."
„Das Ferngl-"
„Ja, Justus, ich beschatte nicht zum ersten Mal."
„Ich wollte nur sicher gehen, dass du mit deinen Gedanken heute nicht woanders bist."
„Danke."
Bob verdrehte genervt die Augen, während er sein Fahrrad abschloss und den Schlüssel leise klimpernd in seiner Jackentasche verstaute. Justus und er hatten sich dafür entschieden, ihre Räder in sicherer Entfernung zu der Fabrikhalle abzustellen und den Rest des Weges zu Fuß zurückzulegen. So konnten sie sich in der Dämmerung im Gestrüpp am Wegrand verdeckt halten und unbemerkt anschleichen. Zumindest war das ihr Plan.
Der dritte Detektiv schulterte den Rucksack mit ihrer Ausrüstung und wartete auf Justus, der noch etwas auf seinem Smartphone tippte.
„Warum muss ich eigentlich unser ganzes Zeug schleppen?", murmelte Bob trotzig. „Du bist viel größer als ich."
Justus hob den Kopf und schaute ihn ausdruckslos an. „Weil ich bereits die Last der Verantwortung trage", antwortete er ohne mit der Wimper zu zucken.
Bobs Schnauben war eine Mischung aus Verachtung und Belustigung. „Alles klar", erwiderte er trocken. „Dann lass uns mal losgehen. Wir wollen ja nicht, dass du unter deiner Last zusammenbrichst."
Er schüttelte kaum merklich den Kopf und stiefelte los. Bis zur Fabrik sollten es ihren Schätzungen nach etwa 10, höchstens 15 Minuten sein. Die Sonne war bereits untergegangen und der grau-blaue Himmel von vereinzelten lila Wolkenstreifen durchzogen. Es war gerade noch hell genug, dass sie keine Taschenlampe brauchten, um nicht über ihre eigenen Füße zu stolpern. Dieser Teil des Industriegebietes hatte keine Straßenlaternen und bisher waren ihnen weder Autos noch Menschen begegnet. Ein bisschen unheimlich war es schon, fand Bob. Doch er wollte sich nichts anmerken lassen und behielt seine Gedanken für sich.
Für eine Weile liefen die beiden Jungen schweigend hintereinander her. Bob fragte sich, was Peter wohl gerade machte. Auf seine Nachricht, dass er mit Justus die Fabrik beschatten würde und Peter gerne zuhause bleiben konnte, hatte er keine Antwort erhalten. Er hatte lediglich sehen können, dass Peter die Nachricht gelesen hatte.
„Achtung!", flüsterte Justus hinter ihm plötzlich energisch. „Bück dich!"
Er packte Bob am Rucksack und zog ihn ruckartig zur Seite ins Gebüsch und nach unten. Bob ging hastig in die Hocke und fing sich mit den Händen auf dem staubigen Erdboden ab. Sein Herz begann heftig gegen seinen Brustkorb zu pochen. Erschrocken drehte er sich um.
„Just", keuchte er leise, „was zum – "
Da hörte er das Motorengeräusch und bemerkte die Scheinwerfer, die sich aus der Ferne näherten. Justus sah ihn eindringlich an und legte einen Finger an die Lippen. Dann bedeutete er ihm, sich noch etwas tiefer in die Büsche zurückzuziehen. Vorsichtig folgte Bob seinen Anweisungen und ließ die Scheinwerfer dabei nicht aus den Augen. Das Auto war nicht mehr weit entfernt. Sie verharrten mucksmäuschenstill in ihrem Versteck.
Als der Wagen endlich vorbeifuhr, wurde die Straße vor ihnen für einen kurzen Moment in gleißend helles Licht getaucht. Oder wenigstens kam es Bob so vor. Er hielt panisch die Luft an, bis die Rücklichter des dunklen Kleintransporters sich schließlich in dieselbe Richtung entfernten, in der die Fabrikhalle lag.
„Verdammt, Erster, war das derselbe Transporter, den Peter an der Tankstelle gesehen hat?", zischte Bob, als die Straße wieder im Dunkeln lag.
„Möglich", antwortete Justus, „Los, notier' dir das Kennzeichen!"
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Die drei ??? - verque(e)re Welt (PeterxBob)
FanfictionAls Bob eines Tages erwacht, scheint plötzlich alles anders: die drei Fragezeichen stecken in einem undurchsichtigen Fall, an den er sich nicht erinnert, und er führt eine Beziehung, von der er ebenfalls nichts weiß. Mit einem Jungen. Genau genommen...