POV Dag:
Ich hatte bestimmt seit langem den schlimmsten Kater. Meine Erinnerungen an letzte Nacht waren auch so gut wie weg. Ich weiß nur noch wie Vincent und ich zu ihm nach Hause sind. Mir gings so schlecht, dass ich tatsächlich seiner Freundin auf die Füße gekotzt hatte. Er war auch stark alkoholisiert, hatte sich aber besser im Griff. Jetzt im Nachhinein war Tessa bestimmt nicht so glücklich darüber, dass ich auch noch mit ihrem Freund nach Hause bin. Ich wusste das es wegen mir öfter mal bei den beiden Streit gab. Mir tat es auch leid, aber ich war nun mal sein bester Freund und was hätte ich machen sollen?
Durch die Sonnenstrahlen wurde ich geweckt. Am liebsten würde ich einfach weiterschlafen, aber Vincent schnarchte so laut. Ich öffnete meine Augen langsam und blinzelte ein paar Mal, ehe ich zu ihm rüber sah. Er schlief noch tief und fest und sabberte etwas im Schlaf. Leise stand ich auf und sah an mir herunter. Ich hatte nur meine Unterhose an. Suchend sah ich mich nach meinen anderen Sachen um, konnte sie aber nirgends sehen. Irgendwo würden die bestimmt schon sein. Schnell nahm ich mir eine Unterhose von Vincent und ging duschen. Mein Kopf pochte nach der Dusche nur noch halb so schlimm. Leise seufzend nahm ich mir Vincent seinen Bademantel und hang ihn mir um. Ich liebte es seinen viel zu großen Bademantel zu tragen. Darin fühlte ich mich ihm immer so nah. Ich brauchte unbedingt einen Kaffee und eine Kippe, danach würde es mir besser gehen. Das hoffte ich zumindest.
Ich sah zu wie der dampfende Kaffee in meine Tasse lief. Das hatte schon fast was Meditierendes. Jetzt brauchte ich nur noch eine Kippe und ich könnte mich selbst wieder ertragen. Eigentlich war ich kein Morgenmuffel, doch heute machte mein Körper wohl eine Ausnahme. Ich sah meine Jacke auf dem Sofa rumliegen und griff sofort in die Jackentasche. Komisch, ich hätte schwören können meine Zigaretten da gestern reingetan zu haben. Verloren dürfte ich sie eigentlich auch nicht haben. Schnell sah ich mich in der Wohnung um. Die Zigaretten waren nicht auffindbar. Zum Glück hatte ich hier mal eine Ersatzpackung für Notfälle deponiert. Heute war einer dieser Notfälle. Wie wild kramte ich in einer Schublade und fand freudig die Packung. Vincent hatte sie also nicht entdeckt. Mein Morgen war gerettet. Glücklich ließ ich mit meinem Kaffee und der Kippe auf einen Stuhl auf dem Balkon fallen. Ich genoss einfach nur die Sonne auf meiner Haut und döste etwas vor mich hin.
Ich bemerkte gar nicht wie die Zeit verging. Plötzlich spürte ich zwei Hände auf meiner Schulter, welche mich aus meinem Halbschlaf holten. „Guten Morgen, können wir reden?", fragte mich Vincent ganz nüchtern. Was war er denn so komisch drauf? Ich wusste das man ihn morgens am besten erst nach dem ersten Kaffee ansprechen sollte. Ich hielt ihn meinen Kaffee entgegen, welcher mittlerweile bestimmt kalt war und ließ mich neben ihn aufs Sofa fallen. Ich wusste nicht was er hatte, aber der Kaffee war so etwas wie ein Friedensangebot für was auch immer.
„Wie viel weißt du noch von gestern?", fragte er mich und nippte am Kaffee. „Nicht mehr so viel. Ich weiß noch, wie ich Tessa angekotzt habe, aber sonst ist es ziemlich leer in meinem Kopf. Wenn sie deswegen Stress macht, dann kläre ich das natürlich. Ich hatte meinen Körper wirklich nicht mehr unter Kontrolle und mir tut es ja auch leid.", begann ich mich sofort zu rechtfertigen. „Ich glaube wir haben ein wirklich viel größeres Problem.", sagte er zu mir und fuhr sich über das Gesicht. Danach reichte er mir sein Handy rüber. Er hatte einen Artikel geöffnet. Die Worte überflog ich schnell und stoppte bei den Bildern. erst traute ich meinen Augen gar nicht. Auf dem Bild waren Vincent und Ich abgebildet, wie wir in der U- bahn Hänchen hielten. Auf einem anderen Bild küssten wir uns. Diese Bilder mussten definitiv von gestern sein, laut unserer Kleidung. Mir fehlten die Worte.
Ich warf einen weiteren Blick auf das Handy und schluckte schwer. „Tessa ruft dich gerade an.", gab ich ihm sein Handy zurück und verschwand in die Küche. Wir hatten echt ein riesiges Problem. Es war nur noch eine Frage der Zeit bis der Artikel die Runde machte. Mich verwunderte es nichts vom Telefonat von Tessa und Vincent zu hören. Ich dachte er wäre sehr aufgebracht. Wahrscheinlich würde sie ihm am Telefon so eine Szene machen, dass er gar nicht zu Wort kommt. Vielleicht auch zurecht. Ich fand die beiden waren jetzt kein Traumpaar, wie aus dem Bilderbuch. Vincent wusste wie ich zu ihr stehe und das ich sie trotzdem tolerierte, rechnete er mir hoch an. Ich wollte auch nicht viel mehr über die beiden urteilen, denn ich war nicht derjenige der neben ihr im Bett schlafen musste.
Ich machte uns beiden einen neuen Kaffee und trank meinen mit den Gedanken daran, wie es jetzt zwischen uns weitergehen sollte. Oder wie voll unsere Direktnachrichten wohl schon sind. Ich meine wir lieben uns ja schon, aber nicht so richtig romantisch, oder gaukeln wir uns das nur vor? Vincent kam in die Küche und nahm sich stumm seine Tasse. „Und?", fragte ich vorsichtig nach. „Sie hat mit mir Schluss gemacht. Ich soll alle ihre Sachen zusammenpacken, damit sie die heute Nachmittag abholen kommen kann.", seufzte er. Sofort nahm ich ihn in Arm. „Es tut mir leid.", flüsterte ich ihm zu. „Ist schon okay. Du weißt doch, Frauen kommen und gehen. Viele Mütter haben schöne Frauen.", gab er betrübt von sich. Ich wusste das ihm die ganze Situation nicht kalt ließ, aber ich wollte auch nicht weiter in der Wunde rumbohren.
„Weißt du noch was? Du warst gestern nicht so stark betrunken, wie ich", fragte ich ihn. „Ja, ich kann mich noch ganz genau daran erinnern, wie du mich geküsst hast und wie sich deine Lippen auf meinen anfühlen.", sagte er und leckte sich über die Lippen. „Wieso hast du es nicht unterbunden?", fragte ich nun aufgebracht. „Keine Ahnung, der Kuss war einfach zu schön. Mit Tessa hatte sich es nie so gut angefühlt.", murmelte er. Irgendwie kam mir die ganze Sache komisch vor. „Wie weit sind wir gegangen?", fragte ich skeptisch weiter. „Wir lagen beide bei mir im Bett und haben wild rumgeknutscht. Du wolltest mehr, aber ich habe es nicht so weit kommen lassen. Die Konsequenzen wären zu groß, wenn du mich nicht auch liebst.", antwortete er mir und suchte meinen Blick.
Ich konnte ihn gerade nicht in die Augen sehen. Was hatte er da bitte gesagt? Ich versuchte so tun, als würde ich ihn nicht richtig verstanden haben. „Fuck Vincent, weißt du eigentlich, was wir jetzt für ein Problem haben? Ich glaube dir ist das gar nicht so richtig bewusst. Und Tessa, sie hat sich so schon immer wie das fünfte Rad am Wagen gefühlt. Das war jetzt die Bestätigung für sie. Ich mochte sie nie richtig, aber das hat sie nicht verdient.", versuchte ich ihm klarzumachen. „Ach scheiß mal auf Tessa. Zwischen uns lief es eh nie so bombastisch. Ständig durfte ich mir Vorwürfe von ihr anhören, was ich doch alles falsch mache und wie schlecht ich doch im Bett wäre.", wurde er nun etwas lauter. „Du spinnst Vincent.", sagte ich kopfschüttelnd und suchte meine Sachen zusammen, um zu gehen. Gerade als ich alles zusammengepackt hatte, riss er mir die aus der Hand.
„Du gehst jetzt nirgendwo hin. Wir sollten über unsere Gefühle sprechen. Du küsst mich ja nicht einfach so. Da muss ja tief in dir ein Gefühl von Liebe für mich sein.", sprach er es aus. Es war die Wahrheit. Die Wahrheit, welche ich seit Jahren verdrängte. „Und ich würde ja nicht den Kuss erwidern, wenn ich auch nichts für dich empfinden würde.", fügte er an. „Vincent lass es einfach gut sein. Es reicht, zwischen uns wird nichts laufen.", schrie ich ihn nun fast an und verschwand aus seiner Wohnung. Ich wusste es war nicht die optimale Lösung, aber ich war mit der Situation einfach überfordert. Wir wussten nun wie wir gegenseitig fühlen, aber mir wäre es lieber gewesen wenn das anders zum Vorschein gekommen wäre. Ich wünschte ich hätte einen Knopf, um all meine Gefühle zu vergessen.
Mittlerweile war eine Woche vergangen und Vincent hatte ein paar Mal probiert mich anzurufen, ich ignorierte es. Ich war noch nicht bereit mit ihm über die ganze Sache zu reden, musste es aber irgendwann tun. Umso länger ich mich davor drückte, umso schlimmer würde es werden.
Heute wollte ich spontan im Studio vorbeischauen und die Lage auschecken. Im Studio war es heute noch ungewöhnlich ruhig. „Vincent bist du da?", rief ich durchs Studio, aber es kam keine Antwort zurück. Ob er krank war, sonst fand man ihm doch immer hier? Ich sah mich im Studio um, aber er war wirklich nicht da. Auf dem Tisch sah ich einen Zettel liegen. langsam sah ich mir den an. Es war wohl eine Idee für einen neuen Song. „Was machst du denn hier?", fragte plötzlich überrascht eine Stimme. Es war Vincent. „Ich wollte nur mal nach dir sehen. Anscheinend geht's dir nicht so schlecht wie mir. Du hast ja nicht mal Liebeskummer, wegen Tessa.", sprach ich meine Gedanken klar aus. „Richtig, ich habe keinen Liebeskummer wegen ihr, aber dafür wegen dir. In den letzten Tagen ist mir klar geworden, dass ich dich liebe. Irgendwie hat es sich immer anders zwischen uns angefühlt und die ganzen Frauen waren nur da, um meine Gefühle zu verdrängen.", sagte er aufrichtig.
Ich konnte nichts sagen, sondern starrte ihn nur weiter an. „Dag, sag doch bitte was.", flehte er mich schon förmlich an. Ich schluckte. Vielleicht hatte er recht. Vielleicht war es so besonders und anders zwischen uns, dass es schon Normalität ist. Viele Leute meinten schon zu uns wir wären ein sehr schönes Paar. Kurz sah ich in seine Augen. Er trat auf mich einen Schritt näher zu und nahm mein Gesicht zwischen seine Hände. „Dag lass es uns probieren. Willst du mein Mann sein?", fragte er mich sehr liebevoll. Ich konnte nur nicken und legte sanft meine Lippen auf seine.
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SDP-One Shots
FanfictionIn diesem Buch wird es One Shots von Vincent und Dag geben. Wenn ihr Ideen oder Vorschläge habt, freue ich mich natürlich darüber ! Viel Spaß beim Lesen!