Der Einbruch

119 6 2
                                    

Das Kapiel ist der Lieben L_y_D_i gewidmet! Die Idee ist auch von ihr.
Viel Spaß beim lesen!

POV Vincent:

Mein heutiger Tag war mehr als gut. Ich hatte endlich mal wieder einen Song produzieren dürfen und mit meinem Werk war ich mehr als zufrieden. Die Glückshormone quollen förmlich aus mir raus. Jetzt wollte ich nur noch schnell in meine Wohnung, um dann noch etwas zum Sport zu gehen. Meine gute Laune musste ich ja dafür nutzen.

Zufrieden wollte ich die Wohnungstür aufschließen, doch das musste ich gar nicht mehr. Die Tür stand sperrangelweit offen und in mir machte sich sofort ein ungutes Gefühl breit. Vorsichtig stupste ich mit dem Fuß die Tür auf und sah mich um. Alles lag kreuz und quer verteilt. Meine ganze Wohnung sah aus wie ein Schlachtfeld. „Hallo?", rief ich durch die Wohnung, aber niemand war mehr da. Gestresst fuhr ich mir durch die Haare und rief die Polizei an. Ich wusste das sie nichts machen konnten, aber wollte auf Nummer sicher gehen.

Nachdem die Polizei den Einbruch aufgenommen hatte, packte ich die wichtigsten Sachen zusammen und verließ meine Wohnung. Es würde nicht bringen, wenn ich jetzt nachts aufräumen würde. Meine Nachbarn beschwerten sich schon zu oft bei mir, dass ich zu laut sei. Sicher fühlte ich mich auch nicht mehr richtig. Ich realisierte schon was passiert war, aber ich wollte es trotzdem nicht allein durchstehen. An Sport dachte ich gar nicht mehr.

Ich machte mich auf den Weg zu Dag. Auf ihn konnte ich immer zählen. Ich sah auf die Uhr in meinem Auto. Es war 22:57 Uhr. Hoffentlich würde er noch wach sein. Ich hatte zwar einen Schlüssel, aber wie würde das wohl aussehen, wenn ich einfach bei ihm mitten in der Nacht in der Wohnung stehen würde. Immerhin war es so spät, dass der Verkehr in Berlin erträglich war.

Eine gute halbe Stunde später stand ich vor Dag seiner Haustür und betätigte die Klingel. Beim ersten Klingeln öffnete mir niemand. ich versuchte es erneut. Er hatte bestimmt wieder seine Klingelanlage ausgeschaltet, um seine Ruhe zu haben. Wohl oder übel musste ich doch den Schlüssel benutzen. Ich verschaffte mir Zutritt zu seiner Wohnung und blieb wie angewurzelt im Flur stehen. Er spielte gerade Klavier und sang dazu, irgendwas Französisches. Ich verstand kein Wort, aber es war wunderschön. „Dag, ich bin es Vince?", rief ich laut durch seine Wohnung. Sofort stoppte er und kam verwundert auf mich zu gestapft. „Vinne was machst du denn hier?", fragte er mich verwirrt. „Bei mir wurde eingebrochen und ertrag es nicht da noch alleine zu bleiben.", seufzte ich und schmiss meine Sachen achtlos zur Seite und ließ mich aufs Sofa fallen. Bei seinem Chaos würden die paar Sachen auch nicht mehr auffallen.

Der weiche Stoff unter meiner Haut fühlte sich gut an. Und es roch so gut nach Dag. Sofort schloss ich die Augen. „Kann ich dir irgendwie was Gutes tun?", fragte er und kam mit zwei Bierflaschen mir hinterher. Eine drückte er mir in die Hand. „Keine Ahnung, ich weiß nicht ob man mir noch helfen kann.", antwortete ich genervt. „Seit wann ist Selbstmitleid dein Ding?", fragte er mich. „Mein Tag hatte so gut begonnen und dann wurde bei mir eingebrochen. Wie soll es mir bitte gehen?", wurde ich etwas lauter. „Und ich muss jetzt darunter leiden, oder wie? Bist du deswegen zu mir gekommen? Um deinen Frust an mir auszulassen? Das ist schon in bisschen unfair oder findest du nicht? Ich wollte dir eigentlich nur helfen.", antwortete er mir jetzt genervt und verzog sich jetzt in sein Schlafzimmer. „Dag, so meinte ich das nicht!", rief ich ihm noch hinterher. Er ignorierte das.

Die Stimmung war zwischen uns schon länger aufgeheizt, trotzdem konnte ich auf ihn zählen und das schätzte ich sehr. Vielleicht waren wir deswegen beste Freunde. Ich entschloss von meinem hohen Ross herunterzukommen und ging zu ihm. „Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht anfahren. Ich habe überreagiert.", sagte ich sanft und legte meine Hände auf seine. Dabei konnte ich einen Blick in seine Augen nicht vermeiden. „Schon gut, ich kann ja verstehen das du aufgebracht bist.", antwortete er. Er nahm es mir zum Glück nicht übel. Ich ließ mich auf sein Bett fallen. „Ich würde viel lieber mit in deinem Bett schlafen als auf dem Sofa. Du weißt doch der jüngste bin ich auch nicht mehr.", gab ich kleinlaut von mir. „Naja gut, aber mach dich nicht so dick wie das letzte Mal. Sonst muss ich wieder in meiner eigenen Wohnung auf dem Sofa schlafen.", antwortete er mir. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen und zog mir schnell die Hose aus, ehe ich schon im Bett lag. „Wow, hätte ich mal so eine Wirkung auf die Frauen. Dann würden sie genauso schnell halbnackt in meinem Bett liegen, wie du.", lachte er und verschwand im Bad.

Dag brauchte eine gefühlte Ewigkeit im Bad, weshalb ich nochmal aufstand und mir meinen Laptop schnappte. Ich beantwortete ein paar E-Mails. „Vincent Stein, in meinem Bett wird nicht gearbeitet! Dann können wir nicht schlafen, weil unsere Köpfe denken, wir arbeiten im Bett.", tadelte er mich. „Alter, beruhig dich mal. Du hörst dich an wie meine Mama. Und was ist mit der Arbeit die Frauen flachzulegen?", brachte ich ihm empört entgegen. Er legte sich neben mich und wartete ungeduldig darauf das ich meinen Laptop weglegte. „Dag, komm runter. Du schläfst mit mir, also deine Regeln.", meinte ich zu ihm und hielt ihn versöhnend die Hand hin. Er wurde knallrot im Gesicht und schlug ein. „Eher schläfst du mit mir. Du wolltest ja unbedingt neben mir im Bett liegen, indem ich ab und zu mit der einen oder anderen Frau schlafe. ", konterte er. „Okay, das wird zu pervers. Wobei die Derails weiß ich ja eh alle.", lachte ich, konnte mir aber mein Grinsen nicht unterdrücken. Denn eigentlich gefiel mir das. Das eine oder andere Mal hatte ich mir vorgestellt wie es wäre mit Dag zu schlafen.

Dag war ein guter Liebhaber. Das wusste ich. Nicht ohne Grund lagen ihn die Frauen zu Füßen. Momentan wollte er nur keine an seiner Seite, was ich verstehen konnte. Frauen brauchten Aufmerksamkeit und das alles.

Plötzlich schlug er mir ein Kissen ins Gesicht. „Das ist also dein Plan. Du nutzt es gerade aus das bei dir eingebrochen wurde und du untervögelt bist, um mich flachzulegen.", empört sah er mich an und schlug das Kissen nochmal in mein Gesicht. „Jetzt reicht es aber.", lachte ich und schmiss das Kissen aus dem Bett und hielt seine Hände fest und drückte ihn zurück. Meine Augen suchten seine. Diese verzauberten mich jedes Mal aufs Neue. „Du bist unmöglich.", flüsterte er mir zu. „Wie bitte?", sagte ich und kam seinem Gesicht immer näher. Er zuckte mit den Schultern und sah in meine Augen. Wir waren uns fast schon so nah, dass nicht mal ein Blatt Papier zwischen uns passte. „Unmöglich.", flüsterte er mir zu und überbrückte die letzten Millimeter zwischen uns. Seine rauen Lippen fühlten sich so gut auf meinen an. Gierig erwiderte ich den Kuss und nahm sein Gesicht zwischen meine Hände. Das Gefühl sollte nie enden und ich wollte den Kuss intensivieren.

„Das geht zu weit.", brachte er stöhnend hervor und drückte mich von sich. Schwer atmend schloss er die Augen und mied meinen Blick. „Sorry.", nuschelte ich und drehte mich zur Seite. Eigentlich tat es mir nicht wirklich. „Ich ertrage es nicht, wenn du nur mit meinen Gefühlen spielst.", sagte er kaum hörbar. „Ich weiß und deswegen sollten wir jetzt auch schlafen.", meinte ich. Ich hätte gerne mit Dag geschlafen, aber ich wollte nicht seine Gefühle verletzen. Ich war auch nicht der Typ für ernsthafte Beziehungen. Unkompliziert gefiel es mir halt am besten. Ich kannte mich. Ich war in sowas nicht gut und würde damit nur alles zerstören. Wieso war das nur so verdammt schwer ? Ich fühlte mich so sehr zu ihm hingezogen, könnte ihn aber definitiv nicht gerecht werden. Er war viel zu gut für mich und das wussten wir beide.
Das war auch der Grund für die angeheizte Situation für uns. Ein eigentlich viel zu schöner Grund, den wir lieber ignorierten, anstatt mehr daraus zu machen.

SDP-One ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt