Die Wahrheit (2)

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POV Vincent:

Seitdem ich mich Dag gegenüber offenbart hatte, war die Stimmung zwischen uns noch angespannter und alle merkten es. Sie merkten unsere schlechte Laune. Ich glaube das war mittlerweile viel mehr als schlechte Laune, hatte aber auch keine bessere Bezeichnung dafür. Sie gingen uns so gut es ging aus dem Weg. Dag und ich spielten unser Konzert und gingen danach wieder getrennte Wege. Die Tour würde sich wohl noch ewig ziehen, wenn das so weiter geht. Ich wollte ihn nicht noch einmal sprechen, auch wenn er mir die Chance dazugeben würde.

Die Situation belastete mich so sehr, dass ich es nicht mal schaffte vernünftig zu arbeiten. Sobald ich mich konzentrierte, tauchte Dag vor meinem inneren Auge auf und seine Reaktion auf mein Geständnis.

Gedanken verloren saß ich im Tourbus und beantworte ein paar Mails. Ich bemerkte Ef gar nicht, welcher sich gegenüber von mir hinsetzte. „Vincent? Vincent, ich habe hier etwas für dich.", sprach er mich etwas lauter an, als ich das erste Mal nicht reagierte.

Ich sah zu ihm auf. „Was hast du denn Spannendes für mich?", versuchte ich ihm zu antworten ohne dabei komplett genervt zu klingen. Er gab mir einen kleinen zusammengefalteten Zettel. „Der ist von Dag. Ich habe extra nicht reingeschaut. Sonst wäre ich vermutlich der erste Tote, wegen euch beiden.", sprach er zu mir und schob den Zettel herüber. „Ihr solltet echt miteinander sprechen. Eure angeheizte Stimmung überträgt sich schon auf alle anderen. Ich weiß nicht was zwischen euch vorgefallen ist, aber klärt das. Sonst muss ich es tun." sagte er und fixierte meinen Blick.

Von mir bekam er keine Antwort mehr. Ich seufzte und ließ mich tiefer in meinen Sitz fallen. Ich faltete den Zettel auf und sah Dags Schrift. Am liebsten hätte ich den Zettel einfach weggeworfen, doch war trotzdem neugierig. Aufmerksam las ich mir seine Botschaft durch. Er wollte mich doch wirklich treffen und mit mir sprechen. Unschlüssig überlegte ich ihn einfach zu ignorieren, obwohl ich wusste das wir die Situation zwischen uns so nicht klären konnten.

Ich schob den Zettel in meine Hosentasche und machte mich auf den Weg durch den Bus, um Qris zu suchen. „Qris bist du hier irgendwo? Ich brauche deinen Rat.", rief ich.

„Was gibt es denn?", kam es leise aus seiner Koje. Oh Mist, ich musste ihn wohl geweckt haben.

„Ich habe mich in Dag verliebt und es ihm gesagt. Das ist auch der Grund für unser schlechtes Verhältnis aktuell.", fiel ich gleich mit der Tür ins Haus. „warte mal, was? Jetzt langsam Vincent.", antworte er mir hellhörig. „Ich liebe Dag und hab es ihm gesagt. Seitdem hasst er mich.", gab ich frustriert zurück. Ich meine was war daran so schwer zu verstehen? „Er will mich sehen, obwohl seine Reaktion gar nicht so großartig war.", fügte ich noch an.

Qris setzte sich auf und sah mich an und legte seine Hände auf meine Schultern. Ich konnte seinen Blick nicht analysieren. „Okay, hör mir zu. Du solltest dich nicht so sehr darein steigern. Es könnte auch nur sein das Dag mit dir alles besprechen will, dass euer Verhältnis zueinander wieder besser wird. Das heißt nicht das er dich liebt. Vincent, auch wenn er das nicht tun sollte, musst du stark bleiben. Ich weiß wie scheiße das ist und das du leidest, aber wir kriegen das schon hin. Du gehst jetzt ruhig zu ihm und hörst ihn zu und dann handelst du nicht übereilig. Ich warte hier auf dich, falls er sehr schlimm werden sollte.", sprach er ruhig auf mich ein.

Ich seufzte und wusste das er nervös war. „Okay, dann gehe ich jetzt zu ihm. Danach wissen wir mehr, warte hier auf mich.", geknickt antworte ich ihm und machte mich auf den Weg zu Dag. Ich fand ihm im Backstage auf dem Sofa liegen. er hatte die Augen geschlossen.

Ich räusperte mich: „Dag, kann ich mich zu dir setzen?". Er zuckte bei meinen Worten zusammen und rutschte auf dem Sofa ein Stück rüber, mit seiner Hand klopfte er auf den freien Platz. Wir starrten uns kurz an und niemand sagte etwas. Ich fand als erster meine Sprache wieder: „Du, soll ich einfach reden oder was wolltest du von mir?", gab ich vorsichtig von mir.

Sein Blick traf meinen. „Ehrlich gesagt habe ich immer noch keine Worte dafür. Es ist nicht das Ding, das du schwul bist, sondern viel mehr das du dich in mich verliebt hast. Ich liebe unsere gemeinsame Zeit, aber ich weiß nicht, ob es für Liebe reicht. Klar, ich fühle mich in deiner Nähe mehr als wohl, aber liegt das nicht an unsere sehr enge Freundschaft?", beendete er seine Frage.

Nervös spielte ich mit meinen Fingern. Irgendwie war mir die ganze Sache mehr als unangenehm. „Ich kann dich verstehen. Sobald ich dich sehe, dreht mein Körper durch. Meine Brust wird schwer und ich bin total neben der Spur. Erst seit kurzem bin ich mir sicher, dass ich dich liebe und du warst auch nie abgeneigt von meinen Zärtlichkeiten.", gab ich ehrlich von mir.

„Du hast ja schon recht. Ich mags total, wenn du mich umarmst oder mir einen Kuss auf die Stirn drückst. Dabei fühle ich mich auch wohl, aber deswegen will ich nichts überstürzen oder mich als schwul outen. Ich habe jetzt länger über uns nachgedacht und vielleicht sind bei mir auch Gefühle da, aber ich muss herausfinde von welcher Natur. Ich weiß jetzt wie du dazu stehst und ich weiß das Gefühle scheiße sind, aber ich will das vorsichtig und langsam angehen.", antwortete er mir.

„Was heißt das genau?", fragte ich ihn leiste und sah in seine Ohren.

„Ich will das wir uns wieder normal gegenübertreten können, uns nicht mehr anzicken und die Alten sind. Ich will es langsam mit dir angehen lassen, uns daten. So wie man das halt macht.", gab er mir zur Antwort.

„Es tut mir leid. Ich muss das einfach tun.", sagte ich ihm und nahm sein Gesicht zwischen seine Hände, um meine Lippen auf seine zu pressen. Zaghaft erwiderte er meinen Kuss, jedoch endete dieser schneller als mir lieb war. „Verdammt nochmal egal was es ist, ich werde alles für dich tun. Alles, du wirst der glücklichste Mensch sein. Ich werde bleiben, dass verspreche ich dir. Ich werde bleiben, auch wenn es hart wird. ich bleibe auch wenn jeder dich verlasen wird und wenn du selbst gehen möchtest. Ich bleibe, weil ich weiß, wie es ist, wenn jeder dich verlässt. Ich werde heute bleiben und jeden anderen Tag auch und für immer für dich da sein.", gestand ich ihm. Ich legte alle meine Gefühle in meine Worte, was mich sehr viel Überzeugung kostete.

Meine Augen füllten sich mit Tränen. Ich wusste nicht mehr was ich noch sagen sollte, um ihn von meiner Liebe zu überzeugen. Gedanken versunken spürte ich zuerst nicht seine Lippen auf meinen. Er küsste mich wirklich. 

SDP-One ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt