Geduld

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POV Dag:

Vincent und ich gerieten heute schon den ganzen Tag aneinander. Ich glaube wir waren beide mit dem falschen Fuß aufgestanden, den heute Morgen im Bett nahm, das Unheil seinen Lauf. Sein Wecker klingelte zehn Mal und immer drückte er den weiter, natürlich kam er so nicht aus dem Bett und war dann viel zu spät im Studio. Dann hatte er sein Shirt linksrum an und auch noch seinen halben Kaffee auf den Weg zum Auto verschüttet. Natürlich war er dann so im Stress das er vergessen hatte das wir zusammen ins Studio wollten, weil wir mit Montez verabredet waren. Nicht nur dass er mich vergessen hatte mitzunehmen, geschweige denn zu beachten, habe ich nicht mal einen Abschiedskuss bekommen.

Er hatte mir vorhin geschrieben das er gut im Studio angekommen war, naja immerhin einer von uns. Ich hatte mich die ganze Zeit nicht aus dem Bett bemüht. Durch den hektischen Morgen war ich ganz gefrustet. Ich starrte auf mein Handy. Mittlerweile war es schon Mittag. Langsam quälte ich mich dann doch aus dem Bett und nahm irgendwelche Klamotten aus dem Schrank heraus, bevor ich duschen ging. Nachdem Duschen ging der erste Griff zu meinem Handy. Vince hatte mich zweimal angerufen, was ich gar nicht mitbekommen hatte. Schnell las ich anschließend seine Nachricht: Man Liebling, es tut mir so leid. Monti hat mich gerade gefragt, warum ich allein gekommen bin. Erst jetzt ist mir eingefallen das wir uns zu dritt treffen wollten. Kannst du mir bitte verzeihen? Der Morgen war einfach mies. Ich weiß du hast an nichts Schuld. Ich liebe dich! Schnell antwortete ich ihm das ich schon auf dem Weg war und das zwischen uns alles Gut wäre. Ich sah keinen Sinn darin ihm deswegen jetzt eine Szene zu machen.

Auf dem Weg zu Studio wanderten meine Gedanken immer wieder zu Vincent. Ich hoffte unser Tag würde besser werden. Am Studio angekommen herrschte schon reges Treiben. Ich war auf der Suche nach Vince und sah ihm gerade am Mischpult arbeiten. Ich legte meine Arme um ihn und drückte ihn einen Kuss auf den Hinterkopf. Eigentlich wollte ich ihm noch etwas zu flüstern, doch ich kam gar nicht dazu. Denn sofort erschreckte er sich und drehte sich zornig zu mir um. Mit so einer Reaktion hätte ich gar nicht gerechnet. „Man Dag spinnst du? Du kannst mich doch nicht einfach so erschrecken. Lass mich einfach in Ruhe!", schrie er mich fast an. Erschrocken sah ich ihn an und brachte kein Wort heraus.

„Jungs? Alles gut bei euch?", kam Montez sofort angerannt. Er starrte zwischen uns her und merkte jetzt das nichts zwischen uns gut war. Vincent ergriff sofort das Wort, um die Situation herunterzuspielen. „Alles super. Dag hat mich nur erschreckt.", meinte er und widmete sich wieder seiner Arbeit. Kopfschüttelnd ging ich ihm aus dem Weg und suchte mir irgendeine Arbeit. Ich hielt mich heute wirklich im Hintergrund und versuchte Vincent auszublenden. Als mir das dann zu blöd wurde verabschiedete ich mich von beiden. Mich nervte es echt, wie er mich heute behandelte.

Das Wetter passte sich wohl seiner Laune an, denn auf einmal regnete es in Strömen. Heute war wirklich ein beschissener Tag. Halbwegs trocken kam ich zu Hause an und begutachtete das Chaos, was schon seit ein paar Tagen herrschte. Um nicht noch ehr Streit zu provozieren, räumte ich etwas auf. Ich fands ordentlich, wahrscheinlich war es für Vincent nicht ordentlich genug, aber ich hatte mein Bestes gegeben. Ich hatte mir vorgenommen nicht nachtragend zu sein und einfach glücklich auf Vincent zu warten. In letzter Zeit war er nie lange im Studio, weshalb ich heute auch davon ausging.

Beim Warten musste ich wohl eingeschlafen sein, denn ich wurde durch das laute Knallen der Wohnungstüre geweckt. Jedoch wollte ich einfach nur liegen bleiben und hoffte das Vincent zu mir kommen würden. Ich hörte ihn irgendwas machen und dann wurde es ruhig. Ich sah zu unserem Schlafzimmer und er räumte Klamotten hin und her. Sofort gingen bei mir die Alarmglocken an. Wollte er etwa ausziehen? Panisch eilte ich ins Schlafzimmer.

„Was machst du da?", fragte ich ihn außer Atem und mit Tränen in den Augen. Schnell drehte er sich zu mir um. „Ich packe ein paar Sachen für uns ein?", sagte er und würdigte mich keines Blickes. „Für uns? Was ist hier los Vincent?", sagte ich und riss ihm die Tasche aus der Hand. Er sah mir direkt in die Augen und in seinen konnte ich erkennen das, was nicht stimmt. „Ich war heute ein totales Arschloch zu dir und dachte du willst vielleicht deine Ruhe haben. Ich meine du hast ja auch auf dem Sofa geschlafen. Ich kann dich verstehen, wenn du unendlich sauer bist.", seufzte er. „Seit wann bist du derjenige von uns beiden der einfach verschwindet? Das ist doch mein Part. Willst du für immer gehen?", flüsterte ich unter Tränen.

„Du bist mir nicht böse?", fragte er und vermied es mir in die Augen zu sehen. „Jeder hat mal einen schlechten Tag. Wieso für uns?", fragte ich ihn. Irgendwie verwirrte er mich. Was war heute nur mit ihm los? Er drehte sich von mir weg und stopfte weiter wahllos Sachen in die Reisetasche. „Berlin wird mir momentan zu viel. Ich dachte ich verziehe mich für eine Weile an einen nicht so schnelllebigen Ort und am liebsten wäre es mir, wenn du mitkommst. Ich merke wie meine Laune ständig umschlägt und ich will dir das echt nicht zu muten. Du bist immer derjenige der alles abbekommt.", gab er verlegen zu. Also daher wehte der Wind. Er hatte Schuldgefühle.

„Hör mir zu. Zwischen uns ist alles gut. Und manchmal bekomme ich alles ab, aber dann ist das so. Ich glaube in jeder Beziehung ist das mal so. Vielleicht ist das in Filmen so, aber lass uns den Tag einfach vergessen und es morgen besser machen.", antworte ich ihm und lächelte ihn aufmunternd zu. Er nickte mir nur zu. Sanft schob ich ihn Richtung Bett. Als wir aneinander gekuschelt im Bett lagen, war ich froh, dass solche Tage eher die Ausnahme waren.

SDP-One ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt