Matteo
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,,Mira! Kannst du zur Tür gehen?", schrie ich von oben runter. Eigentlich rede ich nur mit ihr wenn wir zusammen essen, und da dann meist auch nur das nötigste. Ansonsten sitzen wir schweigend am Esstisch und essen. ,,Kann gerade selber nicht, mache mir Snacks!", antwortete sie nur.
Ernsthaft? Jetzt muss ich wirklich nach unten gehen? Seufzend ging ich also komplett aus meinem Büro raus, und ging nach unten zur Tür. Wie oft will ein Mensch noch klingeln?
Es könnte doch sein das wir überhaupt nicht da waren.. Okay, dumm, mein Auto steht in der Einfahrt, daran könnte man erkennen das jemand zu Hause ist. Aber wer zum fick klingelt bei uns? Wir leben fast in einem Wald und um uns herum ist niemand. Keine Nachbarn, nix.
Mein Herz setzte einen Moment aus, als ich die Tür öffnete und sah wer vor mir Stand. Mein Vater. Was will er hier?! Ich habe absolut kein Bock auf ihn, ich kann ihm das von früher nicht verzeihen. Niemals. Wir werden ihm niemals verzeihen. Weder ich noch Milan.
,,Das du dich traust hier aufzutauchen.", gab ich ruhig von mir. Wenn ich eins weiß, dann ist es das ich immer die Ruhe vor meinem Vater behalten sollte, denn das könnte sonnst tödlich für ihn enden. Ist nicht so das mich das dann stören würde, im Gegenteil. Milan und ich würden anstatt eine Beerdigung zu planen, eine fette Party schmeißen, weil dieses Arschloch endlich Tod ist.
Er würde es verdienen. Er ist der Mörder unseres kleinen Bruders, und er hat es nicht einmal geleugnet. Unser Bruder war gerade mal 9 Jahre alt, als mein Vater ihn - von seiner Seite aus aus versehen - umgebracht hat. Milan und ich waren zu dem Zeitpunkt schon 16 & 18. Wir wussten beide, dass er nie einen Menschen aus versehen tötet.
,,Ich wollte einfach mal meine Söhne besuchen. Wie läuft das Geschäft so?" Seine Söhne, wo nur noch zwei von übrig sind, weil er seinen dritten getötet hatte.
,,Es hat dich noch nie interessiert. All die Jahre, seid dem Milan und ich gegangen sind hast du dich kein einziges Mal um uns gekümmert!", zischte ich ihm leise zu, damit Mira nix davon mitbekommt. Sie hat denke ich genug eigene Familienprobleme. ,,Ihr habt mich ja komplett ignoriert.", meinte mein Vater schulterzuckend und wollte eintreten, ich jedoch hielt ihn davon ab.
,,Du kommst hier nicht rein, und es ist deine eigene Schuld das wir dich komplett ignorieren." Mein Vater lachte auf, dieses dreckige Grinsen. Genau dasselbe was er auch auf seinem Gesicht hatte, als er unserem kleinen Bruder das Leben genommen hat.
,,Du bist doch nicht ernsthaft noch deswegen sauer?" Oh, und wie sauer ich deswegen noch bin. Ich könnte dir genau jetzt eine Kugel in dein beschissenen Kopf jagen! Diesen Teil dachte ich mir aber nur und sagte ihm das nicht direkt ins Gesicht.
Ich trat aus dem Haus und schloss die Tür hinter mir. ,,Natürlich bin ich sauer. Du hast ihn umgebracht. Mit voller Absicht. Er hat dir nix getan! Absolut nix, er war ein Kind!", schrie ich ihn jetzt doch an. Das wars dann wohl mit Ruhe vor deinem eigenen Vater bewahren.
,,Er hat es verdient. Luca war nicht so wie ihr, dass wissen wir beide. Er hätte niemals ein Teil der Mafia werden können, und das wäre eine Schande der Familie gewesen." Sag mal, will der mich verarschen? Der setzt sein beschissenes Leben doch gerade aufs Spiel!
,,Luca war 9. Er war noch ein Kind! Ein Kind. Und wenn er kein Teil der Mafia geworden wäre, dann hätte er wenigstens ein schönes Leben führen können, und wär nicht in Gefahr gewesen! Das gibt dir aber noch lange nicht das Recht dein eigenes Kind zu töten!", zischte ich ihm bedrohend zu.
,,Matteo. Beruhig dich.", meinte mein Vater ruhig, aber ich schüttelte nur fassungslos den Kopf. ,,Ich soll mich beruhigen? Natürlich, ich beruhige mich einfach so, während mein Mörder Vater vor der Tür steht. Du bist der Mörder von Luca! Wir wissen beide das du es bis heute nicht bereust. Er hätte eine tolle Jugend haben können, aber du musstest sie ihm ja nehmen in dem du ihn tötest! Deinen eigenen Sohn!", schrie ich ihn komplett an, aber er zuckte nicht einmal zurück als ich meine Waffe raus holte.
,,Das würdest du nicht machen.", flüsterte er, den Blick auf die Waffe gerichtet.
Doch, ich würde es machen. Aber ich bringe niemanden aus der Familie um, auch wenn es derjenige verdient hätte. ,,Doch würde ich. Aber ich bin nicht so ein Monster wie du, ich bringe niemanden aus der Familie um. Zudem möchte ich es Milan nicht antun, auch wenn es ihn wahrscheinlich nicht einmal interessieren würde.", ich machte eine kurze Pause und starte meinen Vater in Grund und Boden. ,,Ich verstehe wieso Mom dich verlassen hat. Du bist ein Monster und warst schon immer ein Monster. Mom tut mir leid, dass sie wegen dir ihr Kind verloren hat, welches sie so sehr geliebt hat. Wir alle haben Luca geliebt.", meinte ich ruhig und unterdrückte mir die Tränen.
Ich darf keine Schwäche zeigen, nicht jetzt. Nicht vor meinem Vater.
Er schüttelte fassungslos den Kopf und wollte reden, aber ich hob nur eine Hand um ihm zu zeigen das er seine Fresse halten soll. ,,Sag nix mehr. Das Gespräch ist hier mit beendet, komm nie wieder zu unserem Haus, nie wieder. Ich will dich nie wieder sehen und ruf mich oder Milan auch nicht ran, er will dich genau so wenig sehen, er hätte dir wahrscheinlich sogar die Tür vor der Nase zugeschlagen. Ihm ging es komplett beschissen wegen dir! Hätte ich ihn nicht aufgehalten, hätte er sich auch umgebracht!" Zum ende hin wurde ich immer lauter, und das mit Milan schien ihn zu schockieren. Wegen ihm verfiel Milan in Depression, er verlor sich selbst und gab sich die Schuld, wieso er nix getan hat.
Ich habe mich in der Zeit um ihn gekümmert, ihm erklärt das es nicht seine Schuld, sondern die von unserem Vater war. Er konnte nix dafür, genauso wenig wie Mom oder ich. Niemand konnte etwas dafür, es war allein Dads Schuld. Bis heute leidet Milan noch darunter, aber nicht mehr so stark wie früher. Hätte er unseren Vater gesehen, und dieses Gespräch gehört, wäre er wieder in seine Depressionen versunken.
Ich habe Milan immer wieder geholfen, ich habe ihn gehalten wenn er sich wieder die Schuld gab und in Tränen ausbrach. Ich habe ihn keine Sekunde alleine gelassen wo es ihm schlecht ging.
Nach einer langen Zeit, wo mein Vater und ich nur in Gedanken waren und nicht gesprochen haben, unterbrach ich die Stille die zwischen und herrschte.
,,Geh bitte." Und somit drehte ich mich um und ging wieder zur Haustür. Ich wartete noch, bis mein Vater ging, er sah mich an und ich konnte sowas wie Mitleid in seinen Augen erkennen, aber das kann ich mir auch einfach nur eingebildet haben.
Mein Vater stieg in seinen Wagen und fuhr vom Hof. Wieso haben die Wachen ihn eigentlich reingelassen?
Kopfschüttelnd betrat ich wieder das Haus, im Flur stand Mira die hoffentlich nix mitbekommen hat. Sie hielt eine Schüssel gefüllt mit Popcorn in der Hand und legte den Kopf schief als sie mich bemerkte. Dachte sie jetzt ernsthaft ich sage ihr was da draußen los war? Sicher nicht.
Ich sah sie kurz an, verschwand dann aber ohne ein Wort zu sagen nach oben in mein Büro und schloss die Tür hinter mir ab.
Fuck. Wie ich Dad hasse. Nicht einmal unseren schlimmsten Feinden würde ich eine Begegnung mit Dad wünschen, und das muss schon was heißen.
Wieso mich eine Begegnung mit Dad immer so sehr außer Fassung bringen? Völlig in Gedanken nehme ich mir ein Whisky Glas von dem kleinen Tisch, welcher neben meiner Bürotür steht und dazu auch gleich noch die Whisky Flasche. Das brauche ich jetzt einfach, ich muss einfach auf andere Gedanken bringen und das komme ich eben nur durch Alkohol.
Ich machte mir mein Glas randvoll mit dem Whisky und setzte mich in meinen Bürostuhl. Hoffentlich ruft mich jetzt niemand an, denn ich bin gerade sehr reizbar, obwohl ich mir schon Alkohol genommen habe. Ich habe einfach kein Bock jetzt mit irgendjemanden zu reden.
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Mr. & Mrs. Canelloni
RomanceMirabella hat jeden außer ihren Onkel und ihren gleichaltrigen Cousin verloren. Ihre Brüder? Verschwunden. Ihr Vater? Interessiert sich nicht für sie. Ihre Mutter? Verstarb vor einem Jahr bei einem Unfall, seither wohnt sie bei ihrem Onkel und ihrem...