Mirabella
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Matteo hatte die Tür geöffnet, und verschwand nach einer Zeit nach draußen, wahrscheinlich sollte ich nix mitbekommen. Aber das tat ich trotzdem, denn das Gespräch war nicht gerade leise. Ich konnte die Worte jedoch nicht ganz entziffern, aber ich glaube das irgendjemand vor der Tür steht, den Matteo überhaupt nicht leiden kann.
Was sich die Nachbarn wohl denken müssen wenn er alles zusammenschreit? Haben die hier überhaupt Nachbarn? Ich weiß es gar nicht, bisher war ich nur immer im Garten und da habe ich eigentlich keine anderen Häuser gesehen..
In Gedanken lehnte ich mich mit einer Schüssel Popcorn an den Türrahmen durch den es ins Wohnzimmer ging.
Das Popcorn habe ich mir eigentlich für den Film gemacht, aber die Diskussion die draußen stattfindet ist dann doch interessanter und ich will unbedingt wissen wer das war. Matteo wird mir das aber bestimmt nicht sagen, also muss ich ihn mit Popcorn anlocken. Das war mein Plan, und ich weiß das er nicht klappen wird.
Nach einer Weile verstummte draußen alles. Haben die sich jetzt umgebracht? Wurde Matteo jetzt entführt? Wäre schon toll, dann hätte ich endlich ruhe.
Aber ich habe mich getäuscht, die Haustür wurde aufgemacht und Matteo kam kopfschüttelnd hinein. Was hat der denn? Ich legte meinen Kopf schief um seinen Blick zu definieren, dies geling mir aber nicht, da man in seinem Blick rein gar nix erkennen kann. Zeigt er überhaupt Gefühle?
Er sah mich kurz an, verschwand dann aber ohne ein Wort zu sagen wieder nach oben, wahrscheinlich in sein Büro.
Völlig verwirrt, ging ich wieder ins Wohnzimmer, mit den Gedanken bei Matteo.
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Gerade habe ich das Abendessen fertig gemacht, eigentlich machen das Matteo und ich immer zusammen aber er hat sich seid dem er heute Mittag wieder ins Büro gegangen ist nicht mehr blicken lassen.
Ich klopfe an Matteos Tür, wo ich nur ein genervtes brummen vernehmen kann und dann schwere Schritte, die zwischendurch stoppen. Dann höre ich wie er den Schlüssel in der Tür umdreht und die Tür öffnet. Hat er sich ernsthaft eingeschlossen?
,,Was ist?", fragte er mich genervt und ich konnte ein deutlich eine Alkoholfahne riechen. Das ist nicht sein ernst? ,,Hast du getrunken?" Er guckte mich nur mit einer hochgezogenen Augenbraue an und grinste mich dann an. ,,Und wenn? Was interessiert es dich?", fragte er mich mit einem amüsierten grinsen und ich schüttelte nur den Kopf.
,,Es interessiert mich nicht, aber was auch immer da vorhin passiert ist, es nützt dir nix alles zu verdrängen in dem du dich betrinkst Matteo."
Er lachte nur, aber ich hörte es heraus, es war eher ein gezwungenes lachen. Auf einmal sackte er auf dem Boden zusammen. Er war mit seinem Kräften am ende, dass hatte ich auch, und ich will nicht das es ihm so ergeht wie mir, auch wenn er mich gezwungener Maßen hier festhält.
Ich setzte mich neben Matteo, aber er guckte mich nicht an. Er guckte nur auf seine Hände.
Sein kompletter Körper war angespannt, so habe ich ihn noch nie gesehen seid ich hier bin. Meine Gedanken schalteten aus und ich umarmte Matteo einfach, er war etwas überrumpelt und schien auch kurz zu überlegen ob er darauf eingehen soll, aber dann legte er seine Arme auch um mich und drückte mich fest an seinen Körper. So als würde dieser Moment jede Sekunde aufhören und nie wieder geschehen. Sein Gesicht drückte er in meine Halsbeuge.
Und so saßen wir da eine sehr lange Zeit ohne das irgendjemand von uns was sagte. Matteo brauchte diesen Moment, er brauchte in dem Moment jemanden der ihn einfach nur festhielt und nix sagte.
Klingt es komisch, wenn ich sagen würde das mir mein Entführer leid tat?
Obwohl, eigentlich haben mich meine Brüder entführt. Wenn ich jetzt so darüber nach denke, klingt das echt geistesgestört. Meine eigenen Brüder haben mich entführt und ich bin ihnen nicht mal sauer deswegen.
Es vergingen noch viele Minuten, bis sich Matteo sich langsam von mir löste. Er sah mir in die Augen und ich sah wie eine Träne seine Wange runterrollte die er sich schnell wegwischen wollte, aber ich hielt seine Hände fest.
,,Es ist okay. Du musst nicht immer stark sein Matteo. Du darfst auch schwach sein.", flüsterte ich ihm zu und gab ihm ein leichtes lächeln, er erwiderte es müde.
Dann zog er mich auf sein Schoß und nahm mich wieder in seine Arme. Er roch nach Alkohol, aber ich konnte auch sein Aftershave riechen. ,,Ich bleibe meistens für Milan stark, er ist zwei Jahre jünger als ich und ich will nicht, dass er sieht das ich eigentlich auch mal schwach bin.", fing er plötzlich an zu erzählen und ich löste mich etwas aus seiner Umarmung um ihn anzusehen. Er hatte Tränen in den Augen.
Er schien gerade zu überlegen, was er jetzt noch erzählen sollte. Dann atmete er tief ein und aus und fing wieder an zu reden. ,,Ich habe es noch niemanden erzählt, nicht einmal deinen Brüdern. Vorhin an der Tür war da unser Vater und Milan und ich haben nicht wirklich gute Erinnerungen an ihn, er hat mich einfach wieder so wütend gemacht. Ich erzähle dir jetzt nur die Kurzfassung und auch nicht wirklich alles, aber vielleicht hilft es ja.", meinte er spielte mit neben bei Gedankenverloren mit einer Haarsträhne von mir. Ich saß einfach nur still auf seinem Schoß und hörte ihm zu.
,,Wir haben, oder besser gesagt hatten noch einen dritten Bruder. Er starb als er 9 Jahre alt war. Milan war zu dem Zeitpunkt 16 und ich 18. Es nahm und beide sehr mit und Milan hat sich immer die Schuld dafür gegeben obwohl niemand von uns Schuld war. Es war allein die Schuld von unserem Vater. Er hat unseren Bruder umgebracht, weil er nicht so wie Milan und ich war. Ich habe Milan in der Zeit nie alleine gelassen, und habe auf meine Gefühle keine Rücksicht genommen. Für mich war immer nur wichtig, dass mein Bruder wieder glücklich wurde. Dann habe ich die Mafia übernommen und bin mit Milan umgezogen in da Haus hier, wo wir ein neues Leben anfingen. Zuerst führte ich die Geschäfte alleine und als Milan dann die Schule beendet hatte, machte er auch mit und führte mit mir zusammen die Geschäfte. Dann kamen deine Brüder dazu, aber das sollten sie dir selber erzählen, da geht es dann schon in eure Familie rein und ich will mich da nicht einmischen." Ich war sprachlos. Milan und Matteo haben ihren eigenen Bruder verloren.
,,Das.. tut mir leid." Er winkte nur ab und zwang sich zu einem lächeln. ,,Schon okay Es muss dir nicht leid tun.", sagte er. Dann schob er mich von seinem Schoß und stand leicht taumelnd auf und zog mich auch auf die Beine. Verwirrt schaute ich ihn an.
,,Ich hab Hunger.", gab er Schulterzuckend zu und nahm meine Hand, als er meine Hand nahm kribbelte mein Bauch. Aber ich ignorierte es und ging zusammen mit ihm runter.
,,Ich hatte Pizza vorhin für uns gemacht, deswegen wollte ich dich auch holen aber ich denke die ist jetzt kalt.", meinte ich leise und er guckte auf die Pizzen die auf der Kücheninsel standen.
,,Zieh dich um. Wir fahren in ein Restaurant, ich habe keine Lust jetzt noch irgendwas zu kochen. Wir treffen uns in 10 Minuten bei der Haustür." Und damit verlies er die Küche und ging nach oben, aber es dauerte keine 2 Minuten, da kam er schon wieder runter. ,,Wir müssen das verschieben, habe vergessen das ich leicht angetrunken bin.. Wie wärs wenn wir was bestellen und dann irgendeinen Film gucken?" Ich musste leicht lächeln, nickte dann aber. ,,Ich suche einen Film aus!", sagte ich und rannte ins Wohnzimmer.
Ich hörte wie Matteo lachte, und dann auch ins Wohnzimmer kam und sich auf das Sofa setzte. ,,Was magst du essen, princesa?", fragte er mich, und bei dem Wort princesa musste ich leicht lächeln, was er aber natürlich nicht sah, weil ich mit dem Rücken zu ihm gedreht war. ,,Können wir Sushi bestellen?", fragte ich ihn dann und drehte mich zu ihm.
Matteo nickte und ging auf den Flur, um wahrscheinlich beim Lieferdienst anzurufen.
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Mr. & Mrs. Canelloni
Roman d'amourMirabella hat jeden außer ihren Onkel und ihren gleichaltrigen Cousin verloren. Ihre Brüder? Verschwunden. Ihr Vater? Interessiert sich nicht für sie. Ihre Mutter? Verstarb vor einem Jahr bei einem Unfall, seither wohnt sie bei ihrem Onkel und ihrem...