Kapitel 28. - Alejandro

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Mirabella

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Raffael, Adrian und Matteo waren jetzt schon eine Woche weg, und es ist eine reinste Katastrophe hier.

Tagsüber sind Nicolas und ich in der Schule und Milan kümmert sich Zuhause um alles. Die Jungs sind abends immer in deren Büros, weil sie sich um wichtige Sachen kümmern, die Matteo ihnen täglich schreibt.

Das geht nun schon ein paar Tage so. Die ersten Tage waren noch normal, und wir haben Abends immer zu dritt einen Film geschaut oder haben etwas gebacken. Obwohl das Backen nie gut ausgegangen ist, haben wir es dann doch irgendwie überlebt.

Dann kam eines Abends der Anruf von Matteo, und beide sind sofort in deren Büros verschwunden. Wenn ich sie frage, was los ist blocken sie direkt vom Thema ab.

Ich lasse meinen Blick durch das Klassenzimmer schweifen und versuche nebenbei meine Gedanken zu sortieren. Es ist sehr still im Klassenzimmer, jeder ist konzentriert am arbeiten, mein Blick bleibt bei meinem Bruder hängen, welcher nervös auf die Uhr über unserer Klassenzimmertür starrt. 

Nicolas schaut zu mir rüber, da er anscheinend bemerkt hat, dass ich ihn anstarre. Er zieht fragend eine Augenbraue hoch, aber ich schüttele nur den Kopf, um ihm zu verdeutlichen, dass alles gut ist.

Eigentlich würde ich schon gerne wissen, was ihn so nervös werden lässt, aber ich weiß auch, dass er mir das niemals erzählen wird.

Noch zwanzig Minuten Unterricht, dann haben wir Pause. Ich werde dann einfach Nicolas fragen was los ist. Oder vielleicht doch lieber Kylian, wir sagen uns schließlich alles, auch wenn wir es mal nicht dürfen. Es gibt einfach nichts, was wir uns verheimlichen.

Die Stille im Klassenraum wird durch ein lautes Klopfen an der Tür unterbrochen und jeder einzelne guckt zur Tür.

Ein Junge, mit Pechschwarzem Haar betritt den Raum. Seine Gesichtszüge sind Markant und er ist gut gebaut. Er strahlt eine ähnliche Dominanz wie Matteo aus. In seinen Augen ist dieselbe Kälte, wie in den Augen von Milan.

Seine raue Stimme verpasst mir eine Gänsehaut, als er anfängt zu sprechen.

,,Entschuldigen Sie die Störung, aber ich bin ein neuer Schüler.", sagte er und unser Lehrer sah ihn mit zusammen gezogenen Augenbrauen an. ,,Alejandro, Sir. Alejandro Sanchez."

Unser Lehrer nickte Alejandro zu, und deutete ihm dann sich zu setzen. Normalerweise bittet unser Lehrer einen neuen Schüler immer sich vorzustellen, aber vor diesem Alejandro, hat sogar er Respekt. Sein Blick könnte einen direkt in die Knie zwingen.

Alejandro läuft durch die Stuhlreihen, und setzt sich auf den freien Platz, der neben Kylian ist.

Aus dem Augenwinkel kann ich erkennen wie Nicolas den neuen mit einem skeptischen Blick mustert. Ich frage mich echt, ob die beiden sich kennen, denn auch der neue wirft meinem Bruder Blicke zu, die einem echt Angst machen können.

Ohne weiter darüber nachzudenken ignoriere ich den Blickduell der Jungs, und konzentriere mich wieder auf meine Aufgaben.

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Die letzte Stunde ist endlich vorbei und wir können endlich nach Hause. Ich packte gerade meine Tasche zusammen, als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte.

Nicolas oder Kylian konnten es nicht sein, weil wir in der letzten Stunde verschiedene Kurse hatten und wir uns nach einer Zeit einfach darauf geeinigt haben, dass wir uns alle drei am Parkplatz treffen.

Leichte Panik machte sich in mir breit, dennoch drehte ich mich langsam um und sah in die kalten Augen von Alejandro. Sein Haar hing ihm strähnig in sein Gesicht, und ich konnte erkennen, dass sein lächeln, welches er aufgesetzt hatte eindeutig nicht echt war.

Ich sah ihn verwirrt an, zwang mich dann jedoch auch zu einem kleinen Lächeln. ,,Entschuldige, aber ich habe keine Zeit, mein Bruder wartet.", erklärte ich ihm wahrheitsgemäß. Alejandro zog eine Augenbraue hoch, und sah mich nachdenklich an, so als würde er herausfinden wollen, ob ich wirklich die Wahrheit erzähle.

,,Er ist also dein Bruder?", fragte er mich nachdenklich. Etwas verwirrt über seine Frage, nickte ich einfach nur.

,,Nicolas Rodriguez ist also dein Bruder.", sagte er und ich konnte deutlichen Hass aus seiner Stimme raushören. ,,Ja, aber ich muss jetzt echt los, also wenn du mich bitte loslassen könntest?", fragte ich ihn freundlich, aber er dachte nicht einmal daran mich loslassen zu wollen.

Nun machte sich die Panik wieder bemerkbar, die ich eigentlich relativ gut wegstecken konnte.

Alejandro machte einen Schritt auf mich zu, seine Hand immer noch auf meiner Schulter. Er sah zu mir runter, und legte zwei Finger unter mein Kinn. Damit hob er meinen Kopf an, und ich sah ihn direkt an.

Ich hatte Gänsehaut, und ich zitterte, obwohl mir nicht einmal kalt war. Ein leises zischen entfuhr mir, als ich merkte wie er stärker zudrückte.

,,Ich habe dich etwas gefragt.", erklärte er mir, und seine Stimme jagte mir einen Schauer über den Rücken.

Gerade wollte ich etwas sagen, als ich hörte wie die Tür zum Klassenzimmer aufgerissen wurde, in Alejandros Augen bildete sich für einen kurzen Moment so etwas wie Schock, aber richtig erkennen konnte ich es nicht, da er sich recht schnell wieder einkriegte.

Ich atmete erleichtert aus als ich die Stimme von Milan wahr nehmen konnte. ,,Mira! Hier bist du, ich habe dich überall ge-", er stoppte mitten im Satz, und man konnte spüren wie wütend war. Das nehme ich als Zeichen, dass auch Milan ihn kennt.

,,Sanchez. Was machst du hier? Wer hat dich diesmal geschickt? Wieder mein Vater?", fragte er zischend, Alejandro lachte leise, er sah mich kurz an, ehe er mich losließ. Sofort nahm ich meine Tasche und ging zu Milan, welcher auch direkt handelte und mich hinter seinen Rücken schob.

Milans Körperhaltung war nicht wie sonst immer entspannt und locker. Nein, sie war angespannt als würde er wissen was gleich passiert.

,,Ich weiß nicht was du meinst, ich gehe hier zur Schule. Was soll ich sonst hier machen?", fragte er mit schief gelegten Kopf. Milan zog scharf die Luft ein. Er war genervt, und das nicht nur ein kleines bisschen.

,,Komm Mira, die anderen warten schon Zuhause.", sagte er und drehte sich zu mir um. Gemeinsam verließen wir den Klassenraum und liefen die Schulflure entlang. Während wir die Schulflure entlang laufen, tippt Milan wie ein irrer auf seinem Handy herum.

,,Wo ist eigentlich Nicolas?", fragte ich ihn, Milan sah mich kurz an, blickte dann aber wieder auf sein Handy. ,,Er musste für ein paar Tage weg, er ist mitten in der letzten Stunde losgefahren. Wir sind also alleine. Deswegen hole ich dich auch ab.", beantwortete er meine Frage. Ich nickte bloß, und bemerkte das wir draußen waren, als mir frischer Wind in mein Gesicht weht.

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Endlich sind wir Zuhause angekommen. Milan ist sofort in sein Büro verschwunden, da er noch irgendwas erledigen muss.

Ich nahm mein Handy heraus, und sah das Matteo mir geschrieben hatte. Seid dem er weg ist, schreiben oder telefonieren wir selten. Meistens hat er keine Zeit oder ich habe keine Zeit. Das letzte mal haben wir am Dienstag miteinander gesprochen, aber auch nicht lange. Ich hatte eine Freistunde, und wir haben die Zeit genutzt um ein wenig zu telefonieren.

Mein Handybildschirm ging wieder aus, aber leuchtete wieder auf, als ich noch eine Nachricht bekam. Diese war allerdings nicht von Matteo oder einen meiner Brüer.

Unbekannt.

Ich ignorierte diese Nachricht einfach, und öffnete die Nachricht von Matteo. Wir werden heute Abend wohl telefonieren. Das stand in der Nachricht. Es macht mich glücklich, wieder mit ihm telefonieren zu können, auch wenn ich weiß, dass es wahrscheinlich nicht lange sein wird.

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Mr. & Mrs. CanelloniWo Geschichten leben. Entdecke jetzt