Vidia
Umzingelt von kunterbunten und glitzernden Farben kämpfte ich mir einen Weg aus meinem Stoffgefängnis. Mein Fuß verhedderte und kaum eine Sekunde später landete ich mit Händen und Knien auf der Erde. Frustriert atmete ich aus, und pustete eine meiner losgelösten Haarsträhnen zurück auf den Kopf. Als ich mich gerade aufrappelte schrillte bereits die schreckliche Stimme der alten Hexe in meine Ohren.
»Vidia, Vidia wo steckst du schon wieder?«, rief sie aufgebracht durch die Räumlichkeiten.
Ich war gefangen in ihren verfluchten Stofflager, dass ich bereits seit drei Stunden versuchte aufzuräumen. Das Bedürfnis diese ganzen Textilien niederzubrennen konnte ich nur umgehen, weil ich wusste, dass ich sonst meinen Job los war.
Aber das Bedürfnis war trotzdem da.
Mit reichlicher Selbstbeherrschung kämpfte ich mir einen Weg raus aus dem Stofflabyrinth. Kurz wollten die Fänge eines hübschen dunkelblauen Samtstoff mich einfangen doch in letzter Sekunde befreite ich mich. Mit etwas Geschicklichkeit fand ich zurück auf meine Beine, ohne erneut Hals über Kopf auf der Erde aufzukrachen.»Ich bin hier!«, rief ich Madam Belisaire zu, die keine Sekunde später im Türrahmen erschien. Wie immer perfekt zurecht gemacht, als würde sie gleich auf eine besondere Gala gehen.Zuerst schien ihr meine entzückende Frisur ins Augenmerk zu fallen. Oder viel mehr betrachtete sie meine wild gewordenen Haarsträhnen mit spitzen Lippen, ehe ihr Blick auf das das Chaos hinter mir fiel.
»Du bist ja immer noch nicht fertig.«, stellte die Hexe mit einem genervten Schnauben fest. Ich bemühte mich um ein freundliches Lächeln.
So wie jeden Tag.
So wie es sich gehörte.
Und von Mal zu Mal wurde es unmöglicher.»Ich bin mir sicher, dass ich morgen fertig werde.«
Niemals.
Dafür würde ich noch mindestens eine Woche brauchen.
Ich hatte es schon unzählige Male mit Zaubern versucht, aber ihre Stoffvorräte waren so ineinander verhakt, dass jeglicher Aufräumzauber scheiterte.Die Ursache lag wohl daran, dass sie seit mehr als 40 Jahren alle möglichen Stoffreste in diesen Raum staute und jetzt endlich einen Knecht gefunden hatte, der die Drecksarbeit machen konnte. Glücklicherweise bekam sie nicht mit, dass ich mir hin und wieder den ein oder anderen Stoffabschnitt borgte, um zumindest zu Hause meinem Hobby nachzugehen. Wohl einer der Gründe, warum ich diesen Job überhaupt noch ausführte.
Mit meinem Handrücken wischte ich mir die Schweißperlen von der Stirn, die sich mittlerweile durch ein Kitzeln auf meiner Haut bemerkbar machten. Ich musste gerade einen unfassbar erbärmlichen Anblick abliefern, denn Madam Belisaires falsches Lächeln verdeutlichte es mir nur zu sehr.
Ein langsamer Blick glitt von Kopf bis Fuß, ehe sie einen fürchterlichen Ton von sich gab und dann wieder in ihrer lauten schrillen Schreckensstimme sprach.
»Das solltest du auch! Und jetzt verschwinde, du hast Feierabend!«Zum Glück.
Ich verabschiedete mich halbherzig und schnappte daraufhin meine Tasche, in der ich heute einen hervorragenden rosafarbenen Stoff mitnahm.
Vor Erleichterung atmete ich aus, als ich die Boutique hinter mir ließ. Seit dem ich klein war, war es mein allergrößter Wunsch gewesen einen eigenen Laden in der Winkelgasse zu eröffnen, oder in Madam Belisaires Boutique Fuß zu fassen. Was für ein törichtes Ding ich doch damals war.
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𝐄𝐧𝐝𝐥𝐞𝐬𝐬
Fanfiction»𝐁𝐮𝐭 𝐰𝐡𝐚𝐭 𝐢𝐟 𝐲𝐨𝐮 𝐚𝐧𝐝 𝐈 𝐰𝐞𝐫𝐞 𝐦𝐞𝐚𝐧𝐭 𝐭𝐨 𝐩𝐚𝐫𝐭 𝐰𝐚𝐲, 𝐨𝐧𝐥𝐲 𝐬𝐨 𝐭𝐡𝐚𝐭 𝐰𝐞 𝐜𝐨𝐮𝐥𝐝 𝐟𝐢𝐧𝐝 𝐞𝐚𝐜𝐡 𝐨𝐭𝐡𝐞𝐫 𝐚𝐠𝐚𝐢𝐧?« Ein Jahr ist vergangen seit dem Lord Voldemort von Harry Potter besiegt wurde. Ein weit...