02 Moving to London

280 12 3
                                    

02 Moving to London
Winter 2013, Montag 4. November
Rose P.o.V.

Heute war es so weit. Heute würden Dad und ich nach London fliegen. Es hat zwar zwei Monate gedauert all das zu organisieren, aber das war es wert. Dad war letzten Monat für eine Woche dort und hat sich nach einem Haus umgesehen und eines gefunden. Nur hat er mir noch nichts davon erzählt, er meinte das ich mir das Haus selber ansehen sollte und mir einen eigenen Eindruck davon machen soll.

"Rose, kommst du?" fragte mich mein Vater hinter mir.

"Einen Moment noch." antwortete ich ihm und sah mich in meinem alten Zimmer um.

"Na gut, ich warte unten vor dem Taxi auf dich." erwiderte er und verließ mein Zimmer. Ein letztes Mal ließ ich meinen Blick durch das Zimmer schweifen. Ich werde es sehr vermissen, denn in diesen vier Wänden bin ich aufgewachsen. In diesem Zimmer habe ich neunzehn Jahre meines Lebens verbracht und jetzt würde ich bald in einer Millionenstadt leben. Das verblasste blau an den Wänden, die weißen Möbel, der weiße Teppich auf dem Parkett Boden, all das muss ich hinter mir lassen. Mein Blick blieb an meinem Nachttisch hängen, dort stand noch ein Bilderrahmen mit einem Bild von mir und meiner Mutter darin. Schnell ging ich zu meinem Nachttisch und nahm das Bild aus dem Rahmen. Den Rahmen legte ich zurück auf den Nachttisch. Das Bild packte ich in mein Portemonnaie und ging dann zur Zimmertür. Ein allerletztes Mal sah ich in mein Zimmer, bevor ich auf den Flur trat und die Tür hinter mir schloss. Auf in ein neues Leben.

Sechs Stunden später standen wir in der Ankunftshalle in London. Es tut gut mit einem neuen Lebensabschnitt zu beginnen.

"Ich kümmere mich mal um die Koffer." meinte Dad und sah mich an.

"Ok. Ich hole mir in der Zeit einen Kaffee bei Starbucks." erwiderte ich.

"Bringst du mir einen mit?" fragte er mich.

"Klar doch." antwortete ich und versuchte ihn anzulächeln, nur gelang es mir nicht. Seitdem Sie gestorben ist, habe ich nicht mehr gelächelt, gegrinst oder gelacht.

Ich setzte mich in Bewegung und beobachtete die Leute hier, als ich zum Starbucks ging. Besonders fielen mir ein paar, ach was sage ich, viele Mädchen auf, die sehr aufgeregt aussahen und Blöcke und Stifte in den Händen hielten. Verwirrt lief ich weiter und betrat das Café, wobei ich jedoch mit jemandem zusammenstieß.

"Das tut mir wirklich leid, ich wollte nicht-" ich brach ab, als ich in zwei strahlend grüne Augen sah.

"Sind meine Augen so interessant?" fragte er mich amüsiert.

"Was?!" erwiderte ich verwirrt. Erst dann fiel mir wieder ein, dass ich ihm immer noch in die Augen starrte.

"Tu-"

"Entschuldige dich nicht dafür!" unterbrach er mich und grinste mich an. Sein Handy brummte und er sah darauf.

"Ich muss los! Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder!" meinte er.

"Man sieht sich immer zwei Mal im Leben!" erwiderte ich leise. Er setzte sich eine Sonnenbrille und eine Mütze auf. Dann lief er zu vier anderen Jungs und verschwand mit diesen in der Masse der anderen Menschen. Einige der Mädchen fingen an zu kreischen und schon bald hörte man nur noch wildes Teeniegekreische in der Halle. Also ging ich in das Café, kaufte zwei Kaffe- To-Go und ging dann zurück zu meinem Vater, der bereits unsere Koffer hatte.

"Hier!" sagte ich und reichte ihm einen Kaffeebecher.

"Danke!" sagte Dad und nahm den Becher entgegen.

"Wo liegt denn das Haus?" fragte ich ihn, als wir im Taxi saßen.

"Etwas weiter außerhalb der Stadt. Es gibt nur drei weitere Häuser in der Nachbarschaft, wovon allerdings nur zwei bewohnt sind, eines steht leer." antwortete Dad mir.

"Und ist das Haus groß?" hakte ich nach.

"Das wirst du noch erfahren." meinte er nur und grinste mich an. In diesem Moment hätte ich ihn auch gern angegrinst, doch es ging nicht. Der Schmerz sitzt noch zu tief. Mein Dad seufzte und sah aus dem Fenster. Er hatte es bemerkt, dass ich seit dem Tag meine Fröhlichkeit verloren habe. Am Anfang dachte er nach ein paar Tagen würde alles wieder seinen normalen Rhythmus finden, doch so war es nicht. Nichts war wie vorher. Das Haus wirkte soviel leerer ohne Sie. Trotzdem fühlte es sich auch so an, als würde sie gleich durch die Tür kommen und uns von ihrem Tag auf der Arbeit erzählen. Davon wie ungeschickt ihre Assistentin ist oder was für ein Problem es mit den Nähmaschinen gibt. Ihr müsst wissen, dass Sie eine bekannte Designerin war.

The Way I loved you | H.S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt