Der vermisste Vater

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Es dauerte knapp eine Woche, bis wir den Sabaody Archipel erreichten. Die ganze Zeit über redete ich kaum ein Wort mit meiner Schwester, ganz zum Ärger der anderen. Immer wieder versuchten sie zwischen uns zu vermitteln, oder uns absichtlich allein in einem Raum zu lassen, damit wir uns aussprachen. Aber wenn man jemanden als stur und dickköpfig bezeichnen konnte, dann waren es wir. Und die Tatsache, dass ich in Kürze meinen Erzeuger treffen würde, heiterte mich auch nicht gerade auf. Ganz zum Bedauern von Ace, der sich seit einigen Tagen nur noch mein Gejammer und meine schlechte Laune anhören musste. Ich denke, er ließ all dies über sich ergehen, solange ich ihn mit unserem Sex ruhigstellen könnte. Die Moby Dick näherte sich der Mangroveninsel und ich staunte nicht schlecht, über die vielen Luftblasen, die sich bildeten, in die Luft stiegen und dann wieder zerplatzten. Thatch erzählte mir die Bedeutung dahinter, als wir an Board standen und uns bereit machten, dass Schiff zu verlassen.

Ich hatte mein neues Messer an meiner kurzen Latzshorts befestigt und meine Haare zu einem hohen Dutt gebunden. Falls dieser Kerl Ärger wollte, war ich definitiv bereit.

„Shali! Komm endlich!" Azura Stimme schreckte mich aus meinen Gedanken und ich verabschiedete mich von Thatch und Vater. Ace konnte ich nicht mehr entdecken, anscheinend war der bereits wieder über alle Berge.

„Ist es noch sehr weit? Ich hab keine Lust mehr über diese langweilige Insel zu laufen um einen Mann zu suchen, den ich nicht kenne und der sich anscheinend nicht für seine Kinder interessiert. Taras Tod ist ihm doch sicherlich vollkommen egal. Genauso wie ihm unser Tod egal wäre oder Mutters."

Doch meine Schwester antwortete mir nicht auf mein Gejammer, sondern blieb kurz darauf an einem kleinen Haus mit der Aufschrift „Shakkys Rip-off Bar" stehen. Ich trat an sie heran und schielte auf ihre Notizen.

„Hier soll das sein?", fragte ich verunsichert.

„Laut der Notiz von Ace, die ihm sein kleiner Bruder hinterlassen hat, ja." Sie ging weiter voran und stand nun direkt vor der runden Holztür, an die sie leicht zögerlich klopfte.

„Dafür, dass du solche Angst vor dem Wiedersehen hast, bist du ziemlich entspannt", ich stand etwas weiter abseits und bemerkte, wie ich nervöser wurde als ich es eigentlich wollte. Meine Hände wurden leicht feucht vom Schweiß und meine Knie zitterten leicht.

„Kannst du endlich mal den Mund halten?!"

Als auch nach weiteren 10 Minuten niemand öffnete oder auf das Klopfen reagierte, zog ich sie wieder fort. „Komm schon! Ich sag doch er will uns nicht sehen."

„Vielleicht war er nur kurz auf der Toilette oder er hat es nicht gehört..." Noch einmal klopfte sie, aber dieses Mal ein wenig energischer.

„Tür ist offen!", hörten wir eine zarte Frauenstimme. Moment, wieso eine Frau? Ob es die Nachfolgerin meiner Mutter war?

Azura öffnete sie und wir traten ein. Die Bar war sehr klein mit einer großen Theke und einer gemütlichen Sitzlounge am Rand. Hinter der Theke neben der Eingangstür stand eine Frau mit kurzen schwarzen Haaren, ich schätze sie auf knapp 60 Jahre und drückte gerade ihre Zigarette aus, als sie uns hereinkommen sah.

„Hallo, können Sie uns bitte sagen, wo wir Rayleigh finden?" Azura redete gar nicht erst um den heißen Brei herum, sondern kam direkt zur Sache.

„Hallo Ladies. Da muss ich euch leider enttäuschen. Rayleigh ist schon wieder seit einigen Wochen nicht mehr zu Haus gewesen. Er treibt sich sicherlich wieder irgendwo im Dorf herum. Kann ich euch etwas zu trinken anbieten?"

Wir schüttelten beide gleichzeitig die Köpfe.

„Wissen Sie, wo wir ihn im Dorf finden können? Es ist wirklich wichtig", Azura ballte ihre Hände und starrte die Unbekannte Frau weiter energisch an.

Feuer und Wasser 1.0 (Ace X OC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt