Schwierige Situation

121 3 0
                                    

„Ich hab dich heute Nacht vermisst", flüsterte Ace mir zu, als ich mich zu ihnen an den Tisch setzte. Sofort bekam ich von seinem warmen Atem an meinem Ohr eine Gänsehaut.
„Leute!" Vista und Haruta verzogen verärgert das Gesicht.
„Und du bist also der Held, der die Hülle meiner Schwester knacken konnte?" Azura stützte ihren Kopf auf ihrer Hand ab. „Das hat bisher nur Sam geschafft."
„Wer ist Sam?" Ace sah mich fragend an, doch ich winkte nur hastig ab und sah sie wütend an.
„Ein alter Freund von uns..." Azura unterbrach ihren Satz als sich Marco und Thatch näherten. Den vorwurfsvollen Blick, den der Koch mir zuwarf, ignorierte ich einfach. Heute Morgen, als ich mit ihm zusammen, das Frühstück vorbereitete, hatte er mich nochmal mahnend darauf aufmerksam gemacht, dass ich mit meiner Schwester über den Tod der Ältesten sprechen musste. Ich hatte ihm zwar gesagt, dass ich noch einen passenden Moment abwartete, aber davon hielt er nicht viel.
„Also weißt du schon wie lange du bleibst?" Marco setzte sich Azura gegenüber und seine Frage richtete sich direkt an sie.
„Möchtest du mich loswerden Blondi?"

Irgendwie tat er mir ja schon ein bisschen leid, wie er andauernd von meiner Schwester provoziert wurde, aber Marco war jemand der mit solchen Aussagen gut umgehen konnte oder zumindest sich nichts anmerken ließ.
„Solange du dich benimmst und Vater kein Problem mit dir hat, ist es für mich auch okay."
„Bist du sowas wie der Chef hier?"
„So ähnlich..." er grinste ihr dabei frech ins Gesicht und ich sah den beiden interessiert bei ihrer Diskussion zu.
„Marco ist unser Vize. Du solltest besser darauf hören was er sagt und dich nicht mit ihm anlegen", Haruta biss genüsslich in seinen Apfel.
„Vize also? Das ist ziemlich sexy."

Während Haruta, Jozu und Ace in lautem Gelächter ausbrachen, verzog Marco keine Miene. Wie er ihr standhielt, war schon beeindruckend und insgeheim stellte ich fest, dass die beiden perfekt zueinander passten. Aktuell schien Marco ihr allerdings weniger froh gesonnen zu sein.
„Wenn du dann damit fertig bist, mich anzuschmachten, würde ich euch Kommandanten vorschlagen zu Vater zu kommen, er ist etwas gereizt aktuell." Dann stand er wieder auf, nahm sich eine Birne vom Tisch und stolzierte wieder nach oben.

Wir beiden starrten ihnen noch eine Weile nach, bis Azura mich am Arm packte und mit an die Luft zerrte. „Komm lass uns etwas sonnen."

Ich tat wie sie mir befohlen hatten und wir setzten uns zusammen an meinen Lieblingsplatz.

Irgendwann muss ich eingeschlafen sein, denn das nächste was ich mitbekam, war Ace Stimme, die sich mir näherte. Meine Schwester war nicht mehr bei mir.
„Hey...", er beugte sich zu mir runter und gab mir einen Kuss auf die Lippen. Mit der Sonne im Rücken und oberkörperfrei sah er wirklich faszinierend aus.

Müde rieb ich mir meine Augen. „Bist du ein Engel?"
Daraufhin fing er an zu lachen und hockte sich neben mich. „Ich denke ich bevorzuge lieber den Teufel. Hast du dir schon überlegt, was mit der Teufelsfrucht deiner Schwester passieren soll?"

„Eigentlich dachte ich ja, dass Thatch sie essen könnte, aber jetzt wo Azura da ist... ich weiß nur nicht ob sie das auch möchte, außerdem weiß sie noch nichts von Taras Tod." Erschöpft legte ich meinen Kopf auf seinen Schoß und seine Finger vergruben sich in meinen Haaren.
„Hast du immer noch nicht mit ihr gesprochen?"
„Nein... ich verpasse es andauernd. Immer wieder warte ich auf einen geeigneten Moment, aber den wird es wohl nie geben."
„Je länger du es hinauszögerst, umso mehr quält es dich."
„Ich weiß...Thatch nervt mich schon die ganze Zeit damit..."
Er legte sich hin und verschränkte seine Arme hinter dem Kopf. „Steht sie eigentlich auf Marco?"
„Keine Ahnung, um ehrlich zu sein. Ich glaube sie will ihn einfach nur provozieren."
„Da seid ihr euch anscheinend sehr ähnlich", grinste er.
„Aber sie würden ein tolles Paar abgeben oder?"
„Hm...keine Ahnung. Marco ist sehr verschlossen in dieser Angelegenheit."
„Dann müssen wir wohl etwas nachhelfen!"
„Vergiss es! Die beiden kriegen das auch ohne uns hin... oder eben nicht." Er setzte sich auf und durch diese ruckartige Bewegung fiel ich von seinem Schoß. „Du mischt dich da besser nicht ein." Er packte meine Handgelenke und drückte mich auf den harten Boden.
„Dann halte mich doch auf, wenn du kannst."
„Forderst du mich schon wieder heraus? Ich dachte eigentlich ich hätte dir bereits bewiesen, wer der Stärkere von uns beiden ist."

In einem Moment der Unachtsamkeit drückte ich mein Knie leicht in seinen Schritt und hauchte ihm einen leichten Kuss auf die Lippen. Dieser Augenblick reichte, damit er kurz schwach wurde und ich mich aus seinem Griff befreien konnte.

„Und ich dachte eigentlich, dass du inzwischen weißt, dass ich gut auf mich aufpassen kann", ich zwinkerte ihm zu und begab mich langsam auf den Weg nach unten, während ich ihn einfach dort sitzen ließ.

„Shali? Schläfst du heute Nacht wieder bei mir?" Als ich mich umdrehte musste ich kichern als ich sein zu einem Schmollmund verzogenes Gesicht sah. „Nur wenn ich auf der Fensterseite liegen darf."
——-
„Shali! Sag deiner Schwester bitte, dass sie mir nicht weiter auf die Nerven gehen soll. Auf mich will sie ja nicht hören, yoi."
„Komm schon Blondi, ich will doch nur, dass du dich ein einziges Mal in einen Phoenix verwandelst."
„Ich habe dir schon oft genug gesagt, dass ich das nicht einfach so zum Spaß mache."
„Naja neulich, als ihr mich von Board geworfen habt..."
„Klappe Ace!" Als ich mich umdrehte, sah ich Ace Sommersprossengesicht hinter mir aufblitzen.
„Du bist ein richtiger Spießer..."

„Azura, kann ich mit dir sprechen?" Ich beschloss den Moment zu nutzen und ihr endlich über Taras Schicksal zu berichten. So hatte Marco seine Ruhe und ich ein Problem weniger.
„Klar..." Sie folgte mir etwas abseits der Männergruppe, die sich inzwischen um sie und Marco versammelt hatten. „Warum bist du so ernst? Von diesem Blick kriegst du noch Falten."

Ich spürte, wie meine Handinnenflächen anfingen zu bluten, als ich meine Fingernägel dort hineinpresste.
„Oh eine Schatztruhe", sie unterbrach mich und rannte zur Truhe, in der die Nero Nero no mi von Tara aufbewahrt wurde.
„Azura! Hör mir zu..." Doch in dem Moment öffnete sie sie und schreckte mit geweiteten Augen zurück.
„Ist das...ist das... Shali, das ist aber nicht die Frucht die wir vor 15 Jahren in Baterilla gefunden haben oder?!"

Mein Blick wanderte zu Boden. Ich traute mich nicht ihr in die Augen zu sehen. In meinem Kopf war ein Rauschen und die einzigen Geräusche, die noch zu mir durchdrangen waren die Wellen die an dem Schiff abprallten und das Flattern des Segels.
„SHALI! SAG ETWAS!"
Meine Hände wanderten in mein Gesicht und ich hielt sie mir vor die Augen, um meine herannahenden Tränen zu verbergen.
„WARUM HABT IHR DIE TEUFELSFRUCHT VON TARA BEI EUCH?! WAS IST PASSIERT?!"
„Wir haben sie gefunden", Ace Arm legte sich um meine Schulter und seine Wärme und Nähe beruhigte mich für den Moment.
„Wo habt ihr sie gefunden?"
„Auf einer Sommerinsel unweit vom Sabaody Archipel."
„Warum hast du mir nichts erzählt Shali?!"
„Ich...ich..." mehr brachte ich in dem Moment nicht heraus.
„VERDAMMT!" Azura sank zu Boden und boxte so doll vor Wut in den Boden, bis ihre Hand anfing zu bluten und als sie erneut ausholen wollte, hielt Marco ihren Arm in der Luft fest.
„Shali, wollte es dir nicht sofort nach eurer ersten Begegnung erzählen, yoi. Aber ja, deine Schwester ist tot."
„WIE KANNST DU ES WAGEN, MIR DAS SO FRECH INS GESICHT ZU SAGEN?!"
„Weil es die Wahrheit ist, und je schneller du es akzeptierst, desto besser."
Sie sprang auf und baute sich mit tränenverschmiertem Gesicht vor ihm auf. „HALT DEINE KLAPPE!"
Doch er antwortete nicht mehr, sondern hatte seine Augen weiterhin auf meine Schwester gehaftet und strahlte so eine innere Ruhe aus, die wahrlich zum Fürchten war.

Azura trommelte wie verrückt auf seine nackte Brust und ihre Worte waren vor lauter Schluchzen nicht mehr klar zu verstehen. Aber Marco ließ es einfach geschehen und die anderen schauten uns nur mitleidig an, wie wir beide wie zwei Häufchen Elend in den Armen der beiden Männer hingen. Doch während ich mich relativ zeitnah beruhigte, wurde meine Schwester vor Erschöpfung ohnmächtig. Ihre zarten Hände hatten sich in Marcos Hemd gekrallt und die Tränen liefen ihr auch mit geschlossenen Augen noch weiterhin über die Wangen.
„Ich kümmere mich um sie, yoi", Marco hob sie in seine Arme und trug sie nach drinnen.

Feuer und Wasser 1.0 (Ace X OC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt