Capter 20

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Die Dunkelheit senkte sich langsam über den Campus, als ich aus dem Universitätsgebäude trat. Mit dem einsetzenden Winter wurden die Tage immer kürzer und bereits um halb 5 setzte die Dämmerung ein. Ein kalter Wind strich durch meine Haare, und ich zog die Jacke fester um mich, während ich meine Gedanken sortierte. Die Worte von Brian und Sheila hallten weiterhin in meinem Kopf wider und liessen mir keine Ruhe.

Die Last des schlechten Gewissens drückte schwer auf mich, und ich konnte Hunter den ganzen Tag über nicht finden. Brian hatte mir am Nachmittag erzählt, dass er immer noch im Training sei. Ash und Jaxon hatten bereits versucht, mit ihm zu sprechen und ihm eine Pause zu empfehlen, aber er schien nicht darauf hören zu wollen. Stattdessen trainierte er weiter wie besessen.

Seufzend verstaute ich meine Hände in den Jackentaschen und überquerte den weitläufigen Campus. In der Ferne tauchten allzu vertraute dunkle Wolken auf und verdeckte die untergehende Sonne hinter einem dunklen Schleier. Regen zu dieser Jahreszeit war nichts Ungewöhnliches. Ich beschleunigte meine Schritte, als ich die Eingangstür zur Sporthalle erreichte.

Entschlossen betrat ich das Gebäude. Doch kaum drinnen, wurde mir bewusst, dass ich mich erst orientieren musste. Die Sporthalle schien ein Labyrinth aus Gängen zu sein, und für mein orientierungsloses Wesen war das eine Herausforderung. Frustriert stöhnte ich auf, als ich einen vermeintlichen Gang entlang lief, nur um festzustellen, dass er sich als Sackgasse entpuppte.

,,Hier findet auch kein Mensch die Räume", murmelte ich, während ich jeden Gang abklapperte, auf der Suche nach dem richtigen Weg. Schliesslich stiess ich auf eine kleine Mappe, die den Grundriss des Gebäudes enthielt. ,,Wow, das wäre vor 15 Minuten hilfreich gewesen, wenn es beim Eingang gehangen hätte", schnaubte ich und lief Richtung Eishalle.

Beim Öffnen der schweren Tür traf mich sofort die kühlere Luft der Halle. Meine Augen gewöhnten sich langsam an das gedämpfte Licht, während ich mich umsah. Schon von Weitem konnte ich das charakteristische Geräusch von Schlittschuhen auf dem Eis hören, begleitet von den dumpfen Schlägen eines Hockey-Pucks. Ich setzte meinen Weg fort und meine Schritte hallten gedämpft auf dem glatten Boden. Als ich näher kam, wurde Hunters Gestalt auf dem Eis immer deutlicher erkennbar.

In voller Montur stand er auf dem Eis und schoss einen Puck nach dem anderen auf das Tor. Verschiedene Hindernisse, die wahrscheinlich die Gegner darstellen sollten, waren auf dem Eis positioniert. Sein Gesichtsausdruck blieb mir verborgen, doch seine Haltung verriet Anspannung und Konzentration. Während er sich über das Eis bewegte, kamen mir wieder Sheilas Worte in den Sinn.

Unsicher, wie ich auf Hunter zugehen sollte, verharrte ich an meinem Platz. Sein Schläger glitt geschmeidig über das glänzende Eis, jedes Mal mit einer Wut, die die schwarzen Scheiben ins Tor schleuderte. Eine innere Unruhe ergriff mich. Warum war ich überhaupt hier? Ich wusste nicht einmal, ob Hunter meine Anwesenheit benötigte oder gar wünschte. Das Gefühl der Überforderung breitete sich in mir aus, wie so oft.

Tief in meine Gedanken versunken, bemerkte ich nicht, dass Hunter aufgehört hatte zu spielen. "Allie?", erklang seine vertraute Stimme und ich hob meinen Blick. Ich spürte, wie mein Puls in die Höhe schoss, als Hunter den Helm abnahm. Seine dunklen Haaren waren durcheinander und dennoch wirkte er unglaublich attraktiv. In seiner Hockeyausrüstung strahlte er eine natürliche Dominanz aus, als wäre er für diesen Sport geboren. Als mein Blick seinem begegnete, spürte ich, wie es mir mein Herz zusammendrückte. Seine sturmgrauen Augen wirkten trüb, ein Schleier lag darüber und seine sonst so blitzenden Augen hatten nichts mehr von der lebendigen art übrig.

Ein vorsichtiges Lächeln stahl sich auf meine Lippen, und ich hob meine Hand zur Begrüssung. ,,Hey", sagte ich leise und näherte mich der Brüstung, die die Eisfläche von der Tribüne trennte. Hunter kam auf mich zu, blieb vor mir stehen. Normalerweise überragte er mich um einiges, doch die erhöhte Tribüne liess mich zum ersten Mal auf ihn herabblicken, wenn auch nur um einige spärliche Zentimeter. Sein Atem bildeten kleine Wolken, da es kühl in der Halle war und ich betrachtete ihn aus der Nähe.

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