Capter 26

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Mein Blick schweifte durch die plaudernde Menge, und ich genoss den Moment der Stille für mich. Brian, Hunter, Ash und die anderen Freunde standen um einen Tisch und feierten den Geburtstag ihres Freundes. Sheila unterhielt sich gerade mit einem Mädchen, welche nach mir eine Cousine ist, da sie ähnliche Gesichtszüge besitzen. Nachdem ich von mehreren Leuten mit Fragen gelöchert worden war, hatte ich mir ein ruhiges Plätzchen gesucht, um mein Glas Wasser in Ruhe zu trinken und das Geschehen zu beobachten. 

Als mein Blick auf meine Uhr fiel, setzte ich mich abrupt auf. Mist, mein letzter Bus fährt in zehn Minuten. Hastig leerte ich mein Glas und suchte in der Menge nach Sheila, doch sie war nirgends zu sehen. Auch Hunter war zwischen den anderen Freunden verschwunden, und ich konnte ihn nicht ausfindig machen. Entweder gehe ich jetzt sofort und schreibe ihnen, dass ich gehen musste, oder ich suche sie und verpasse dadurch meinen letzten Bus. Das würde bedeuten, dass ich den Weg bis zum Bahnhof zu Fuss zurücklegen müsste, was über 30 Minuten dauern würde.

Unentschlossen biss ich mir auf die Unterlippe und zog mein Handy heraus. Du hast Hunter versprochen, nicht zu gehen. Mahnte mich meine innere Stimme und ich spürte, wie sich das schlechte Gewissen in mir regte. Aber ich musste den letzten Bus erwischen. Ich könnte auch laufen, doch im Dunkeln. Alleine. Eine Gänsehaut überzog mich und vergangene Szenen blitzten vor meinen inneren Augen auf.

,,Niemand wird dir helfen", höhnisch lachte er und packte mich brutal am Handgelenk. Ein leises Schluchzen entfuhr mir und ich presste meine Hand auf meinen Mund, um den Laut abzudämpfen. Eine eisige Kälte schlug sich um meine Lunge und drückte mir die Luft ab. ,,Schlampe, wie oft hab ich dir gesagt, du sollst deine verdammte Klappe halten!", schrie er mich an und zog mich grob hoch, damit ich in seine stechend blauen Augen sehen musste. Sie waren kalt und leer, ohne jegliche Emotion oder Liebe. Nichts, nur pure Aggression. Er holte aus und als Nächstes spürte ich einen stechenden Schmerz auf meiner Wange. Die Ohrfeige war so kräftig, dass ich nach hinten stolperte und meinen Rücken an die Wand prallte. Ich rutschte auf den Boden und blieb zusammengekauert sitzen. ,,Hör auf", brachte ich zitternd heraus, doch er lachte bloss und machte weiter, brach mich und zerstörte den Wert, welchen ich in mir fand, mit jedem Schlag und mit jeder Tat.

,,Ich habe mich schon immer gefragt, wie naiv du bist, aber so naiv?", lachte er und riss mich an den Haaren hoch, damit ich in sein Gesicht sehen musste. Ein Wimmern kam über meine Lippen und ich sah, wie sich Zorn in seinen Augen sammelte. ,,Noch ein Laut", flüsterte er bedrohlich und ich biss mir auf die Zunge, als er mich mit einem wütenden Stoss auf den Boden schmiss. ,,Lächerlich. Du bist ein Niemand. Merk dir das. Du wirst geben und niemals nehmen, hast du mich verstanden", seine braunen Lackschuhe traten vor meine Augen auf und ich krümmte mich zu meinem eigenen Schutz zu einer Kugel zusammen. ,,Ja", flüsterte ich leise und ein Lachen kam ihm über die Lippen. ,,Genau", er kniete sich hin und das nächste, was ich spürte, war seine Hand auf meinem Oberschenkel.

Meine Hände zitterten, und schwarze Punkte tanzten vor meinen Augen. Ich musste den Bus erwischen. Kalte Panik ergriff mich, und ich spürte, wie mir die Kontrolle entglitt. Ein Schauer durchfuhr mich, und ich sprang abrupt auf. Ohne ein weiteres Wort bahnte ich mir den Weg durch die Menge und lief den Korridor entlang zum Eingangsbereich. Ich nahm meine Jacke vom Haken, zog sie an und warf einen Blick auf die Uhr. Es war bereits nach 11 Uhr, und draussen war es dunkel. Stockdunkel und die pechschwarze Nacht hatte sich über die Stadt gelegt. Panisch umklammerte ich meine Tasche und starrte in die Dunkelheit. Die Dunkelheit war seit dem ER mich zerstörte eine meiner grössten Ängste, weshalb ich auch immer beim Einschlafen ein kleines Licht benötigte, ansonsten brach die Panik über mich hinweg. Er ist nicht hier. Wiederholte ich mehrmals in meinem Kopf, um mich zu beruhigen. Ich nahm einen tiefen Atemzug und schloss dabei meine Augen. 

You're my soulmateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt