,,Was?!", entfuhr es mir, als ich die Sekretärin fassungslos anstarrte. Die grelle Deckenbeleuchtung spiegelte sich in ihren Brillengläsern, während sie hektisch auf ihrer Tastatur herumhämmerte. Ihre Finger flogen so nervös über die Tasten, dass ich beinahe Mitleid bekam. „Es tut uns wirklich leid, aber es scheint ein Missverständnis vorzuliegen", murmelte sie und blickte mich unsicher an. Ihr Lächeln war bemüht, doch ihre Augen verrieten pure Hilflosigkeit. Sie konnte wohl kaum etwas für dieses Missverständins.
„Gibt es da nicht noch eine andere Lösung?", fragte ich mit zusammengepressten Lippen. Ich spürte, wie die Enttäuschung und eine leise Panik in mir aufkeimte.
„Leider nein", sagte sie, während sie eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht strich. „Alle anderen Zimmer sind besetzt. Wir sind dieses Semester vollkommen ausgebucht, aber ich kann Ihnen gern für das nächste Semester eines reservieren.", bot sie an. „Nein!", platzte es aus mir heraus, lauter als beabsichtigt. Die ältere Dame zuckte zusammen und sofort schoss mir die Scham ins Gesicht.
„'Tschuldigung", murmelte ich reumütig und liess meinen Blick auf den Boden sinken. Meine Finger verkrampften sich um den Griff meines Koffers, während ich mir gestresst durch mein braunes Haar fuhr. Das durfte doch einfach nicht wahr sein. Warum musste ausgerechnet bei mir etwas schieflaufen? Auf keinen Fall gehe ich in das Zimmer. Niemals.
Die Sekretärin räusperte sich leise. „Sie können auch vorübergehend in dem Zimmer bleiben, bis eines frei wird. Im ersten Semester verlassen oft einige Studierende die Unterkunft vorzeitig." Meine weissen Schuhe, die erstaunlicherweise noch immer blitzsauber waren, fesselten meinen Blick. Ein Wunder, dass die noch weiss sind, wenn ich daran dachte, wo ich schon überall durchgelaufen bin mit denen.
Ich kniff kurz meine Augen fest zusammen und umklammerte meinen Koffer fest. Komm schon, Allie. Das wirst du aushalten, nicht jeder ist so wie ER. Eine Alternative? Keine. Wenn ich das Zimmer nicht nehme, ist die Chance, dass ich dieses Semester die Distanzen nach Hause pendeln muss gesichert und ein Abo mit der Bahn ist zu teuer, was nicht infrage kommt. Über ein Auto müssen wir gar nicht diskutieren. Der Bus wäre eine Option, aber am Abend so spät nach Hause fahren, stand für mich ausser Frage. Das Stipendium würde für die Unterkunft aufkommen...auch wenn es nicht genau das war, was ich mir vorgestellt habe.
,,Na gut, aber wirklich nur so lange wie nötig", gab ich schliesslich leise nach und sah die Sekretärin wieder an, welche direkt viel erleichterter aussah. ,,Sehr schön. Hier wäre der Schlüssel. Falls etwas ist, kommen Sie einfach vorbei und es tut uns ausgiebig leid, dass es nicht mit der Zimmereinteilung geklappt hat.", sie lächelte und schob mir einen kleinen, blankpolierten Schlüssel über die Theke, zusammen mit einer in blauumwickelter Schokolade.
Augenblicklich musste ich leicht lächeln und sah die ältere Dame an. ,,Vielen Dank und entschuldigen Sie, dass ich Sie so angefahren habe", ich nahm den Schlüssel und die Schokolade.
„Ach, das ist doch schon wieder vergessen", winkte sie ab. „Ich wünsche Ihnen einen guten Start, Mrs. Bishop." Noch einmal bedankte ich mich, dann verliess ich das Sekretariat. Die schwere Holztür schwang hinter mir zu und ich blieb einen Moment im Flur stehen. Mein Herz schlug schwer in meiner Brust. Ich schaffe das.
Ich kramte mein Handy aus der Jackentasche hervor, während ich mich mit einer Hand noch an meinem Koffer festhielt. Hektisch öffnete ich den Campusplan. Die eingravierte Nummer auf dem schweren Metallschlüssel half mir schnell weiter. Dritter Stock, ganz am Ende des Ganges. Ein leiser Seufzer entwich meinen Lippen, als ich das Handy wieder wegsteckte und mich auf den Weg machte.
Der Flur war voll von Stimmen, Studenten liefen geschäftig hin und her, einige trugen Umzugskartons, andere unterhielten sich laut lachend. Ich zog meinen Koffer etwas fester hinter mir her und versuchte, mich nicht überfordert zu fühlen. Gerade als ich um eine Ecke bog, krachte ich unvermittelt gegen eine Person. Ein erschrockener Laut entrang sich mir, als ich das Gleichgewicht verlor, nach hinten taumelte und unsanft auf dem kalten, harten Boden landete.

DU LIEST GERADE
You're my soulmate
RomanceHunter Wintergarden Sein Name steht für Erfolg, Ruhm und ein Leben, das viele beneiden. Auf dem Eis ist er ein Star, der die Menge mit seinem aussergewöhnlichen Talent und seiner elektrisierenden Präsenz begeistert. Abseits des Eises ist er ebenso...