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Nicht weit von meinem Haus kam ich zum Stehen und stützte mich mit meinen Händen auf meinen Knien ab, während ich mit meinem Oberkörper hinuntergebeugt war. Der Regen prallte auf mich herab und hatte mich bereits komplett durchnässt. Das Atmen fiel mir schwer, mein Herz raste.

Die letzten Schritte zu meinem Haus packte ich noch gerade so. Jegliche Kraft verließ mich, ich konnte nicht mehr. Mit dem Rücken glitt ich die kleine seitliche Steinmauer an den Mülltonnen hinunter und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Schon lange hatte ich nicht mehr so einen Zusammenbruch gehabt. Nicht mehr so geweint und mich so elend gefühlt. Erst seit er wieder da war.

Der Regen wurde immer stärker, doch ich hatte einfach keine Kraft mehr aufzustehen. Aufzustehen, zur Türe zu laufen und wenigstens das Treppenhaus zu betreten, es ging einfach nicht. Ich wollte auch nicht, denn selbst meine verdammte Wohnung erinnerte mich an ihn. Alles hier erinnerte mich an ihn.

Wenige Minuten später hörte ich ein Auto, das nicht weit vor mir zum Stehen kam. Ich musste nicht einmal darüber nachdenken, wer das sein konnte. Ich hielt mir meine Hände so stark vors Gesicht, dass es schon wehtat. Ich wollte ihn nicht sehen, er sollte einfach verschwinden.

Ich spürte seine Präsenz vor mir, er hatte sich zu mir hinunter gekniet. Er legte seine Hände um meine und wollte sie von meinem Gesicht ziehen, doch ich weigerte mich.
,,George...'' hauchte er meinen Namen. Ich begann zu zittern aus Reaktion der kühle, dem nassen regen und seiner Berührung.

,,Lass mich...bitte...'' schluchzte ich.
Als er erneut versuchte meine Hände von meinem Gesicht zu lösen überkam es mich. Ich richtete mich auf, er tat es mir gleich.
,,Du sollst mich in Ruhe lassen!'' schrie ich ihn an.
,,Verschwinde einfach! Verschwinde aus meinem Leben!'' Meine Augen brannten als hätten sie Feuer gefangen. Meine Brust schmerzte als würde sich ein Dolch darin befinden.

,,Nein'' sagte er.
,,Ich werde nicht gehen.''
Mir wurde schlecht. So schlecht, dass mir danach war mich zu übergeben.
Vor zwei Jahren musste ich ihn anflehen nicht zu gehen, bei mir zu bleiben, ganz egal wann und nun wollte er nicht gehen. Gehen, wenn ich ihn anflehte es zu tun.

Mein Körper gab nach und war dabei das Gleichgewicht zu verlieren, doch ehe ich auf dem Boden landete, fing Clay mich auf und zog mich in eine feste Umarmung. Mein Kopf verweilte auf seiner Schulter. Trotz des Regens nahm ich seinen Duft wahr. Den Duft der mich einst so verrückt gemacht hatte, nach dem ich mich gesehnt hatte.

Ich schloss meine Augen und ließ meinen Tränen ein weiteres Mal freien Lauf. Ich weinte in den Armen der Person, die verantwortlich für diese Tränen und für diesen Schmerz war. Doch wieso fühlte es sich gut an? Gut seine Arme um mich zu spüren, die mir den Halt gaben, den ich brauchte. Den Halt, den er mir zugleich auch nahm.

Ich wusste weder, was ich denken, fühlen noch tun sollte. Ich hatte das Gefühl ein weiteres Mal am Ende zu stehen. Ich wollte, dass er ging. Dass er ging und nie wieder in mein Leben trat. Doch zugleich wollte ich auch, dass er blieb. Dass er blieb und nie wieder verschwand.

Meine Hände krallten sich in seinen Oberarmen fest. Mir wurde so schwindelig, dass ich befürchtete jeden Augenblick schwarz vor Augen zu sehen. Es war einfach alles zu viel für mich. Mein Herz ertrug das alles einfach nicht mehr. Wie oft musste ich noch denselben Schmerz durchleben? Ich war so durch den Wind und verloren, dass ich kaum noch etwas mitbekam. Ich wusste nur noch, dass ich plötzlich irgendwie in meinem Bett lag, bevor ich meine Augen schloss und einschlief.


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Warum ist diese Story eigentlich zu 98% nur sad? Damit hab ich nicht mal gerechnet 😂

Aber lieben wir!

Soft; but not my heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt