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,,Willst du mich verarschen?'' war das erste was mir entfuhr nachdem er ausgestiegen war.
,,Können wir reden?''
,,Reden? Du stalkst mich während der Arbeit und fährst mir wie ein Geisteskranker noch hinterher, dass ich mir weiß Gott für ein Szenario ausmale. Und du fragst mich einfach so, ob wir reden können?'' platzte es aus mir heraus.
,,Welcher noch so dämlicher Gedanke hat dich überhaupt davon überzeugt, dass ich mit dir reden würde? War ich letztens nicht deutlich genug?''
Ich war froh ihm wenigstens verbal widerstehen zu können, denn in dem Moment als Clay ausgestiegen war überkam mich absurde Wärme.

Er machte langsame Schritte auf mich zu.
,,Das warst du.''
,,Huh?''
,,Deutlich genug, aber damit gebe ich mich nicht zufrieden'' sagte er.
Ich biss mir auf die Unterlippe.
,,Wie kann man nur so ein verdammt egoistisches Arschloch sein?''
,,Ein Arschloch dem du nicht widerstehen konntest.''

Inzwischen stand er direkt vor mir. Ich betete, dass ein Auto kam und solange hupte, dass er wieder einsteigen und wegfahren musste, doch natürlich stand er kaum auf der Straße, denn er war den Weg, den ich durchgelaufen war, ein Stück hineingefahren. Das Leben stand wirklich nicht auf meiner Seite.

Ich drehte mich um und wollte gehen, doch er hielt mich am Handgelenk fest und hielt mich somit auf. Als ich seine Berührung wahrnahm, stieg Hitze in mir auf. Fuck, ich durfte nicht nachgeben. Nicht nach allem was ich durchmachen musste. Er tat mir nicht gut, überhaupt nicht gut. Doch alles in mir schrie so sehr nach ihm. Wieso musste er wieder in mein Leben treten?

,,Lass uns reden, bitte'' sagte er und strich mit seinem Daumen über meinen Handrücken.
Ich schaute in seine Augen, die mich wieder sofort verführten, genau wie damals. Schon damals konnte ich ihm nie widerstehen und umso weniger konnte ich es heute. Egal wie sehr ich versuchte mich dagegen zu wehren. Es war wie ein Fluch.

,,Lässt du mich dann in Ruhe?'' fragte ich mit glühenden Wangen. Ich hoffte, sie waren nicht auch noch gerötet. Er nickte und ließ meine Hand endlich los. Wieso hatte ich mich nicht einfach zuvor aus seinem Griff befreit? Er lief zu seinem Auto und stand an der Fahrertüre, wartend dass ich einstieg.
,,Keine Sorge, ich entführe dich nicht. Wir fahren zu dir'' sagte er.

Während der Autofahrt herrschte Stille. Ich konnte nicht glauben, dass ich wirklich eingestiegen war. Dass ich wirklich einwilligte mit ihm zu sprechen, worüber auch immer. Dass ich verdammt nochmal wieder so leichtsinnig handelte. Wieso hatte er diese Macht über mich? Er war doch nur irgendein beschissener Typ mit dem ich mal was hatte.

Ich konnte nicht anders als ihn unauffällig immer wieder seitlich zu beobachten. Er war schon immer gutaussehend gewesen, doch er übertraf sich auch selbst immer wieder. Sein Gesicht wirkte wie das von einem Märchenprinzen, aber hinter diesem Gesicht verbarg sich nur reine Dunkelheit. Dunkelheit, die einem zum Verhängnis werden konnte. Einem Verhängnis, dass dich zerstörte.

Jede Sekunde, die ich weiter in seiner Nähe verbrachte, fraß mich von innen nach außen auf. Mir war nach schreien, weglaufen, doch ich konnte nicht. Als wäre ich an ihm gebunden und müsste dort sein, wo er es war. Langsam wurde mir bewusst, dass ich mich nur äußerlich verändert hatte. In meinem Inneren war ich nach wie vor der leichtsinnige, abhängige Junge wie vor zwei Jahren.

Ich schloss meine Augen. Es war der Moment in dem mir bewusst wurde, dass wir uns erst am Anfang befangen. Am Anfang vom Ende von vor zwei Jahren. All die Mühe war umsonst. Mühe zurück in mein Leben zu finden, ohne ihn. Von ihm und dieser beschissener Zeit loszukommen. Doch natürlich war es nur eine Frage der Zeit bis alles wieder in sich zusammenbrechen würde.

,,Ich weiß, dass es dir nicht leicht fällt.''
Ich neigte meinen Kopf zur Seite und schaute ihn an. Er kam an einer roten Ampel zum Stehen und erwiderte den Blick.
,,Mir in die Augen zu schauen, im selben Wagen zu sitzen oder sich überhaupt in meiner Nähe zu befinden. Ich weiß es.''

,,Wieso lässt du mich dann nicht einfach in Ruhe?'' Ich richtete meinen Blick wieder nach vorne.
,,Ich kann nicht, nicht mehr.''
,,Wieso?'' fragte ich.
,,Weil ich dich liebe, George.''
Meine Augen weiteten sich, mein Puls stieg in die Höhe und mir wurde unglaublich warm.
Ich traute mich nicht einmal mehr meinen Kopf in seine Richtung zu drehen. Plötzlich legte er seine Hand auf meinen Oberschenkel. Mein Körper begann sich taub anzufühlen.

,,Ich habe dich immer geliebt'' hörte ich ihn sagen. Hektisch fing ich an meinen Kopf zu schütteln und schlug seine Hand von meinem Oberschenkel.
,,Hör auf...''
,,Hör auf mit mir zu spielen, bitte...'' ich schaute ihn mit Tränen in den Augen an.
,,Wenn du mich je wirklich geliebt hättest, hättest du mich nicht so behandelt und dich gemeldet. Stattdessen kam zwei Jahre lang nichts...''
Er starrte mich schweigend an.

Die Ampel wurde orange und bevor sie grün wurde schnallte ich mich ab, öffnete die Türe und stieg aus. Ich hielt es keine Sekunde länger darin mit ihm aus.
,,George!'' hörte ich ihn meinen Namen rufen, doch ich ignorierte es und war endlich in der Lage auch zu rennen. Da das Glück mich so sehr mochte fing es ausgerechnet jetzt auch noch an zu regnen.


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Kleine TW und Erklärung:

Um euch genauer zu beschreiben, was George immer mit ''behandeln oder angetan'' meint [auch wenn es mehr oder weniger in anderen Worten schon erwähnt wurde]: Clay hat George misshandelt auf unterschiedlichster Weise, während sie etwas miteinander hatten. George war und ist immer noch abhängig verliebt in Clay, daher hat er alles mit sich vor zwei Jahren anstellen lassen. Ganz egal wie psychisch kaputt es ihn gemacht hat.

Clay ist sich inzwischen seiner Taten bewusst, doch kann natürlich die Zeit nicht zurückdrehen. Zudem hat er vor zwei Jahren auch schon die Gefühle erwidert, doch wollte es nicht und will es eigentlich auch immer noch nicht, da er sich auch bewusst darüber ist, dass er George ständig in Gefahr bringen könnte. Egal ob durch andere oder sich selbst. Zudem er noch immer nicht in der Lage ist ''richtig zu lieben'', aber George nicht mehr aus dem Weg gehen kann.

Soft; but not my heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt