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Zwei Tage später

*Bieb...Bieb...Bieb...*
Dieses Geräusch, es klang vertraut und doch so fremd. Mein Körper fühlte sich unfassbar schwer an. Als würde ein Anker auf mir liegen, der mir gerade noch so Platz zum Atmen verschaffte. Ich öffnete langsam meine Augen, meine Sicht war zunächst unklar, doch besserte sich. Ich schaute mich um und erkannte, dass ich mich im Krankenhaus befand. Plötzlich bekam ich unfassbare Kopfschmerzen, wodurch ich meine Augen schloss und zusammenzog. Das grelle Licht im Zimmer und von außen machte es auch nicht gerade besser. 

Ich vernahm Stimmen an der Zimmertüre, die ich vom Bett aus aber nicht sehen konnte.
,,Wie lange wird er noch brauchen?'' ertönte eine weibliche Stimme.
,,Es könnten noch einige Tage oder schon morgen sein. Ihr Sohn hatte bereits vor dem Blutverlust ein zu niedrigen Blutanteil in seinem Körper. Man kann von Glück sprechen, dass er noch am Leben ist.'' Schritte ertönten, ehe meine Mutter und eine Ärztin um die Ecke kamen.

,,George?'' rief meine Mutter verwundert und kam auf mich zugelaufen. Sie stand seitlich an meiner Bettkante und griff nach meiner Hand.
,,Ich bin Frau Dr. Danze. Wie geht es Ihnen?'' fragte sie mich, während sie mir eine kleine Taschenlampe in die Augen hielt. Ich kannte den Ablauf bereits, sie machte ihre üblichen Tests.

,,Können Sie sich aufsetzen?'' fragte sie nun. Unter leichten Schmerzen richtete ich mich auf.
,,Sollten Sie zu starke Schmerzen verspüren, sagen Sie bitte bescheid.''
,,Mir geht es gut'' antwortete ich ihr dankend. Sie erledigte ihre Tests und verließ vorerst den Raum. Meine Mutter schaute mich an.
,,Gut? Wo geht es dir bitte gut George? Sieh dich doch an...du fällst immer mehr auseinander.''
Sie senkte ihren Blick, ehe ich sie schluchzen hörte. Es zerriss mein Herz das mit anzusehen.
,,Du hast mir versprochen dich aus Ärger herauszuhalten.''
,,Tut mir leid...'' war alles was ich sagen konnte.

,,Ich möchte nicht mehr, dass du hier alleine lebst. Komm mit mir zurück nach Hause, du bist hier nicht sicher. Diese Stadt zerstört dich.'' Meine Augen weiteten sich, sie wollte was?
,,Mom, ich kann hier nicht weg...'' entgegnete ich ihr.
,,Wieso? Was hält dich hier?''
Ich hatte ihr nie wirklich von Clay erzählt. Sie wusste nur, dass es jemanden gegeben hatte.
Ich senkte meinen Blick und schwieg.
,,Bitte überlege es dir, ich kann dich nicht mehr so sehen. Wie viele Kugeln willst du dir noch einfangen lassen? Bis dein Herz gar nicht mehr schlägt?'' Ihre Worte waren hart, doch wahr.

,,Entschuldigen Sie die Störung, der wurde gestern für sie abgegeben. Ich sollte ihn überreichen, sobald sie wach sind'' kam eine Krankenschwester hinein und überreichte mir einen kleinen Umschlag. Es sah aus wie ein Brief, doch von wem? Ich öffnete ihn und begann ohne Vorahnung zu lesen.

,,Nachdem du diesen Brief gelesen hast, wirst du mich hassen. Hassen, wie du es zuvor nie getan hast, denn wieder breche ich dir das Herz. Ich habe dir versprochen, nie wieder zu gehen, an deiner Seite zu bleiben...aber du siehst doch, wohin das führt. Lieber ertrage ich den Schmerz dich lebend als tot zu verlieren. Ich liebe dich George, aber das mit uns hat keine Zukunft und das weißt du am besten. Ich bin nicht der richtige für dich, das war ich nie. Ich dachte dich beschützen zu können, doch ohne mich brauchst du erst gar keinen Schutz. Das zu tun zerbricht mir das Herz, wirklich...aber du wirst verstehen, dass es das richtige ist. Wir hätten nie wieder zueinander finden sollen, es ist meine Schuld. Ich habe dich dazu gebracht mir wieder zu vertrauen und wieder habe ich dich enttäuscht und verletzt. Jeglichen Hass den du für mich empfinden wirst wird dir helfen mich zu vergessen. Du hast es schon einmal beinah geschafft, ehe ich mich wieder in dein Leben gezwungen habe. Du wirst es auch dieses Mal schaffen, ich glaube an dich. Du bist stärker als du meinst, das hast du mir bewiesen. Nun musst du es nur noch dir selbst beweisen.''

Mein Puls schoss dermaßen in die Höhe, dass selbst das Gerät anfing zu piepsen. Meine Brust fühlte sich so an als würde sie jeden Moment explodieren. Ich stand so unter Starre, dass ich nicht einmal die Macht für Tränen besaß. Ich starrte so lange auf den Zettel, dass meine Augen schon anfingen zu brennen. Immer und immer wieder las ich seine Worte bis ich sie endlich verstand. Bis ich verstand, was es bedeutete.

Ich begann zu zittern. Ich wusste genau, dass er recht hatte, aber ich wollte es nicht wahrhaben. Ich hatte mich wieder auf ihn eingelassen und hätte es besser wissen zu müssen. Es war zu naiv zu glauben, dass es diesmal anders sein würde. Dass er sein Versprechen halten würde. Es war naiv zu glauben, dass wir eine Chance miteinander hatten, wenn wir nie auf derselben Ebene waren.

Der Schmerz in meiner Brust nahm mit jeder Sekunde zu, sodass er mir schon die Luft zuschnürte. Ich schloss meine Augen und lauschte dem Gerät, das noch immer piepste, ehe wenige Sekunden später eine Krankenschwester hineinkam, um nach mir zu schauen. Meine Mutter rüttelte an meinem Arm und versuchte mit mir zu sprechen, doch ich wollte einfach nur meine Ruhe.

Ich wollte einfach endlich meinen Frieden haben und dieser würde nun beginnen, denn es war Zeit meine Zukunft auf mich und nicht wen anders zu lenken. Um das zu verstehen musste ich die schlimmsten Schmerzen meines Lebens erneut durchleben, aber wenn es nötig war um abschließen zu können war ich dankbar dafür.

Auch wenn er recht hatte und ich tiefen Hass ihm gegenüber verspürte, liebte ich ihn dennoch und gerade deshalb war es an Zeit loszulassen. Hass und Liebe vertrugen sich nicht miteinander, es war ein Teufelskreis. Ein Teufelskreis in dem ich mich befunden hatte. Der die Macht über mich und mein Leben hatte und nun war es vorbei, denn ich konnte nicht mehr.

Ich wusste, dass es falsch war mich wieder auf ihn einzulassen und hatte es dennoch getan. Aber nun wusste ich es besser, wirklich. Es würde alles andere als leicht werden, doch das war auch in Ordnung, denn es war keine leichte Sache. Der erste Schritt war der, den ich nie gewagt hatte - diese Stadt zu verlassen.


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Ich bin mit dem Ende jetzt nicht sooo zufrieden aber ist in Ordnung.
Wie hat es euch gefallen? :)

Zu der Story von Soft
Mit Soft wollte ich euch den Ausmaß der Abhängigkeit zeigen. Zeigen, wie sehr es das Leben eines Menschen beeinflussen kann, denn nichts von dem, was hier steht wurde übertrieben dargestellt. Das ist leider die Wahrheit der Abhängigkeit in der Liebe. Man verliert sich selbst und es ist wichtig sich selbst wiederzufinden -  auch ohne die Person.



Soft; but not my heartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt