Clay
Ich saß auf der Bettkante und beobachtete George. Er schlief so friedlich, wenn man bedachte, wie es ihm vorhin noch ergangen war. Ich konnte nicht in Worte fassen wie schmerzhaft es war ihn so zu sehen. Wie schmerzhaft es war zu wissen, dass es einzig und alleine meinetwegen und der Grund für all sein Leid war.
Er hatte recht, ich hätte ihn in Ruhe lassen sollen, doch ich konnte es nicht. Die letzten zwei Jahre war es für mich genauso schwer wie für ihn. Auch ich musste mit den Konsequenzen meiner eigenen Taten leben. Mit dem Wissen und diesem abscheulichem Gefühl, die einzige Person so behandelt und verloren zu haben, die mir je wirklich etwas bedeutet hatte.
Nach diesem Unfall...ich hatte Angst. Angst vor mir selbst und davor ihn erneut zu verletzen. Er hätte sterben können, durch meine Hand. Ich wollte ihn beschützen, doch war letztendlich das Monster. Nicht andere waren seine Gefahr, ich war es. Ich brachte ihn in Gefahr.
Wenn ich an manche Abende oder Nächte zurückdachte, ekelte ich mich vor mir selbst. Abende und Nächte in denen wir miteinander geschlafen hatten und ich direkt danach abgehauen war. Ich hatte ihn liegen lassen, nicht mehr beachtet und meistens darauf auch noch ignoriert. Ich hatte ihn ständig ignoriert, außer ich war meinen Gelüsten nachgegangen.
Obwohl ich so grauenvoll zu ihm war versuchte er immer das Gute in mir zu sehen, für mich da zu sein. Er wollte an meiner Seite bleiben. Bestätigung, dass ich genauso für ihn fühlte und das tat ich, wirklich. Doch zu der Zeit hatte ich es noch nicht realisiert. Ich war geblendet von all dem Scheiß um mich herum sowie mich selbst.
Der Tag an dem ich auf ihn geschossen hatte, war der Tag, an dem ich es realisierte.
Ich hatte Angst, Angst wie noch nie zuvor.
Davor ihn zu verlieren, für immer.
Durch meine Hände.
Konnte man mir also übel nehmen nach allem, was ich ihm angetan hatte, dass ich ihm fernbleiben wollte?Das Gefühl zu wissen, dass wir uns im selben Haus durch Kassy befanden hatten war schon fürchterlich genug. Doch als er vor mir stand...als ich ihm nach all der Zeit das erste Mal in die Augen geschaut hatte, voller Schmerz, Wut und dennoch Sehnsucht, überkam es mich einfach. Ich hatte keine Kontrolle mehr.
Seufzend stand ich vom Bett auf und deckte ihn richtig zu, ehe ich durch seine Zweizimmer Wohnung lief und mich im Wohnzimmer umschaute. Es hatte sich nichts verändert, alles sah noch genauso wie vorher aus. Auf seinem Wohnzimmerregal fiel mir ein ein kleines eingerahmtes Bild auf. Ich näherte mich dem Regal und nahm den Bilderrahmen in die Hand. Ich traute meinen Augen kaum. Ich hätte niemals gedacht, dass er es noch immer hier stehen haben würde. Es war ein alter Flyer aus den Zeiten der alten underground Boxkämpfe, auf dem ich abgebildet war.
,,Hier, rahm ihn dir ein. Hält bestimmt länger als dein starrender Blick'' zwinkerte ich ihm zu, nachdem ich aus dem Ring gestiegen war, einen der Flyer auf dem Boden aufhob und ihm in die Hand drückte. Es war das zweite Mal, dass George sich dort befand und seine Augen von mir nicht mehr los bekam.
Ich wusste noch als wir seine Wohnung das erste Mal wild knutschend betreten hatten und mir der Flyer sofort aufgefallen war. Zuvor hing er tatsächlich an der Wand und stand nicht auf dem Regal.
,,Du bist besessen von mir, weißt du das?'' hauchte ich, während wir uns beugend über seiner Couch die Klamotten vom Leib rissen.
,,Und wie'' entgegnete er, ich grinste.Es war nicht so als hätte es nur schlechte Zeiten zwischen uns gegeben. Es gab auch durchaus Momente in denen wir völlig anders waren. Momente in denen ich seine Nähe wirklich genossen hatte. Auf eine Art, wie es mir erst heute bewusst wurde - Liebend. Doch diese Momente waren selten, denn wie gesagt war es schwierig. Ich war schwierig.
Heute wünschte ich mir nichts mehr als genau diese Momente zurück. Momente in denen ich George wirklich wahr nahm und nicht nur als vergnügen betrachtete. Ich hatte es schamlos ausgenutzt, dass er sich in mich verliebt hatte, denn er ließ alles mit sich machen. Ich hatte ihn wie ein verdammten Sklaven behandelt.
Ich konnte seinen Hass verstehen, denn diesen besaß ich selbst.
Ich hasste es, was ich ihm angetan hatte.
Dass ich so lange gebraucht hatte, um zu verstehen, was ich durch ihn hatte.
Liebe, Geborgenheit, wahrhafte Gefühle.So sehr ich mich auch nun bemühen würde um ihn all diese Liebe wiederzugeben, konnte ich nicht rückgängig machen, was geschehen war. Diese Zeit trug er wortwörtlich als Narbe auf seinem Körper. Eine Narbe, die er nie hätte haben sollen.
Ständig hatte ich ihm gesagt, dass er doch einfach gehen sollte und zugleich wie einen Hund zurückgerufen. Ihm die Schuld für alles gegeben, doch in Wahrheit war es einzig und alleine meine Schuld. George hatte sein Bestes gegeben, während ich nur mein schlechtestes gegeben hatte.
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Soft; but not my heart
FanficGeorge musste auf die harte Tour erfahren, was es hieß, abhängig verliebt gewesen zu sein. Vor allem in jemanden, der ständig einen von sich gestoßen und letztendlich durch einen Unfall schwerwiegend verletzt hatte. Doch selbst nach zwei Jahren kam...