Kapitel 21

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Komplett durchnässt saß Takemichi bereits seit zwei Tagen in diesem Baum und wartete auf eine gute Möglichkeit seine Zielperson zu eliminieren. Er würde keine Zeugen zurücklassen. Das tat er nie, aber er wollte auch nicht mehr töten als unbedingt nötig. Alleine die Vorbereitung für diesen Auftrag war zeitaufwendig gewesen und wo hatte es ihn mal wieder hingebracht? Er saß im beschissenen Regenwald und versuchte einen Drogenbaron vor das Visier seines Scharfschützengewehres zu bekommen. Ein Mann der es sich mit einem hohen Tier der Yakuza verscherzt hatte und scheinbar der Meinung war, dass es reichte sich am anderen Ende der Welt in einem viel zu nassen Wald zu verstecken. Da hatte er die Yakuza allerdings mehr als falsch eingeschätzt. Sie fand einen Weg um sich zu rechen und wenn sie den Drachen dafür anheuern mussten und ein paar Millionen Yen auf den Tisch legen mussten war das eben so. Er hatte selten Aufträge die direkt von der Yakuza kamen denn normalerweise wurden solche Aufträge nur innerhalb der Familien verteilt. Er gehörte nicht zu ihnen aber sie hatten ihn und seine Fähigkeiten anerkannt nachdem er einen Auftrag zum Mord an einer jungen Frau abgelehnt hatte, die die jüngste Tochter eines ihrer Ältesten war, woher sie das wussten war ihm zwar schleierhaft aber es störte ihn auch nicht, immerhin zahlte die Yakuza gut und vor allem sofort nach Erledigung des Auftrages. Sie feilschten nicht und sie versuchten nicht ihn übers Ohr zu hauen.

Er seufzte leise und schwer während er einen Blick in den Himmel schweifen ließ, der durch das dichte Blätterdach hindurchblitzte. Tiefe dunkle Wolken hingen über dem Wald und hatten ihre Schleusen geöffnet. Er hatte das Gefühl sie versuchten ihn zu ertränken. Er warf einen weiteren Blick in sein Visier und bemerkte gerade noch einen gelb schwarzen Schwanz. Bisher hatte er nur ein dutzend freche Affen und drei Mal einen Jaguar im Visier erspäht. Das einzige Mal als seine Zielperson sich hatte blicken lassen, hatte er ein junges Mädchen dabei gehabt. Also keine akzeptable Gelegenheit um den Mann um die Ecke zu bringen. Also hieß es warten. Er war gerade kurz davor auf seinem Ast einzuschlafen als mit einem Mal alle seine Sinne Alarm schlugen. Ein Auto. Es war nur ganz leise zu hören durch die alltäglichen Geräusche des Regenwaldes und doch war das Geräusch da, dass nicht hierher gehörte. Sofort spannte er den Hahn und spähte durch das Visier um die dunkle Limosine zu verfolgen.

Das war er! Der Mann, der auf seiner Abschussliste stand. Er hatte einen Wächter dabei, was kein Kunststück für ihn war. Das bekam er doch sogar im Schlaf hin. Wie langweilig! Naja egal ob langweilig oder nicht, er schwitzte, war durchnässt vom wiederholten Regen, hatte Hunger und wollte nur noch nachhause in sein Bett. Und so ermahnte er sich zur Aufmerksamkeit und drückte den Zeigefinger durch. Ein lauter Schuss löste sich aus der Waffe und er beobachtete durch das Visier wie sein Ziel getroffen zu Boden fiel. Dem konnte niemand mehr helfen, dachte Takemichi zufrieden. Der Schuss hatte die Stirn genau zwischen den engen Schweineaugen getroffen. Er lud gemächlich durch, während er den Wächter beobachtete, der sich wild umsah und versuchte hinter dem Wagen in Deckung zu bringen, während er erneut anlegte. Das der Mann aufgeregt in ein Headset in seinem Ohr sprach war nebensächlich. Bevor die Verstärkung da wäre würde dieser Kerl ebenfalls Jaguarfutter sein und wäre bereits auf dem Weg zum Flughafen. Er zielte ein zweites Mal in aller Ruhe, während der Kerl dazu übergegangen war wie eine besengter Sau ins Unterholz zu schießen. Zu Takemichis Belustigung nicht einmal ansatzweise in seine Richtung. Naja durch den Lärm würde der Mann nicht wissen wann ihn sein eigener Tod ereilen würde und so war es auch. Wie ein Stein fiel der Mann mit dem Gesicht nach vorne in den Dreck und war bereits tot als sich seine Nase in den Matsch des Feldweges bohrte, der bereits mit dem Blut und der Gehirnmasse seines Chefs getränkt war. Ungerührt kletterte Takemichi mit seinem Gewehr vom Ast und ging zu den beiden Toten rüber. Mit einer speziellen Kamera, die die Bilder direkt in der gesicherten Cloud von Z hoch lud machte er seine Beweisfotos und löschte sie wieder sobald er über sein Klapphandy die Bestätigung erhalten hatte. Der Vermittler bekam die Information, dass er hier fertig und auf dem Weg nachhause war bevor er das Telefon in zwei Hälften brach und in den Wagen schmiss, den er ganz unelegant anzündete. Bei der feuchten Witterung würden die Bäume ringsherum nicht in Flammen aufgehen, dafür waren sie viel zu nass.

gerissen, gebrochen, geflicktWo Geschichten leben. Entdecke jetzt