Kapitel XXVII

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Michael schubste ihn mit der Hand, welche zuvor noch auf meiner Schulter lag, von mir weg und stellte sich vor mich, wobei er sehr nah an David stand.

„Hast du sie noch alle, du Pisser?" fuhr dieser Michael an. Michael rührte sich nicht, aber ich konnte sehen, dass er jederzeit bereit war, ihn mit seinem Messer zu erstechen.

Schnell sah ich mich um, um zu sehen, ob irgendwer von dieser kleinen, tödlich werden könnenden, Auseinandersetzung Wind bekam. Dem war zwar nicht so, aber ich entdeckte etwas, oder besser gesagt jemand anderes: Doktor Loomis. Sofort kam ich hinter Michael hervor und tippte diesen am Arm an. Als er dann irgendwann genervt darauf reagierte und von David, welcher neben ihm nur wie ein Affe wirkte, abließ, deutete ich ihm mit meinen Augen, dass er sich mal umdrehen solle. Er tat es und konnte Loomis nun auch sehen.

Erst blickte er kurz zu mir, dann zu David. Daraufhin aber machte Michael sich auf den Weg zu seinem Ziel und ich hielt es für klug, ihm nicht zu folgen, sondern das ganze aus der Nähe zu beobachten.

Loomis stand gerade an einem Tisch, verließ diesen dann aber, als Michael schon so gut wie da war. Der Doktor verließ das Haus, was Michael dann auch tat. Mein Herz raste, aber ich hatte außerdem noch ein ganz mieses Gefühl bei der Sache.

So sehr ich es verhindern wollte, ich musste einfach den beiden folgen und begab mich somit ebenfalls aus dem Haus.

Die Musik war noch immer sehr laut, aber nicht mehr so stark, als dass man sich hier draußen hätte anschreien müssen. Ich hielt Ausschau nach Michael und seinem Opfer, doch ich entdeckte sie nicht, bis dann ein Schuss ertönte – hinter dem Haus auf der anderen Straßenseite. Es war ein verlassenes Haus, also warum dort? Und warum war es ein Schuss? Michael hatte doch nur ein Messer!

... Dann verstand ich endlich.

So schnell ich konnte, rannte ich dorthin und was sich mir bot, ließ mich beinahe zusammenklappen.

Ich entdeckte Loomis, wie er direkt vor Michael stand, welcher offensichtlich von ihm an der Schulter angeschossen wurde. Aus dieser Stelle floss das Blut, doch Michael schien dies und mein Geschrei nicht zu stören. Loomis jedoch sah mich ausdruckslos an und erklärte mir, dass er uns bereits gesehen habe. „Ich habe euch erblickt, während ihr noch am Reden wart. Ich konnte sehen, wie ihr vor dem Eintreten gezögert und etwas besprochen habt. Ich habe es schon die ganze Zeit vermutet, Sophie! Ich wusste, da war mehr zwischen euch, ich habe es in der Halloween-Nacht gespürt! Michael hat es bis heute Abend nicht übers kalte, durchlöcherte Herz gebracht, dich zu töten, anders als bei Laurie Strode und all den anderen! Anders als bei Judith! Ich erinnere mich an dich, Sophie. Damals noch die beste Freundin Michaels, heute seine Geliebte, obwohl er nichts fühlen kann!"

„Moment, Sie verstehen gar nichts! Zuerst, ich bin nicht seine Geliebte! Zweitens, wir wollten-" „Mich umbringen, nicht wahr? Liebes, ich kenne ihn seit 15 Jahren!"

 Da gab es wohl nichts mehr zu sagen, wir waren aufgeflogen, verdammt nochmal.

Noch einmal analysierte ich das Szenario vor mir. Ich stand mittig zwischen den beiden, Michael rechts von mir, Loomis links von mir, aber ich war nicht in der Schussbahn.

Der Doktor zielte noch immer auf Michael, welcher mit angehobenem Arm und Messer in der Hand da stand.

„Was haben Sie denn jetzt vor?", wollte ich wissen. Ich hatte Angst ohne Ende.

„Mach du dir keine Sorgen, noch hast du ja nichts getan. Du hast niemanden umgebracht, niemandem Schaden zugefügt. Und den versuchten Mord an mir können wir da raus lassen. Du wirst ganz normal dein bescheidenes Leben in New Jersey fortführen können, du musst nie wieder etwas mit Haddonfield am Hut haben, genauso wenig wie mit Michael."

Eigentlich wollte ich das doch die ganze Zeit. Ich wollte nur nach Hause, weg von all dem, doch aus Loomis'Mund hörte das alles sich so falsch an.

„Und Michael?"

„Ihn werde ich zurückbringen. Zurück ins Smith's Grove Sanitarium."

Mir wurde schlecht von diesem Namen. Ich wollte nicht abstreiten, dass Michael etwas speziell war, aber ihn zu all den anderen Irren zurück zu stecken, war garantiert alles andere als wirksam!

„Allerdings muss Michael das auch zulassen!". Fügte Loomis hinzu. Dabei erntete er einen angewiderten Blick von mir, er wusste nur zu gut, dass ich ihm dabei nicht helfen würde.

Also griff er zu seinen Methoden: er zielte nun auf mich.

Reflexartig zuckte ich kurz zusammen, bewegte mich jedoch nicht einen Millimeter vom Fleck.

 Im Augenwinkel hatte ich beobachten können, wir Michael einen Schritt näher auf mich zukam, dann aber stehenblieb.

„Michael, du wirst nun mit mir warten, bis die Polizei und all die anderen, die ich vorhin angerufen habe, da sind. Dann wirst du, ohne dich zu wehren oder die Kontrolle zu verlieren, in den dir zugewiesenen Wagen steigen und mit uns ohne irgendwelche Zwischenfälle zum Sanitarium fahren, verstehst du mich?"

 Michael antwortete selbstverständlich nicht.

 „Wenn du einwilligst lass dein Messer fallen!"

Michael ließ nichts fallen, er starrte bloß zu ihm.

Auch ein Doktor Loomis schien nur ein begrenztes Maß an Geduld zu haben, denn als nach einigen Momenten noch immer kein Zeichen einer Kooperation von Michaels Seite folgte, kam Loomis näher zu mir und hörte nicht einmal für eine Sekunde auf, die Waffe auf mich zu richten.

„Sag ihm, dass er kooperieren soll!", forderte er mich auf, doch ich antwortete bloß: „Nein"  

The Night He Came Home [Michael Myers FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt