Kapitel III

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Nach wenigen Stunden erwachte ich bereits aus meinem traumlosen und leider auch nicht besonders erholsamen Schlaf. Mehr als nur erleichtert stellte ich fest, dass ich nicht zu lange geschlafen hatte und mir noch genügend Zeit bis heute Abend blieb. Ein wenig benommen marschierte ich ins nebenliegende Badezimmer. Anschließend trugen mich meine Beine zusammen mit meinem sich beschwerenden Magen automatisch nach unten, auf direktem Wege in die Küche. Ein Marmeladentoast sollte meinen Hunger stillen können, so dachte ich. Ich wollte mich vor dem Abend nicht zu sehr vollstopfen, immerhin wusste ich ja noch nicht, wie viel ich bei Laurie und Tommy zu Essen bekommen würde.

Erfreut erblickte ich das kleine Kofferradio auf der Fensterbank und schaltete es wie in Trance ein, das war stets das Erste gewesen, was ich bei mir daheim immer tat, sobald ich heim kam. Zeitungen und ich standen auf Kriegsfuß miteinander. Zum einen las ich nicht so gern, als dass ich mir das Ganze hätte durchlesen wollen, zum anderen schenkte ich, warum auch immer, den gesprochenen Nachrichten mehr Gehör und Glauben als den Geschriebenen.

Ich musste mir mehr und mehr uninteressante Neuigkeiten aus der Umgebung anhören, seien es irgendwelche neugeborenen Tiere in irgendwelchen Zoos, weitere Krisen oder schlicht neumodische Kleidungstrends. Während ich diesem Kram nur halbherzig zuhörte, spülte ich das eben verwendete Geschirr und trank etwas, um nicht mehr weiter zu dehydrieren. 

 „Heute ist Halloween, da darf jeder mal jeden so richtig erschrecken!", sprach ein Herr belustigt, was mich jedoch lediglich dazu verleitete, die Augen zu verdrehen und das Radio gleich aus dem Fenster zu werfen. Halloween. Wie ich dieses Wort hasste. Ich kippte den Rest aus meinem Glas in die Spüle und fing an, dieses zu säubern, als ich wage etwas von einer "beunruhigenderen Nachricht" mitbekam. Ich hörte nicht ganz hin, als ich jedoch die Wörter Sanatorium, verschwunden und Gefahr in zwei aneinandergereihten Sätzen verstand, stellte ich den Wasserhahn ab und bewegte mich näher an das Radio. Was ich dann hörte, ließ mir nicht nur das Brot fast wieder hochkommen, es löste Angst und Unglaube in mir aus; 

„Vergangene Nacht gelang es einem Patienten des Smith's Grove Warren County Sanatoriums irgendwie zu entkommen. Er ist bis dato noch immer verschwunden und stellt aufgrund seines psychischen Zustandes für jeden von Ihnen eine große Gefahr dar. Eine offizielle Personenbeschreibung liegt noch nicht vor, es heißt aber, er solle vergangene Nacht, als er das letzte Mal gesehen wurde, noch sein weißes Patientenkleid getragen haben. Bei dem Entflohenen soll es sich um einen Michael Myers handeln. Wir appellieren an Sie, lassen Sie ihre Kinder heute Nacht nicht alleine um die Häuser ziehen. Zwar ist nicht bekannt, wo Myers sich hinbegeben oder versteckt hat, doch einige vermuten, er komme nach Hause – nach Haddonfield. Dort, wo er damals, im Jahre 1963, im Alter von sechs Jahren seine ältere Schwester im Haus brutal ermordet hat. Es ist nun genau 15 Jahre her, seien sie also vorsichtig. Vielleicht scheint ihm diese Zahl ein gutes Jubiläum zu sein."

An dieser Stelle schaltete ich das Gerät vor mir aus und taumelte ein Stück nach hinten. Das konnte nicht wahr sein, das war doch absolut und ganz sicher ... unmöglich! Nach all den Jahren? Es musste eine Verwechslung vorliegen, ganz klar. Oder vielleicht handelte es sich um einen anderen Michael Myers! Doch ... wie viele Menschen gab es bitte auf der Welt, die Michael Myers hießen, als Kind in Haddonfield wohnten und auch dort ihre Schwester im Jahr 1963 erstachen? Ein anderer Michael Myers? Nun also vollkommen ausgeschlossen. Mein Kopf – nein, es war eher mein Verstand, weigerte sich gänzlich, diese Gerüchte zu glauben. Ich redete mir selbst irgendwelche Dinge ein, welche ich jedoch selbst nicht ganz glauben konnte. Innerlich wusste ich, ich redete mir bloß Dinge ein, damit ich nicht wahnsinnig wurde.

Mit zittrigen Beinen trat ich immer weiter von dem Radio weg, verließ dann schließlich ganz die Küche und sprintete ins Badezimmer, wo ich mir die größte Mühe gab, den Schweiß, welcher sich an meiner Stirn sammelte, abzuwaschen und keinen neuen entstehen zu lassen. Immer wieder haute ich mir unsanft den komplett durchnässten Waschlappen gegen die Stirn und starrte mich selbst im Spiegel an. Michael Myers ...

Zunächst bemerkte ich gar nicht, wie ich in eine Trance fiel und das Wasser dabei am Strahl laufen ließ.

The Night He Came Home [Michael Myers FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt