Kapitel XXVIII

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Kaum hatte ich das ausgesprochen, griff er schlagartig ach meiner Hand und zog mich daran zu sich. Es ging alles viel zu schnell, Michael hatte kaum eine Chance zu reagieren.

Nun standen wir beide vor ihm, Loomis drückte von hinten seine Pistole gegen meinen Kopf, garantiert bereit dazu, jeden Moment abzudrücken. „Sie sind in Wirklichkeit der Kranke hier. Sie sind besessen von Michael Myers, Sie wissen doch ganz genau, dass Ihr Leben ohne ihn keinen Sinn mehr hätte!", knurrte ich, mein Blick zum Himmel gerichtet.

Michael schien nicht zu wissen, was er tun sollte, also sagte ich ihm, dass er auf gar keinen Fall nachgeben solle. Daraufhin gab Loomis einen weiteren Schuss, einen Warnschuss, ab, bevor er mir das Ding wieder an den Kopf hielt. „Ich scherze nicht, Michael. Du strapazierst meine Geduld mehr denn je.", drohte er hinter mir. Ich wusste, Michael sah nun mich an, beobachtete wahrscheinlich die Tränen, welche meine Augen verließen und welche ich verfluchte, da sie meine Schwäche nun ein weiteres Mal zeigten.

Und auf einmal, ohne jede Vorwarnung, warf Michael seine Waffe tatsächlich zu Boden fallen und stand wie ein gestraftes, kleines Kind vor uns. Ihn so zu sehen zerbrach mich innerlich.

Ich versuchte, meinen Kopf zu schütteln, um ihm zu zeigen, dass er nicht tun durfte, was Loomis von ihm verlangte, doch in diesem Moment hörte ich plötzlich die Sirenen und erblickte das Blaulicht, welches mir verriet, dass nun alles aus und vorbei war. Michael hatte sich ergeben – meinetwegen. Dies veranlasste mich dazu, noch mehr zu weinen. „Nein!", schrie ich schluckend. Er durfte nicht einknicken, nicht meinetwegen! Er durfte nicht ernsthaft zulassen, dass sie ihn dorthin zurückbrachten!

Ein Haufen Autos, Polizei, ein Krankenwagen und irgendwelche anderen Wagen hielten vor dem Haus, sodass wir sie noch sehen konnten, die Feiernden schienen nichts mitzubekommen – oder sich einfach nur einen Scheiß darum zu scheren.

Einige Männer und ein paar Frauen mit Uniformen kamen in unsere Richtung gerannt und zückten ihre Waffen.

Ich sah von ihnen weg und betrachtete den gebrochen wirkenden Michael, der gerade alles aufgegeben hatte, um mich zu retten.

Etwas widerwillig ließ er sich Handschellen anlegen und umringt von den verschiedensten Waffen ins Auto führen. „Nein, bitte!", hauchte ich tränenüberströmt.

Nun ließ Loomis mich endlich los und steckte seine Waffe irgendwo in seine Hose zurück. So genau achtete ich da nicht drauf, ich lief stattdessen zum Wagen und blieb neben dem Fenster stehen. Michael konnte ich darin sitzen sehen, so wie er auch mich sehen konnte. Wir blickten uns einfach an, ich weinend, er still.

„Komm", sagte jemand hinter mir und zog mich vorsichtig vom Auto weg. Es war Loomis.

Sofort versuchte ich, mich von seinem sich nun verhärtenden Griff zu befreien, doch vergebens. „Lassen Sie los, er darf nicht dorthin zurück! Bitte!", schrie ich verzweifelt. Doch alles was von ihm kam, war: „Ist schon gut" oder „Er ist dort am besten aufgehoben, glaub mir!"

Ich zeigte ihm, dass ich mich weigerte, dies zu glauben und als das Auto dann samt Michael Myers wegfuhr, ließ ich jeden Widerstand bleiben und verlor meine Kraft. Zugegeben, hätte Samuel Loomis mich in diesem Moment nicht festgehalten, wäre ich vermutlich wie ein Sack umgefallen.

„Ich hätte dir nie etwas getan, es diente alles nur dafür, Michael ruhig zu stellen!", versicherte er mir und ich erwiderte nur, dass ich das wusste.

„Nun wird alles wieder gut!", behauptete er dann nochmals, woraufhin ich heftig den Kopf schüttelte.

„Sophie, jetzt hör doch bitte auf zu weinen!" Ich weinte weiter. „Wenn es dir so viel bedeutet, kannst du ihn morgen im Smith's Grove besuchen kommen. Ich bin sicher, da wird nichts passieren, schließlich liebt er dich doch."

Verflucht nochmal, wieso konnte er nicht mit seiner Liebe und dem ganzen Kram aufhören? Zwischen Michael und mir war nichts, noch nicht einmal eine Freundschaft! ... Nun ... Zugegeben, ich hatte noch nie dieses Gefühl in mir getragen, welches ich gerade verspürte, als sie Michael weg von mir brachten. „Doktor Loomis ...", fing ich schniefend an. „Ja?" „Bitte bringen Sie mich zu ihm!", flehte ich schon. „Ja, morgen. Morgen Mittag, sobald er sich gefangen hat, sorge ich dafür, dass man dich zu ihm lässt, versprochen."

Ich war ihm so dankbar. „Nun geh lieber nach Hause. Ich werde deine Freundin holen, ich kenne Lynn, ich weiß wo sie wohnt. Ich komme dich vormittags abholen und dann fahre ich uns hin, einverstanden?" Ein Nicken war meine einzige Antwort.

Also marschierte Loomis los, holte die völlig verwirrte Lynn aus der Party und gemeinsam gingen sie und ich zu ihr nach Hause. Sie fragte mich so oft, was denn mit mir los sei, was passiert war, also log ich. Ich erzählte ihr, dass "John" in Wirklichkeit ein Mörder war, der es auf mich abgesehen hatte und nun weggebracht worden war. Von alleine vermutete Lynn sofort, dass er auch der Mörder der anderen war.

Sie kümmerte sich den ganzen Abend um mich, war für mich da und bereitete mir unabsichtlich dadurch ein schlechtes Gewissen.  

5. November 1978 ...

Lynn bewies mir die ganze Zeit, was für eine tolle Freundin sie war. Sie tröstete mich und versicherte mir, dass ich schon noch den Richtigen finden würde – nichtsahnend, dass ich bereits jemanden gefunden hatte. Michael.

Pünktlich zur Vormittagszeit erschien Loomis an ihrem Haus und holte mich ab. Die Fahrt durchlebten wir schweigend, ich schaffte es sogar, meine Tränen zurückzuhalten.

Der Weg machte mich mehr als nur nervös. Mehrfach ging ich in meinem Kopf die Dinge durch, die ich zu Michael sagen würde.

The Night He Came Home [Michael Myers FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt