Kapitel 5

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Es war Donnerstag. Ein Tag vor Stacys Geburtstagsparty. In den letzten Tagen war ich oft bei ihr um mit ihr zu lernen oder um an unserem Projekt weiter zu arbeiten. Aber es lief nie wirklich so, wie wir es sollten, denn natürlich kam George immer wieder zu uns und belöcherte Stacy mit unnötigen Fragen oder versuchte mich zu provozieren. Jedoch gelang mir tatsächlich wieder einmal ihn einzuschüchtern indem ich seine Hand fest hielt als er versuchte mein Stift zu klauen und ihm tief in die Augen schaute.

Nun war es Nachmittag und ich hing mit Nick auf dem Sportplatz ab, auf dem wir uns früher öfters alleine trafen um Basketball zu spielen oder einfach über private Dinge zu reden, die so in unserem Leben abgingen. Es war schon etwas länger her seit dem wir uns hier zuletzt getroffen hatten. In den letzten Monaten hatte sich viel in unseren Leben verändert, besonders in seinem, weshalb wir keine Zeit mehr für solche Dinge hatten. 

Heute waren wir hier um einfach mal zu chillen. Wir saßen auf der Bank und unterhielten uns. "Und wie läuft es so bei dir und Stacy?" fragte er mich mit einem erwartungsvollem Blick.

"Eigentlich nicht so viel. Wir treffen uns fast täglich und sie ist echt nett."

"Und weiter...  ist da schon irgendetwas passiert?"

"Nein, sie ist einfach nur nett und das wars auch." sagte ich und wandte mein Blick zum Spielfeld auf dem drei Jungs spielten.

"Okay, und gibt's da sonst noch etwas?" grinste er interessiert.

"Sie hat mich zu ihrer Party morgen eingeladen" erzählte ich ihm nur und fing wieder an zu schweigen.

"Du bist in letzter Zeit nicht sehr gesprächig, ist mir aufgefallen. Kann es sein, dass du mir da etwas verheimlichst?" wollte er wissen, worauf ich nur versuchte mir das grinsen zu verkneifen und den Kopf schüttelte. 

Er hatte recht. In der letzten Woche habe ich wirklich nur selten mit ihm gesprochen. Aber ich war mir nicht besonders sicher, ob ich ihm von George erzählen sollte. Immerhin dachte er ich wäre straight. Jeder dachte das. Doch eigentlich war es immer das Gegenteil gewesen. Das ist mir aber erst vor einem Jahr aufgefallen.

Damals war ich mit einem Mädchen zusammen gewesen. Sie war meine erste richtige Freundin und davor hatte ich noch keine sonderlichen Erfahrungen mit Girls gehabt. Als ich sie das erste mal küsste war es mir bereits aufgefallen, dass ich nichts für sie empfand. Doch ich wollte nicht feige sein und habe mich auf eine Beziehung mit ihr eingelassen. Ich hatte alles nur vorgespielt bis ich dann nach einem Monat keine Kraft mehr hatte mich von ihr trennte.

Ich konnte ihr keinerlei Gründe nennen und sie hatte mich gefragt, warum ich es tat, aber ich konnte es ihr nie sagen. Und wahrscheinlich könnte ich auch niemals jemandem die Wahrheit sagen. Ich war immer zu naiv gewesen es zuzugeben und zu egoistisch mich zu trauen. Vermutlich werde ich  auch nie soweit sein, denn ich trage schon viel zu lang diese Lüge mit mir herum und ich muss mich langsam damit zufriedengeben, das ich sowieso nie eine glückliche Beziehung haben werde.

"Worüber denkst du gerade nach?" holte er mich aus meinen Gedanken heraus. 

Ich konnte spüren, wie sich Tränen in meinen Augen gebildet hatten und drückte sie wieder weg. "Ach nichts besonderes, nur das übliche." log ich und schaute auf das Spielfeld. Mir war bewusst, dass ich es ihm irgendwann sagen musste und wahrscheinlich wäre jetzt der perfekte Zeitpunkt gewesen.

"Clay ich bin dein bester Freund. Du kannst mir alles sagen." Bei seinen Worten dachte ich kurz nach. Konnte ich es ihm wirklich sagen? Jedenfalls musste ich es versuchen. 

Also drehte ich meinen Kopf zur Seite und schaute ihm in die Augen, die gerade so vor Zuversicht strahlten. "Ich bin schwul" sagte ich kurz und knapp worauf er mich direkt in eine Umarmung zog.

"Ich bin froh, dass du es mir gesagt hast." meinte er und zog seine Arme wieder zurück. "Ich wusste schon immer, dass du auch gay bist." lachte er, worauf ich ihn in die Seite boxte.

"Hör auch" lachte ich ebenfalls.

"Es war schön mal wieder mit dir zu reden. Bock auf ein bisschen Basketball wie in den guten alten Zeiten?" fragte er mich woraufhin wir aufstanden und ihm aufs Feld folgte.

Wir verbrachten den Tag noch ein wenig draußen auf dem Basketballplatz. Es hatte sich echt gut angefühlt mich mal wieder mit meinem besten Freund zu treffen und ebenso mich vor ihm zu outen, immerhin war er auch schwul und in einer Beziehung mit einem Jungen, wodurch es mir nochmal leichter gefallen war.

Nachdem ich mich von Nick verabschiedet hatte fuhr ich wieder nach Hause und sprang direkt unter die Dusche. Während ich meine Haare mit Shampoo einschäumte dachte ich über morgen nach. Ich hatte nur noch diese Nacht und die Schule vor mir bis  Stacys Geburtstagsparty stattfinden und ich George wider gegenüberstehen würde. Falls er überhaupt dort auftauchen wird, denn durch Stacy hatte ich erfahren, dass er sich wohl oft an seltsamen und verlassenden Orten aufhielt um dort zu kiffen oder andere Dinge zu tuen. Jedenfalls hoffte ich, dass morgen ein ganz normaler Tag wird und nichts schlimmes passiert.


Was denkt ihr wohl, was auf der Party alles passieren wird?

my grilfriends brother  - DNFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt