12: Das schönste Gefühl überhaupt - Juli Dwk

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Für @schadowdeeps

Lina

„Lina! Du kommst du spät", meine Mutter steht unten an der Treppe unseres Einfamilienhauses und ruft zu mir nach oben. Nach dem Spiel gestern mit meinen 'Tadellosen Torjägerinnen' konnte ich nicht einschlafen, weil ich mich so dermaßen darüber gefreut habe, dass wir das Halbfinale gewonnen haben und bald gegen unsere Endgegner in unserer Liga spielen werden und auch denen den Boden unter den Füßen wegreißen werden!
Doch vorher steht Schule an. Durch diese ganze Freude habe ich heute Morgen verschlafen und bin dementsprechend nicht wirklich entspannt. Die Haare nur halb gekämmt zu einem einigermaßen akzeptablen Pferdeschwanz zusammen gebunden und in die Klamotten von gestern geschlüpft, noch schnell über die Zähne geschliffen und schon eile ich mit meinem Schulrucksack – der hoffentlich die richtigen Bücher beinhaltet – zu meiner Mutter nach unten, welche mich schon erwartet, um mich zur Schule zu fahren.
„Es ist ja schön, dass du dich freust, dass sollst du ja auch. Aber du brauchst deinen Schlaf genauso und ich dachte eigentlich, dass ich dies nicht mehr zu dir sagen muss", meint meine Mutter nachdem wir eingestiegen sind und sie den Motor startet. „Ich weiß, aber es war so ein knappes Spiel und der Siegerschuss war nun Mal mir verdankt", meine ich und schaue nebenbei auf mein Handy, wo ich gleich habe und ob irgendetwas ausfällt. „Das hast du auch toll gemacht, aber Schule geht immer noch vor. Du bist in der 12. Klasse. Du musst immer bei der Sache sein und Schule und Hobby voneinander trennen"
„Weiß ich doch, Mama"
„Versprich mir bitte einfach nur, dass du Fußball nicht vor dein Abi stellst. Du hast doch ein Ziel oder nicht?", fragt sie und oh ja das habe ich. Nicht nur das Spiel gegen unsere Endrivalen zu gewinnen, sondern auch ein Abischnitt von mind. 1,0 damit ich Jura studieren kann. „Natürlich hab ich mein Ziel noch und es ist mein Traum. Außerdem ist nach dem nächsten Spiel ja die Saison vorbei und dann startet die Klausurphase, also ist das alles gut durchdacht"
„Versprich es mir einfach nur, Lina"
„Versprochen. Abi wird an erster Stelle stehen"

-

„Danke fürs fahren", sage ich und gebe meiner Mutter einen Kuss auf die Wange, ehe ich zu meinen Freundinnen gehe, die unerwarteterweise am Baum bei den Wilden Kerlen stehen. Die sind nur so wild wie ein Grashalm bei Windstille. „Hey", begrüße ich alle, aber eigentlich nur meine Freundinnen. „Na Lite, schon gehört wer eure Gegner in zwei Wochen sind?", grinst er in meine Richtung.
Gott, ich hasse ihn.
Ich hasse es, wenn er mich Lite nennt, weil er eine Mischung aus Lina und meinem Zweitnamen Tessa machen wollte.
Warum kann er mich nicht einfach mal in Ruhe lassen?
Juli Reik – der ältere Bruder von Joschka und wie sein Bruder Spieler bei den Wilden Kerlen. Verteidiger.
„So wie du grinst ist es euer Spastenteam", meine ich genervt und wende meinen Blick zu dem blonden. Wenn er nicht so scheiße wäre, dann wäre er ja eigentlich auch ganz süß. Aber nein. Er muss mich ja seit der Grundschule hänseln. Lite die riesige – ist nur eins von tausend Beispielen, wie er mich über die Jahre genannt hat. „Du meinst das Gewinnerteam vom Finale", grinst er wieder und steht jetzt auf. Er steht genau vor mir, aber ich muss nicht hoch gucken. Wir sind knapp auf Augenhöhe- nur ein paar kleine Zentimeter ist er größer. „Also euer Spastenteam. Heult nicht so sehr, wenn ihr verliert"
„Du meinst, ihr solltet aufpassen, dass ihr nicht heult, wenn eure Fingernägel abbrechen"
„Nein-" – bevor ich weiter reden kann, stellt sich Mila, meine beste Freundin und Teamkollegin, zwischen uns. „Okay das reicht jetzt! Das können wir alles auf dem Spielfeld in zwei Wochen klären. Fair", sagt sie und schiebt mich zurück. Mein Blick hängt an den blauen Augen von Huckleberry und seine an mir.
Wie schon so oft, ohne Grund...

*2 Wochen später – Tag des Finalspiels*

Wir führten 9:8
Markus hatte nicht seinen besten Tag, wahrscheinlich weil seine Exfreundin bei mir im Team ist und allgemein bekannt ist, dass er sie immer noch liebt. Tja und zu unserer Torwartin kann ich auch nichts anderes sagen. Ich bete, dass sie wieder zusammenkommen, ich kann mir das geheule von Mila nicht mehr anhören.

„Okay Torjägerinnen, das Spiel ist in den nächsten Minuten vorbei und wir führen. Mila, reiß dich zusammen und lass keinen Ball mehr rein. Wir müssen nur an Juli vorbeikommen, sobald wir den Ball bis nach vorne gespielt haben. Markus rafft heute eh nichts. Wir schaffen das!"

***

„JAA"
Freudeschreiend fallen wir uns in die Arme. Der Abpfiff vom Schiedsrichter kam gerade als ich an Juli vorbei bin und geschossen habe. Markus hat den Ball nicht gehalten und somit steht es 10:8 Entstand. Wir haben das Finale gewonnen.
„Glückwunsch", sagt Leon anerkennend. Ich nicke nur lächelnd und sehe zu Juli, welcher mich anscheinend schon eine Weile beobachtet. Ich unterdrücke das dumpfe Gefühl in meiner Brust und lasse mich nochmal in die Arme meiner Freundinnen fallen.

Zum krönenden Abschluss stellen wir in einer Reihe auf und die Kerle kommen an uns vorbei, um abzuklatschen.
Plötzlich steht Juli vor mir. Er ist der letzte und ich auch. Er sieht mir in meine grünen Augen und sieht dadurch direkt in meine Seele. „Juli"
„Lina"
Mir stockt der Atem. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass er mich jemals Lina genannt hat. „Gutes Spiel", meint er nur und hält mir die Hand in. Was hab ich mir denn auch gerade erhofft? Warum bin ich enttäuscht. Natürlich reiche ich ihm die Hand und gehe danach den anderen hinterher, damit wir uns umziehen können.
***
„Holt dich deine Mama ab?", fragt Mila mich als wir aus der Umkleide rausgehen. Wir waren mal wieder langsamer als alle anderen, weswegen auch schon alle weg sind. „Nein sie muss arbeiten. Wir können ja zusammen laufen", antworte ich und merke wie überflüssig diese Frage war. „Markus, na klar. Vögelt euch von mir auch das Hirn raus. Wir sehen uns", sage ich lächelnd und gehe an dem blonden vorbei und damit von meiner besten Freundin weg. „Hab dich lieb!", ruft sie mir noch hinterher. „Ich dich auch", meine ich nur will mich auf den Heimweg begeben, doch als ich um die Halle rumkomme werde ich plötzlich festgehalten. „Juli! Erschreck mich nicht so", fauche ich ihn an, als ich ihn erkenne. „Willst du es immer noch leugnen?", fragt er, ohne auf meine Aussage einzugehen. „Was?", frage ich verwirrt nach und spüre wieder dieses dumpfe Gefühl in meiner Brust. „Das weißt du ganz genau", meint er und kommt einen Schritt auf mich zu. Plötzlich beschleunigt sich mein Herzschlag und ich vergesse prompt zu atmen. „Juli- ich"
„Lina, leugne es nicht. Dein Herz rast, du vergisst zu atmen und du spürst garantiert auch das dumpfe Gefühl"
„Ja-nein, also- Moment warum auch?", verwirrt sehe ich den blonden an, doch dieser kommt nur noch näher und legt seine Lippen augenblicklich auf meine. Noch nie in meinen ganzen Leben habe ich mich so frei und gut gefühlt wie in diesem Moment, als Julis Lippen auf meine treffen und ich nie wieder will, dass es aufhört. Wie von selbst legen sich meine Hände um seinen Nacken, während seine schon auf meiner Taille liegen.
Urplötzlich endet der Kuss und ich falle von der Wolke wieder auf den Boden der Tatsachen. „Wir hassen uns", sage ich erschrocken und will von ihm ablassen, doch Juli schüttelt nur den Kopf. „Nein tun wir nicht, sonst hätten wir uns gerade nicht so geküsst. Außerdem hat es dir gefallen. Oder nicht?", antwortet er mir und kommt meinem Gesicht schon wieder näher. „Muss ich darauf antworten, oder reicht es, wenn ich frage, ob wir das wiederholen können?", frage ich zögerlich. Juli grinst und lässt seine Lippen wieder auf meine sinken.
Scheiße, ich liebe ihn.

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