21: Painkiller - Maxi, Dwk

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!Triggerwarning: Vergewaltigung, Panikattacken, Ängste!

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Ashley

Die Regentropfen prasseln an meinem Dachfenster herunter. Ein Tropfen fällt auf mein Matheblatt. Ich mache das Fenster ganz zu und starre dem grauen, bedeckten Himmel entgegen. Die Regentropfen beobachte ich lieber als meine Mathe Hausaufgaben zu machen. Meine Musik blende ich aus. Das einzige was ich höre ist das Rauschen und die Regentropfen auf meinem Fenster. Mir wird kalt, also ziehe ich mir meinen schwarzen Lieblingspulli an.
Er riecht nach ihm.
Mein Herz explodiert.
Meine Gedanken überschlagen sich.
Hey Ash.
Regentropfen.
Bock?
Rauschen.
Was für nein? Ich sehe doch das du es willst!
Augen schließen.
Komm einfach mal mit einen Trinken.
Atmen nicht vergessen.
Ach Ashley, hab dich doch nicht so.
Plötzlich wird alles in meinem Zimmer Dunkel. Verdammt der Strom muss weg sein. Meine Gedanken beschleunigen und überschlagen sich noch mehr.
Was für geile Brüste.
Ich kralle meine Hände in meine Hose. Meine Atmung kann ich nicht mehr kontrollieren.
Generell siehst du in diesem Top super geil aus.
Ein Knall.
Geh tifer, Ashley!
Die Tränen laufen mir plötzlich das Gesicht runter wie die Regentropfen an der Fensterscheibe.
Verdammt...

Maxi

„Hey Maxi, wie geht's?”, Ashleys Mama begrüßt mich wie immer mit einer herzlichen Umarmung und einem strahlendem Lächeln. Sofort werde ich angesteckt und lächle herzerwärmend zurück. „Danke, gut und dir?”, antworte ich fragend und trete ins Haus. „Ach wie immer etwas Stress, aber sonst ist alles gut, danke der Nachfrage. Sag mal magst du Ashleys Tee gleich mit hochnehmen? Sie hat ihn vor einer Viertelstunde angesetzt, aber wahrscheinlich vergessen”, fragt sie und deutet auf die Küche. „Ja klar, den nehme ich mit hoch”, lächle ich, ziehe meine nassen Schuhe und meine nasse Regenjacke auf, ehe ich ihr in die Küche folge und das Tablett mit einer Kanne Tee und zwei Tassen, sowie ein bisschen Obst entegegen nehme. Ich will gerade gehen, als Ashleys Mama mich nochmal anspricht.
„Maxi?”
„Ja?”, kurz stelle ich das Tablett nochmal ab, um ihr zu signalisieren, dass ich aufmerksam bin.
„Könntest du versuchen mit Ashley nochmal zu reden? Sie verkriecht sich seit einer Woche nur noch wenn sie nach Hause kommt und ist so in sich gekehrt. Ich habe wirklich Angst im Moment. Ihre Therapeutin meinte, dass könnte damit zusammen hängen, dass es ein Jahr her ist, aber es ist wichtig, dass sie mit jemandem redet, der nicht nur ihre Therapeutin ist. Dräng sie um gottes Willen nicht und du musst mir auch nichts weitererzählen, aber ich möchte einfach nur, dass sie mit jemandem redet”, besorgt sieht sie mich an. Ich weiß nicht wie es sich anfühlt, wenn die eigene Tochter regelmäßig Panikattacken hat und nicht mehr mit einem redet. Aber ich kann mir vorstellen, dass es sich ähnlich anfühlt, wie wenn es die eigene Freundin ist.
„Klar versuche ich mit ihr zu reden”, meine ich und entschließe mich kurzer Hand sie nochmal in den Arm zu nehmen. „Ich weiß wir kriegen das hin. Und ich werde sicherlich nicht gehen”, meine ich und lasse meine Schwiegermutter in Spe wieder los. „Du bist wirklich aus Gold, Maxi”, lächelt sie und verabschiedet sich dann ins Wohnzimmer.
Ich gehe mit dem Tablett nach oben, als es plötzlich dunkel wird. „Na toll, der Strom ist weg!”, höre ich es von unten Fluchen. Da ich nichts mehr sehe, stelle ich das Tablett oben im Flur auf die Kommode ab und nehme mein Handy, um meine Taschenlampe einzuschalten.
Plötzlich überkommt mich ein ganz komisches Gefühl. Wie vom Blitz getroffen stürze ich in Ashleys Zimmer, ohne Anzugklopfen und entdecke sie zusammengekauert vor ihrem Schreibtisch. Sie trägt die Kapuze meines Hoodies bis übers Gesicht und dennoch erkenne ich ihre tränenden Augen. „Fuck, Pupsi”, wispere ich und gehe langsam auf sie zu. Vorsichtig berühre ich sie am Fuß, was sie schrecklich zusammen zucken lässt. „Pupsi, ich bins. Maxi”, sage ich und nun schaut sie mich an. Kurz hört sie auf zu schluchzen, ehe sie realisiert das ich wirklich da bin. Ich öffne meine Arme und sofort kommt sie der Möglichkeit nach. Schluchzend fällt sie in meinen Arm. Zusammengekauert liegt sie nun in meinem Arm und weint bitterlich. Meine linke Hand streichelt sanft über ihren Rücken, während meine rechte Hand sanft an ihrem Kopf liegt.
Die langen braunen Haare fallen herunter. In diesem riesigen Pulli sieht sie noch viel kleiner aus, als sie eh schon ist.
„Hey, Maus, es ist alles gut. Er ist nicht hier, es ist vorbei. Du bist nicht allein. Ich bin da”, mit meinen ruhigen Worten versuche ich sie runter zu bringen und wie immer funktioniert ist.
Ihre Schluchzer werden weniger, ihre Atmung ganz langsam regelmäßiger.
„Es ist genau ein Jahr her”, murmelt sie schluchzend in meinen Pulli. „Ich weiß, Maus. Ich weiß”, murmle ich in ihre Haare und küsse ihren Kopf am Haaransatz. „Aber es ist vorbei, Pups”, füge ich weiterhin murmelnd hinzu. Fest klammert sie sich an mich. Ihre Arme sind fest um mich geschlungen, ihre Beine zusammengepresst und an sich ran gezogen.
„Ich werde dich solange festhalten bis es wieder geht und ich werde dich immer beschützen”, sage ich. Dann hebt sie ihren Kopf.
Kurz herrscht Stille. Ein Schluchzer entkommt ihr. Eine Träne läuft ihr aus dem Auge.
„Ich bin so froh, dass ich dich habe” - und im nächsten Moment liegt sie wieder weinend und schluchzend in meinem Arm.
Ihre Mama hat es mitbekommen und stellt ruhig den Tee neben uns auf den Boden, ehe sie Ashley sagt, dass sie sie liebt. Dann geht sie und schließt die Tür. Das Licht geht wieder an. Ashley hebt nochmals ihren Kopf und sieht mich für einen Moment an.
Dann küssen wir uns.

Vor genau einem Jahr wurde Ashley vergewaltigt. Von einem mittlerweile ehemaligen Schüler unserer Schule. Er war damals in der 12 und wir in der 11. Klasse. Ahsley und ich waren damals erst ein paar Wochen zusammen und glücklicher denn je. Dann habe ich sie an einem Abend kurz allein gelassen und als ich wieder kam, war sie nicht mehr da.
Sie macht mir keine Vorwürfe. Aber ich mache mir selbst welche. Wäre ich da geblieben, hätte ich es verhindern können oder es wäre gar nicht erst soweit gekommen. Ich hätte etwas unternehmen können. Stattdessen stand sie am nächsten Morgen zu Hause bei ihr in der Haustür. Zerissene Klamotten, verheueltes Gesicht. Alles.
Es hat mir das Herz zerrissen. Doch sie fiel mir einfach nur in den Arm und macht mir bis heute keine Vorwürfe deswegen. Stattdessen bin ich der Ruhepol, der sie runterbringt, wenn sie wieder eine Panikattacke hat. Ich bin derjenige, der sie zur Therapie begleitet und die Nummer ihrer Therapeutin hat, um  sie regelmäßig informieren zu können und Fragen zu stellen, wenn ich selber nicht weiß, was ich machen soll.

„Ich liebe dich, Ashley”

„Ich liebe dich, Maxi”

Und dafür bin ich ihr so unendlich dankbar.

„Ich werde alles dafür tun, dass es dir gut geht und ich werde dich immer beschützen”

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