OneShots

17: Das Leben ist ein mieser Verräter

Mal ein etwas anderer OneShot. Ich hoffe er gefällt euch trotzdem:)

!Triggerwarning! - nicht für jeden was I guess?

Sienna

Ich hatte mich dazu entschlossen
niemanden etwas von mir und meiner Geschichte zu erzählen und ich hatte mir geschworen, dass ich mein eigener Freund und Feind bin. Ich lasse mich auf niemanden ein und bin niemandes Sklave. Ich bin mein eigener Herr und nur wenn ich alleine bin, kann aus meinem Leben noch etwas werden.
Das hatte ich mir geschworen.
Und das hatte ich auch eingehalten.
Zumindest bis er um die Ecke kam und mein Leben, meine Prinzipien und meine Handlungen um 180 Grad gewendet hat.

"Sienna Runge, 19 Jahre und seit mehreren Jahren ins Auge der Polizei geraten. Unter anderem wegen Raub, aber auch wegen schwerer Körperverletzung. Sie ist der Polizei mehr als bekannt und wird morgen vor Gericht stehen, da sie im Verdacht steht Unfallflucht begangen zu haben. Werden Sie sie verteidigen?" - Der Mitarbeiter des Jugendamts, welches schon gar nicht mehr für mich zuständig ist und trotzdem noch ihre Finger in meine Angelegenheit steckt, sieht die Strafverteidigerin erwartungsvoll aber dennoch mit Pokerface an. "Nun jeder hat das Recht auf ein Strafverteidiger, dennoch weiß ich nicht warum ich sie verteidigen sollte. Wie mir scheint ist sie nicht gewillt irgendwas zu tun, um Ihre Unschuld zu Beweisen", antwortet die Dame und sieht mich niederträchtig an. "Das ist Siennas Art. Sie ist ruhig, aber hat es Faust dick hinter den Ohren. Also. Übernehmen Sie das Mandant?"
"Ich werde mich der Sache annehmen. Sienna, ich bin Frauke Kling und ich werde dich im morgigen Strafverfahren verteidigen"

*nächster Morgen*

Es war Absurd.
In meinem Leben war immer alles drunter und drüber gegangen. Meine Mutter starb bei der Geburt, mein Vater ein paar Monate später durch Selbstmord. Die Familien meiner Eltern hassten sich gegenseitig und verstießen mich als das Jugendamt mit mir im Schlepptau auf der Matte stand. Ich kam ins Heim.
Drogen - Alkohol, Zigaretten, den ein oder anderen Joint -, Diebstahl, Körperverletzung.. ich hatte so ziemlich alles bis auf Mord und Selbstverletzung. Ich sah keinen Sinn darin mich selbst zu verletzen nur weil mein Leben nicht so lief wie andere es sich wünschten. Die zick Heime in denen ich war konnten mich auch nicht schneller loswerden.
Bis ich im letzten Heim landete und ihn kennenlernte.
Ihn - mehr sage ich nicht. Kein Name, nichts.
Denn soviel war er mir nun Wert. - Nichts.
Ich hatte ihm mehr anvertraut als ich es jemals für möglich gehalten habe und ich habe nicht geglaubt, dass mir das passieren könnte.
Ich dachte nicht, dass ich mich verliebe und dann alle meine Prinzipien und Regeln unter den Teppich kehre ohne mich auch nur zu fragen für wen und warum ich mir das ganze an tu.
Ich wurde nie geliebt, hatte nie jemanden mit dem ich ernsthaft reden konnte.
Was die Periode ist habe ich mir aus dem Internet zusammen gereimt und war angeekelt als ich sie viel zu zeitig mit 9 Jahren bekommen habe. Die eine Stunde Computer in der Woche musste ich ausgerechnet dafür nutzten, weil mich die Heimmitarbeiter auch nicht angesehen haben.
Aber was soll's.
Wirf einfach alles weg, was du dir selber aufgebaut hast. Wirf einfach das weg, was dich zu dem gemacht hast der du warst.
Prinzipien und Regeln waren alles für mich.
Jetzt sitze ich im Gerichtssaal, weil ich das "alles" anscheinend doch nicht für sooo wichtig empfunden habe. Weil ich ja unbedingt ihm verfallen musste.
So ein verfluchter Mist.
"Sienna Runge, Sie sind beschuldigte im Strafverfahren 173, die Unfalllucht nach einem Verkehrsunfall. Der Unfallort war das Gemeindehaus unseres kleinen Dorfs und trug sich am 27. Mai zu. Frau Runge, Sie werden beschuldigt auf ein Jungen brutal eingeschlagen zu haben und dann mit einem gestohlenen Auto gegen einen Baum gefahren zu sein, wobei eine Frau schwer verletzt wurde. Sie raubten zusätzlich beide Parteien aus und sollen sich dann dem Unfallort entzogen haben. Ich belehre Sie hiermit, dass Sie das Recht haben zu Schweigen und das Falschaussagen ebenfalls gerichtlich nachverfolgt werden. Möchten Sie eine Aussage machen?"

"Es war seine Idee"
Und das war es. Niemals wäre ich in dieses Auto gestiegen, wenn er mir nicht gesagt hätte, dass er am Flussufer auf mich wartet und wir dann zusammen abhauen, sobald wir beide noch etwas Geld aufgetrieben haben. Er meinte, dass der Junge sicherlich bisschen Kohle von Mutti und Vati dabei hat und die Frau auf dem Fahrrad Reich aussehe. Ich solle sie verfolgen und mich danach zum Flussufer begeben.
Ich hatte es gemacht.
Ich war blind, verliebt und ein hirnloses Wesen.
Tja. Das kommt davon, wenn man sich verliebt und alles was einem wichtig war für eine dumme Person aufgibt.
Doch eigentlich war ich selber dumm.
Raub, Körperverletzung... nichts was ich schon getan hätte. Aber Auto Diebstahl, Unfall bauen und Unfallort verlassen, ohne auch nur Hilfe zu holen? Nein, das entspricht nicht meinen Prinzipien.
Raub war immer irgendeine Tasche die so rum stand und Körperverletzung war immer nur mit welchen aus dem Heim oder hässlichen Kindern auf der Straße. Also nichts in diesem Ausmaß.
Ich hatte meine Prinzipien, doch ich hatte sie über Board geworfen und mich hatte niemand aufgehalten. Wer auch?
Ich wollte niemals, dass andere Menschen für mein Leben büßen müssen, doch jetzt hatte ich eine Frau fast umgebracht.
Und das nur wegen ihm.

"Wegen wem, Frau Runge?"
"Wegen ihm"
"Sie müssen einen Namen sagen, sonst werte ich das was sie sagten als Geständnis"
Ich sagte nichts.
"Wir werden uns kurz zurück ziehen"

Ich war wie blind und taub zu gleich. Ich verstand immer noch nicht, was mit mir in ein paar Wochen passiert war und wo er hin war, wieso er mich verarscht hat und und und...
Ich verstand nichts, außer, dass ich nicht mehr ich selbst war.
Ich hatte mich verloren.
Ich hatte gegen den miesesten Mitspieler in meinem Umfeld verloren.

"Frau Runge, Sie werden zu 7 Jahren Haft verurteilt"

Und ich akzeptierte es.
Das Leben.
Es war ein mieser Verräter.

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