40. One Shot

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!TW, das ist nichts für schwache Nerven!

//Sterben.
Ich möchte nichts lieber als zu sterben.
Ist es zu viel verlangt nicht mehr leben zu wollen?
Weshalb müssen wir Menschen überhaupt leben?
Ich verstehe es nicht.
Ich verstehe mich nicht.
Dabei ist es doch eigentlich so einfach zu sterben.
Täglich sterben Menschen.
Davon mindestens fünfunfünfzig an Selbstmord.
Pro Tag.
Wieso schaffe ich es dann nicht?
Warum bin ich selbst dafür zu blöd?
Nichts bekomme ich auf die Reihe.
Weder das Leben noch das sterben.
Ich bin ein wahrhaftes nichts.
Eigentlich ziemlich traurig, nicht wahr?
Nicht einmal ich selbst komme mit mir klar.
Weder mit meinen Stimmungsschwankungen, noch mit meinen Gedanken.
Von meinen Gefühlen fangen wir gar nicht erst an.
Seit Jahren bin ich in jemanden verliebt, der mit meiner besten Freundin zusammen ist.
Jeden einzelnen Tag leide ich darunter.
Daher schwänze ich gern die Schule, ziehe mich von den ganzen Menschen zurück.
Etwas was eigentlich scheiß egal ist, die meisten bemerken es nicht einmal.
Warum auch?
Ich bin nur ein Lückenfüller für sie.
Niemand nennt mich wirklich einen Freund.
Ich existiere einfach nur, damit sie nicht allein sind, wenn keiner ihrer Freunde da ist.
So war es schon immer.
Ich war nie gut genug für eine wirkliche Freundschaft.
Selbst meine beste Freundin, hat mich versetzt.
Für jemand besseres.
So war es aber schon immer.
Warum rege ich mich darüber überhaupt noch auf?
Schon immer wurde ich verlassen, wenn jemand besseres aufgetaucht ist.
Daher würde es sie alle nicht mitnehmen.
Würde wahrscheinlich nicht einmal auffallen, wenn ich urplötzlich weg sei.
Wahrscheinlich ist das was ich im Moment schreibe auch das letzte was ich jemals schreiben werde.
Heute Abend wird es funktionieren.
Es muss funktionieren.
Die Kraft noch länger auf diesem Planeten zu sein, schaffe ich nicht.
Ich schaffe es nicht mehr.
Ich bin so müde, so kraftlos...
So unendlich fertig.
Eigentlich fühle ich gar nichts mehr.
Seit Wochen hab ich mit meinem Leben abgeschlossen.
Mit dem Tod von Woozi, ist auch ein Teil von mir gestorben.
Woozi war der einzige Mensch, welcher mir noch minimal Kraft für diese Welt gegeben hatte.
Aber nun?
Nun war er derjenige welcher sich vor fast fünf Monaten das Leben genommen hatte.
Und ich?
Ich bin immer noch am Leben.
Aber warum?
Aus Angst?
Nur vor was habe ich Angst?
Es würde sowieso niemanden interessieren ob ich Tod oder lebendig bin.
Im Endeffekt bin ich doch eh schon Tod.
Nur mein Körper arbeitet noch.
Wie so ein Roboter.
Einen guten Grund zum Leben hab ich doch auch nicht.
Ich habe keine Wünsche, keine Träume, keine Hoffnung.
Nein...
Ich bin leer.
Alles in mir fühlt sich so leer an.
Daher ist es mir auch egal ob jemand bei mir ist oder nicht. 
Meine Tage verbringe ich in letzter Zeit sowieso lieber allein, total ruhig.
Wozu noch mit Menschen Reden?
Niemand versteht mich.
Als ich meiner Mom davon erzählt habe, hat sie angefangen zu weinen und nichts verstanden, wollte mich einweisen.
Seid dem halte ich den Mund.
Alles was ich an dem Tag gebraucht hätte, wäre eine Umarmung gewesen, aber nein...
Die habe ich nicht bekommen.
Okay, zu ihrer Verteidigung.
Ich lasse niemanden körperlich an mich heran.
Niemanden.
Das liegt aber auch daran, das ich niemanden mehr so wirklich vertraue.
Ich vertraue nicht einmal mir.
Nein..
Aber bin ich auch nicht gut genug.
Wiederhole ich mich?
Eventuell?
Verstehe ich mich selbst?
Nein.
Aber egal...
Jemand anderes versteht mich auch nicht.
Immer wieder wenn ich versucht habe über meine Probleme zu reden, wurde ich ignoriert oder abwertend behandelt.
Auch fallen mir die Blicke auf, wenn sie meine Arme sehen.
Mir fällt jedes kleinste Detail auf...
Mir fällt auch wie sie über mich reden.
Etwas was meinem Kopf noch mehr Angriffsfläche gibt.
Alles überdenkt er.
Für alles versucht mein Kopf mich fertig zu machen.
Hab ich den Kampf dagegen aufgegeben?
Absolut.
Daher lasse ich ihn nun einfach machen.
Was anderes bleibt mir nicht übrig.
Hab keine Kraft dazu.
Für nichts.
Ich bin einfach ein nichts.
Nichts außer ein kaputtes, psychisches Wrack.
Ein Wrack was sterben möchte, aber es nicht schafft zu sterben.
Ziemlich traurig, wenn man mich fragt, aber naja.
Wer fragt mich schon?
Gerade ist es zehn vor Mitternacht am ersten November, sitze auf dem Dach meines Familienhauses und wünschte das Woozi hier wäre.
Ich wünschte mir das überhaupt jemand neben mir wäre, der meine Hand hält, während ich versuche zu sterben.
Obwohl...
Nein..besser nicht.
Das könnte ich niemanden an tun.
Niemandem.
Warum ist es aber nur so schwer?
Warum kann ich nicht einfach sterben?
Warum darf ich nicht einfach sterben?
Wieso ist das Leben nur so anstrengend?
Ich kann das alles einfach nicht mehr...
Es ist alles einfach nur noch viel zu viel..
Dabei will ich nur noch bei Woozi sein.
Bei Woozi, Oma und Dad.
Nein.
Heute werde ich es schaffen.
Heute werde ich mir das Leben nehmen und endlich wieder glücklich sein können.
Also Mom...
Falls du das finden und lesen solltest...ich liebe dich.
Ich liebe dich über alles.
Du bist wirklich unglaublich und eine starke Frau.
Du hast so vieles mit mir durchgestanden, aber ich kann es nicht mehr.
Ich bin schwach.
Ein weichei.
Du wirst es nicht verstehen, aber dies ist okay.
Du musst es nicht verstehen.
Nein...du musst nur wissen, dass ich nun glücklicher sein werde.
Ich weiß, das ich dir das Herz brechen werde, aber bitte...bitte sei mir dann nicht sauer, ja..?
Lebe dein Leben und werde glücklich.
Finde jemanden der dich so glücklich macht wie Dad es gemacht hat.
Heute werde ich ihn wiedersehen.
Dann werden wir zusammen auf dich aufpassen.
Versprochen.
Es tut mir leid, das ich nicht gut genug sein konnte.
Es tut mir leid, das ich nur ein unnötiges Nervenbündel in eurem Leben gewesen bin.
Es tut mir leid, Mom...es tut mir so leid das ich nicht der Sohn sein konnte, den du dir gewünscht hast.
Ich wünsche mir wirklich das ich das hätte sein können.
Du hast das ganze Leid mit mir nicht ertragen müssen...wäre ich nur etwas stärker...
Dann hättest du einen besseren Sohn und keinen Waschlappen, der es nicht schafft zu leben, weil jeder Atemzug sich so anfühlt als würde man sterben, aber nicht Tod sein.
Es fühlt sich so an als wäre das Leben eine reinste Qual.
Als wäre es eine Folter...
Es tut mir leid, aber gleich werde ich glücklicher sein. Gleich werden die Tabletten wirken und mich vom Dach rutschen lassen.
Spätestens wenn ich einschlafen werde, aber keine sorge...ich werde nichts fühlen.
Ich werde friedlich schlafend auf dem Boden aufkommen.
Ich liebe dich, Mom.
Dein Sohn, Jisung.//

Seufzend klappt er das Tagebuch zu, schaut dann  zum Himmel hoch, drückt sein Tagebuch an sich.
Nun hat er auch seine letzte Seite vollgeschrieben. Also der perfekte Moment um alles zu beenden.
Nun müssen nur noch die Tabletten wirken.
Etwas was sich immer bemerkbarer macht.
Seine Augen fallen immer wieder zu.
Sein gesamter Körper fühlt sich so unglaublich leicht und schwer im selben Augenblick an.
Wie viele Tabletten er genommen hat weiß er nicht.
Nein...
Das hat er vergessen.
Doch ist er froh, dass sein Körper endlich darauf reagiert.
Sein Tagebuch rutscht ihm aus den Armen, hört wie es runter fällt.
Direkt die zehn Meter in die Tiefe.
Oder waren es mehr?
Weniger?
Immer mehr verliert er den Kampf gegen die Müdigkeit, weshalb er einfach die Augen schließt.
Seine Atmung geht immer langsamer, immer flacher.
Spüren tut er nicht wirklich viel davon.
Nein...
In diesem Moment war er einfach so glücklich wie schon lange nicht mehr.
Gleich würde er frei sein.
Frei vom Schmerz.
Frei von sich selbst.
Ob sein Wunsch diese Nacht, in diesem Moment, in Erfüllung gehen wird?
Er möchte und er kann einfach nicht mehr.
Hoffentlich wird sein Wunsch endlich wahr...
Hoffentlich kann er heute Nacht endlich friedlich sterben...

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Wahrscheinlich schreibe ich dazu eine ff- but idk-

Minsung OS Buch Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt