49. One Shot

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//Der Stift fühlte sich schwer in meiner Hand an, als wäre er ein Anker, der mich an ein Leben festband, das ich längst verlassen wollte. Jedes Wort, das ich auf das Papier brachte, war ein weiterer Stein, der mein Herz belastete. Ich hasste es, Autor zu sein. Doch in den Worten fand ich auch meine einzige Möglichkeit, mich auszudrücken, meine Gedanken zu ordnen und meinen Schmerz zu lindern.
Die Buchstaben tanzten vor meinen Augen, ein wildes Durcheinander aus Zeichen und Sinnlosigkeiten. Wie konnte etwas, das so bedeutungslos erschien, meine Existenz so sehr kontrollieren? Ich sehnte mich danach, frei zu sein von den Fesseln der Schreiberei, von den Erwartungen und dem Druck, ständig etwas Bedeutendes zu erschaffen. Doch in meinem Inneren wusste ich, dass ich ohne diese Worte verloren wäre, ohne sie würde meine Seele verkümmern und meine Gedanken sich im Dunkel verlieren. So sehr ich es auch verabscheute, Autor zu sein, war es doch der einzige Weg, wie ich mich selbst verstand und der Welt mitteilen konnte, wer ich wirklich war.
Jeden Morgen, wenn ich mich vor meinem Schreibtisch wiederfand, fühlte es sich an, als würde ich erneut in ein Gefängnis zurückkehren, das ich selbst erschaffen hatte. Die leere Seite vor mir war wie ein Spiegel, der meine Unzulänglichkeiten und Zweifel gnadenlos reflektierte. Ich konnte den Blick nicht abwenden, denn in diesem Spiegel lag auch die einzige Hoffnung, mich selbst zu finden und meinen Platz in dieser Welt zu definieren. Doch mit jedem Satz, den ich niederschrieb, fühlte ich mich weiter von meinem wahren Selbst entfernt, als wäre meine Identität von den Erwartungen anderer erstickt worden. Ich hasste diese Rolle als Autor, aber ich konnte mir keine andere Art vorstellen, mich auszudrücken, keine andere Möglichkeit, mein Innerstes nach außen zu kehren und den Schmerz, die Freude, die Wut, die Liebe zu teilen, die mich zutiefst definierten. So blieb ich gefangen in einem paradoxen Zwiespalt zwischen Ablehnung und Abhängigkeit, zwischen dem Wunsch, frei zu sein, und der Notwendigkeit, meine Stimme zu erheben, selbst wenn sie von Selbstzweifeln und Selbsthass zerrissen wurde.
Jeder Tag begann mit einem Kampf gegen mich selbst, gegen die Dämonen meiner eigenen Kreationen und gegen die Erwartungen einer Welt, die nach immer mehr hungerte. Doch inmitten dieses inneren Chaos fand ich manchmal Momente der Klarheit, wo die Worte wie ein wilder Fluss aus mir herausströmten, ungebändigt und wahrhaftig. In diesen Augenblicken spürte ich eine Verbindung zu etwas Größerem, zu einer Kraft jenseits meiner eigenen Existenz, die mich durch die Dunkelheit führte und mir erlaubte, für einen kurzen Moment die Last der Autorität abzulegen. Doch wie ein abhängiger Süchtiger sehnte ich mich nach diesem Gefühl der Befreiung, selbst wenn ich wusste, dass es mich letztendlich nur weiter in die Fesseln meiner eigenen Schöpfung zog. So blieb ich gefangen in einem endlosen Kreislauf aus Selbstverachtung und Selbstverwirklichung, gefangen zwischen der Sehnsucht nach Freiheit und der Notwendigkeit, mich durch die einzige Sprache auszudrücken, die ich je gekannt hatte - die Sprache der Worte.
In den dunkelsten Stunden der Nacht, wenn die Welt um mich herum verstummte und nur das Flüstern meiner eigenen Gedanken blieb, fragte ich mich, ob ich jemals einen Ausweg finden würde. War ich dazu verdammt, für immer in dieser Rolle gefangen zu sein, als ein Autor, der es hasste, Autor zu sein? Oder gab es einen Weg, meine Seele zu befreien, ohne meine Stimme zu verlieren? Diese Fragen verfolgten mich wie Schatten, und während ich weiterhin meine Worte auf das Papier brachte, suchte ich verzweifelt nach einer Antwort, die mir den Weg aus diesem Labyrinth weisen würde. Doch vielleicht war die Antwort nie in der Flucht vor meiner Bestimmung zu finden, sondern in der Annahme meiner Selbst, mit all meinen Widersprüchen, Ängsten und Zweifeln. Vielleicht war es an der Zeit, die Fesseln meiner eigenen Erwartungen zu durchbrechen und zu erkennen, dass die wahre Freiheit nicht darin lag, ohne Schmerz zu sein, sondern im Mut, trotz allem weiterzumachen und meine Stimme zu erheben, selbst wenn sie von Selbstzweifeln und Selbsthass zerrissen wurde.
Mit jedem weiteren Wort, das ich niederschrieb, wurde mir klarer, dass mein Kampf nicht darin bestand, Autor zu sein oder nicht zu sein, sondern darin, meine eigene Wahrheit zu akzeptieren und auszudrücken, ganz gleich, wie schmerzhaft oder unvollkommen sie auch sein mochte. Vielleicht war es an der Zeit, nicht länger gegen meine Berufung anzukämpfen, sondern sie als Teil meiner Identität zu umarmen, selbst wenn sie mich manchmal erdrückte. Denn in den Tiefen meiner Qualen und Zweifel fand ich auch eine Quelle der Stärke und der Hoffnung, eine Stimme, die mich leitete, auch wenn sie mich manchmal ins Dunkle führte...
Hefte voller Texte.
Mal lange, mal kurze.
Doch alle haben eine Bedeutung.
Egal ob traurig, wütend oder glücklich.
All diese Poems haben eine Bedeutung, selbst wenn sie niemals jemand lesen wird.
Dafür bin ich zu feige..
Ich finde sie nicht gut, ganz gleich wie viel sie mir bedeuten...niemals wird diese jemand zu lesen bekommen.
Ich hasse es ein Poet zu sein aber gleichzeitig kann ich nichts anderes als zu schreiben...denn es ist alles was mich am Leben hält...
Doch wann werde ich jemals ein Poem sein?
Wann werde ich mal das Poem von jemanden sein?//

Minsung OS Buch Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt