Jisung lehnt sich gemütlich an Minho, während er es sich auf dessen Schoß bequem macht. Es ist ein vertrauter Ort für ihn – ein sicherer Hafen, den er immer dann aufsucht, wenn er Nähe sucht. Er weiß, dass Minho kein Freund von Berührungen ist, aber bei ihm scheint es anders zu sein. Irgendetwas ist anders, wenn sie zusammen sind. Für Jisung war das schon immer selbstverständlich, auch wenn er nicht wusste, wie Minho darüber dachte.
„Hyung? Wusstest du, dass es einen Unterschied zwischen Verliebtheit und Liebe gibt?“ Jisungs Stimme ist sanft, fast nachdenklich, während er zu Minho aufblickt. Seine Augen leuchten neugierig, und Minho kann nicht anders, als ihm in die warmen, braunen Augen zu sehen. Ein sanftes Lächeln schleicht sich auf seine Lippen, aber er antwortet nicht sofort. Es ist eine seltsame Frage, eine, die ihn zum Nachdenken bringt.
Minho genießt diesen Moment. So sehr er sich normalerweise von Berührungen distanziert, so angenehm fühlt es sich mit Jisung an. Es ist ein Paradox, das er noch nie ganz verstanden hat. Normalerweise weicht er solchen Situationen aus, doch bei Jisung ist es anders. Es war schon immer anders.
„Ist das so?“ Minho fragt schließlich leise, seine Augen immer noch auf Jisung gerichtet. Er versucht, sich keine große Sache daraus zu machen, aber etwas in Jisungs Frage lässt ihn nicht los. Es ist, als würde sie eine Saite in ihm zum Klingen bringen, die bisher stumm war. „Was ist der Unterschied?“
Jisung setzt sich etwas aufrechter hin und legt den Kopf schief, als würde er über Minhos Frage nachdenken. „Na ja, Verliebtheit...“ Er zögert kurz, die Worte suchend. „Verliebtheit ist aufregend. Du spürst Schmetterlinge im Bauch, dein Herz schlägt schneller, und du willst die ganze Zeit bei der Person sein. Es ist... intensiv, aber auch vergänglich.“
Minho nickt langsam, während er Jisung weiter beobachtet. Er spürt, wie sich etwas in seiner Brust zusammenzieht. Diese Beschreibung... sie klingt vertraut. Er hat das Gefühl schon oft gespürt – das schnelle Herzklopfen, die Aufregung, die Nervosität. Jisung hatte das oft in ihm ausgelöst, besonders in den ersten Monaten, in denen sie sich kennengelernt hatten.
„Aber Liebe...“ fährt Jisung fort, seine Stimme sanfter. „Liebe ist anders. Liebe ist ruhiger. Es geht nicht mehr um dieses ständige Gefühl von Aufregung, sondern um Geborgenheit. Es ist das Gefühl, dass du auch in den ruhigsten Momenten bei der Person sein möchtest. Dass du ihr vertraust, selbst wenn die Schmetterlinge mal nicht da sind.“
Minho runzelt leicht die Stirn. Jisungs Worte beginnen, in seinem Kopf zu kreisen. Diese Unterscheidung – Verliebtheit und Liebe – macht ihn nervös, lässt ihn sich fragen, was er selbst fühlt. Mit Jisung war es immer... intensiv. Aber es gab auch diese ruhigen Momente. Momente wie jetzt, in denen er sich einfach nur wohlfühlt, ohne die ständige Aufregung. Jisungs Nähe beruhigt ihn, und das ist verwirrend.
„Und wie weiß man, dass man liebt?“ fragt Minho leise, fast widerwillig. Er will es wissen, auch wenn er sich nicht sicher ist, ob er die Antwort hören will.
Jisung denkt einen Moment nach, seine Finger spielen gedankenverloren mit dem Stoff von Minhos Shirt. „Man weiß es einfach,“ sagt er schließlich und sieht Minho in die Augen. „Es ist das Gefühl, dass du bereit bist, für diese Person da zu sein, egal was passiert. Dass du ihre Fehler kennst und sie trotzdem liebst. Und dass du dir ein Leben ohne sie nicht vorstellen kannst.“
Minho spürt, wie sich sein Herzschlag beschleunigt. Jisungs Worte treffen ihn wie ein Schlag in die Magengrube. Fehler. Ja, er kennt Jisungs Fehler – seine Impulsivität, seine Unsicherheiten, seine chaotische Art. Aber das hat ihn nie gestört. Im Gegenteil, es hat ihn immer nur noch näher zu ihm gezogen. Und was das Leben ohne ihn betrifft... Minho kann sich ehrlich gesagt nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal ernsthaft darüber nachgedacht hat. Jisung ist einfach da. Immer. Ein fester Bestandteil seines Lebens.
„Aber was, wenn man sich nicht sicher ist?“ fragt Minho schließlich, die Unsicherheit in seiner Stimme deutlicher als gewollt. Es fällt ihm schwer, seine Gefühle zu formulieren. Etwas in ihm kämpft gegen diese Erkenntnis an, als wolle er nicht wahrhaben, was gerade passiert.
Jisung lächelt sanft. „Das ist okay, Hyung. Man muss sich nicht immer sicher sein. Gefühle sind kompliziert, und es dauert, bis man wirklich versteht, was man fühlt. Aber... ich denke, dass du es tief in dir drinnen schon weißt.“
Minho schaut weg, als er spürt, wie sich ein Knoten in seiner Brust bildet. Er weiß es tief in sich drinnen. Jisung hat recht. Er wusste es wahrscheinlich schon seit langer Zeit, hat es aber immer verdrängt. Doch jetzt, da Jisung es so klar vor ihm ausbreitet, kann er sich nicht länger verstecken. Es ist, als würde er endlich die Puzzleteile seines eigenen Herzens zusammenfügen.
Minho atmet tief ein und wieder aus, während er zu einer Entscheidung kommt. Seine Hand wandert langsam zu Jisungs Gesicht, seine Finger streichen sanft über dessen Wange. Jisung erstarrt für einen Moment, überrascht von der plötzlichen Berührung, doch er zieht sich nicht zurück. Stattdessen schließt er für einen Augenblick die Augen und lehnt sich in die Berührung.
„Vielleicht hast du recht,“ flüstert Minho schließlich. Seine Stimme ist kaum hörbar, doch in dem stillen Raum scheint jedes Wort widerzuhallen. Er beugt sich langsam vor, bis ihre Stirnen sich fast berühren. „Vielleicht weiß ich es wirklich schon lange.“
Jisung öffnet die Augen und sieht Minho an, seine Augen weiten sich leicht, als er die Bedeutung von Minhos Worten erkennt. Die Luft zwischen ihnen ist plötzlich elektrisch aufgeladen, die Spannung fast greifbar.
„Hyung...“ Jisungs Stimme ist kaum mehr als ein Hauch. Minho kann das Zittern in seinen Worten spüren, aber auch etwas anderes – Erwartung. Hoffnung.
Minho wartet nicht länger. Bevor er sich noch einmal umentscheiden kann, schließt er die letzten Zentimeter zwischen ihnen und presst seine Lippen auf Jisungs. Es ist ein zögernder Kuss, sanft und doch voller Emotionen, die er so lange unterdrückt hat. Für einen Moment herrscht Stille, und dann erwidert Jisung den Kuss.
Es ist, als würden die letzten Barrieren zwischen ihnen fallen. Alles, was bisher unausgesprochen blieb, drückt sich in diesem einen Kuss aus. Minho spürt, wie Jisungs Hand sich in seinem Nacken vergräbt, ihn näher zu sich zieht, während ihre Lippen sich langsam bewegen. Es ist nicht hastig oder stürmisch, sondern einfach... richtig. Es fühlt sich richtig an.
Als sie sich schließlich voneinander lösen, bleibt ihre Stirn aneinander gelehnt. Minhos Atem geht schnell, sein Herz pocht noch immer wild in seiner Brust. Doch es ist keine Aufregung wie früher. Es ist etwas Tieferes. Etwas, das ihm jetzt klar geworden ist.
„Was bedeutet das?“ fragt Jisung leise, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern.
Minho lacht leise, ein ungewohntes Lachen, das aus einem Ort tief in seinem Inneren kommt. „Ich weiß es nicht genau,“ gibt er ehrlich zu. „Aber ich glaube, dass es nicht nur Verliebtheit ist.“
Jisung lächelt schwach, seine Augen funkeln vor unausgesprochener Freude. Doch auch er sagt nichts weiter. Beide wissen, dass sie nicht alle Antworten auf einmal finden müssen. Es reicht, dass sie jetzt hier sind – zusammen. Was auch immer die Zukunft bringen mag, sie werden es herausfinden.
Die Stille zwischen ihnen fühlt sich jetzt nicht mehr schwer oder unsicher an. Sie ist ruhig, fast vertraut. Ein Zeichen dafür, dass sie auf dem richtigen Weg sind, auch wenn dieser Weg noch nicht vollständig klar ist.
Minho schließt die Augen, seine Stirn immer noch an Jisungs gelehnt. Er weiß nicht, was die Zukunft für sie bereithält, aber in diesem Moment ist das egal...solange er Jisung an seiner Seite hat.
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Minsung OS Buch
FanfictionEin Buch voll mit Minsung one shots Cause wir alle lieben Minsung