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   Dunya Hussein

Wütend stampfe ich nach Hause. Baran ist so gemein! Ich hasse ihn. Er braucht mich gar nicht so anzumotzen. Er sollte mal lernen, mit seinen Aggressionsproblemen umzugehen. Nächstes Mal werde ich ihn schlagen und seinem Vater sagen, dass er mich wegen so einer unnötigen Sache angeschrien hat.

Hinter mir höre ich Schritte und lautes Atmen. Können die mal leise atmen? Heute regt mich alles auf. Dankeschön, Baran, jetzt hasse ich alles und jeden mehr als sonst. Mit dem Kopf gesenkt laufe ich noch immer stampfend nach Hause, während ich mir weitere Rachepläne ausmale.

„Dunya!", höre ich jemanden dicht hinter mir schreien. Gedankenverloren laufe ich den Asphalt runter. Beim Überqueren der Straße werde ich am Unterarm gepackt und gegen ein Auto gedrückt. Plötzlich spüre ich, wie ein Auto an mir vorbeirast. Ich hebe meine Augen und blicke in ein paar strahlend braune Augen, die einen Blick der Besorgnis in sich tragen. Er tastet mich ab und schaut, ob ich mich irgendwo verletzt habe. „Alles gut, Dunya?", seine Hände greifen nach meinen Wangen, die ich sofort wegschlage. „Tue nicht so, als ob du dich um mich sorgst. Du hast mich gerade noch angeschrien und gesagt, ich sei ein Nichtsnutz!"

Ich hasse Fußball, und zu meinem Glück ist es jetzt unsere neue Sporteinheit. Alle Schüler kommen aus der Umkleide und stellen sich in einen Kreis. Der Lehrer sucht nun zwei Schüler aus, die jeweils einen Zehnerschüler aussuchen. Baran und Selin werden ausgewählt. Ich hoffe, ich komme mit Selin in ein Team!

„Ich wähle... Dunya", höre ich Baran sagen. Will er mich verarschen? Er liebt Fußball doch so sehr, wenn er mich wählt, wird sein Team verlieren.

Wir sind gerade mitten im Spiel, dank dem braunhaarigen Lockenkopf steht es 2:1 für uns. Bis jetzt habe ich nichts getan außer wie ein Idiot rumzustehen. Ich fühle mich so nutzlos. Plötzlich kommt ein Ball zu mir gerollt, ich weiß nicht, was ich tun soll! Scheiße, wie schießt man nochmal? Ein Spieler aus dem gegnerischen Team kommt und schießt damit ein Tor.

Scheiße!

Es steht unentschieden. Für manche ist das vielleicht nicht so schlimm, aber für Baran ist das ein Weltuntergang. Fest schließe ich meine Augen. Meine Zähne drücken sich in meine Lippen. Ich wollte doch eine gute Note in Sport...

Mein Blick trifft auf ein paar strahlend braune Augen, die gerade wütend auf mich zusteuern. Oh nein.

„Zu was bist du eigentlich zu gebrauchen, huh?!", spuckt er mir vor die Füße. Ist das ernst gemeint? „Du wolltest mich in deinem Team, du weißt ganz genau, wie schlecht ich in Fußball bin!", gebe ich ihm im gleichen Ton zurück. Er entfernt sich von mir. „Du bist ein Nichtsnutz", sagt er mir, bevor er sich wie die anderen in die Sportumkleide begibt.

Eine weitere Wunde in meinem verwundeten Herz.

„Bin ich das wirklich in deinen Augen Baran? Ein Nichtsnutz?", frage ich Tränennah. Er kratzt sich am Oberarm. „Nein, Dunya, das bist du nicht", seufzend nimmt er seine Tasche ab und stellt sie auf den Boden. „Mach die Augen zu", befiehlt er ich hebe fragend die meine Rechte Augenbraue. „Vertrau mir", was hab ich denn zu verlieren? Ich gehe seiner bitte nach und höre, wie er was aus seiner Tasche kramt. „Öffne die Augen", mein Atmen stockt.

In seiner Hand sind zwei lila Tulpen. Meine Lieblings Blumen. In seiner anderen Hand liegt eine Packung Yum Yum, Kratzeis und ein verpackter Schoko Donut. Er entfernt den Stil von einer Tulpe, nähert sich langsam meinem Gesicht kurz vor meinem Ohr schaut er mir in die Augen und fragt stumm nach Erlaubnis kaum merkbar nicke ich. Er steckt die Tulpe sachte hinter mein Ohr. Meine Augen füllen sich wieder mit Tränen. Sein blick verändert sich sofort. „Was los? hab ich was falsch gemacht?", ich lege meine Arme in um seinen Nacken und ziehe ihn in eine innige Umarmung. Mein Gesicht vergrabe ich in seiner Halsbeule und nuschele ein kleines Dankeschön.

𝐅𝐀𝐑𝐁𝐋𝐎𝐒𝐄 𝐖𝐄𝐋𝐓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt