-𝟏𝟖-

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𝐃𝐮𝐧𝐲𝐚 𝐇𝐮𝐬𝐬𝐞𝐢𝐧

Giggelnd schaue ich Emir dabei zu, wie er seine Schwester in den Schwitzkasten nimmt. „Yapma!" Hör auf! ruft Selin außer Atem. Emir wäre nicht Emir, wenn er jetzt auf seine kleine Schwester hören würde. Er fängt an, mit seiner Faust über ihren Kopf zu rubbeln, während meine Hand auf meinem Bauch liegt, der schon vom ganzen Gelache schmerzt. Oh Gott!

„Emir, Selin, yeter!", ertönt die Stimme von der Mutter aus dem Nichts. Sofort lässt Emir von seiner Schwester ab und stellt sich aufrecht hin. Mit verschränkten Armen beobachtet die Mutter die beiden. Die Kraft des Mutterseins ist so stark, dass die Kinder nur bei einem Blick erschaudern, und ich direkt mit. „Haide, Essen, ich habe çigköfte gemacht." und damit verlässt sie das Zimmer schon. Meine Augen leuchten auf. Çigköfte!

Emir gibt Selin einen letzten Klaps auf ihren Hinterkopf, bevor er artig seiner Mutter nachläuft. Oh Gott, ich halte es nicht mehr aus. Ich breche in ein einsames Gelächter aus, das bis zum Himmel reicht. „Lach nicht, du Verräterin! Anstatt mir zu helfen, lachst du nur!", sie schenkt mir einen Blick, an dem ich vor Lachen sterbe und aus Angst wieder auferstehe.

Sie kehrt mit dem Rücken zu und stampft in großen Schritten in die Küche. Immer noch lachend folge ich ihr nur in etwas kleineren Schritten. Wir setzen uns gemeinsam an den Esstisch. „Bismillah.", flüstere ich kurz, bevor ich in meinen ersten çigköfte reinbeiße. Das ganze Streiten von den beiden, was auch als Komödie gelten könnte, stoppte in dem Moment, wo die Augen der Mutter auf die Kinder fielen, und wird weitergeführt, sobald die Mutter ihnen den Rücken zukehrt.

Meine Augen fixieren sich auf einen Punkt auf den Tisch. Ich bin immer noch faziniert von der Mutter. Eine Mutter ist so stark, sie ist so viel. Das Paradies liegt nicht umsonst unter den Füßen der Mutter.

Die Wärme einer Mutter lässt die Schneeflocke eines traurigen Kindes schmelzen und zaubert ein Lächeln auf beide Gesichter.

„Emir, hör auf, Spielchen zu machen, wenn du auf dem Gebetsteppich stehst." „Okay, aber nur, weil du es sagst.", zwinkert er mir zu. Auf seine Antwort verdrehe ich nur meine Augen und stelle mich in mein Gebetssachen hinter ihn. „Das sage nicht ich, sondern Allah." Meine Haare verstecke ich noch mal genauer unterm Kopftuch, während ich mit meinen Füßen etwas rumzapple, damit ich, während des Gebets, nicht auf ihn trete. Selin gesellt sich währenddessen neben mich. Ihr süßer Duft verteilt sich um uns und lässt kleine Blumen in meiner Lunge blühen.

Ich liebe ihren Duft.

Emir richtet sich noch etwas auf und beginnt dann mit uns zusammen das Gebet. In dem Moment, wo das Gebet beginnt, verliere ich alle meine Last von den Schultern und lege mich mit dem Kopf auf weiße Erde.

Meine Seele füllt sich mit schwarzem Rauch, der die weiße Erde verpestet, die die Ebene zu mir und Allah darstellen soll.

Hoch in den Himmelsfassaden eingeflochten, meine Reue in eine mächtige Haarpracht, wo jedes Haar eine Sünde von mir ist und der Glanz von ihnen meine Vergebung.

Sobald meine Stirn den Boden berührt, fließt alles Negative raus wie eiskaltes Wasser und wird mit dem reinen Wasser der Engel ersetzt.

Nach dem Gebet sitzen wir alle noch auf unseren Gebetsteppichen und beten mit unseren Tesbihs. Dabei schweift mein Blick zu Selin, die ihren Kopf auf meinen Schoß gelegt hat. Sie betet noch nicht lange, sie hat wegen mir angefangen. Ich bin stolz auf sie. Möge Allah alle ihre Gebete annehmen und sie sich zu Herzen nehmen.

Der Gedanke daran, dass es da draußen immer noch Menschen gibt, die nicht beten, zieht mich runter. Das Gebet ist der Boden eines Moslems, die Ebene zu dir und deinem Schöpfer.

𝐅𝐀𝐑𝐁𝐋𝐎𝐒𝐄 𝐖𝐄𝐋𝐓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt