-𝟏𝟗-

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𝐃𝐮𝐧𝐲𝐚 𝐇𝐮𝐬𝐬𝐞𝐢𝐧

Es ist nach Mitternacht, und ich liege hier hellwach. Ich hasse meine Schlafprobleme. Ich habe schon alles versucht! Ich habe sogar meine verpassten Gebete von gestern nachgebetet, in der Hoffnung, im Frieden des Gebets den gemütlichen Schlaf spüren zu können. Dass ich einige Gebete verpasst habe, zieht mich etwas runter. Auch wenn ich fünfmal am Tag bete, würde ich lügen, wenn ich sage, dass ich nicht das ein oder andere verpasse. Es gibt Tage, wo mir das Beten sehr leichtfällt, und auch Tage, wo mir das Beten wie ein schwerer Stein auf den Schultern liegt. Aber dann erinnere ich mich gerne daran, dass es einfach nur die Engel sind, die mir meine Sünden auf die Schultern legen.

Ich wälze mich umher. Dass mein Bauch jetzt knurrt, kommt noch unpassender. Soll ich mir wieder Gurken machen? Oder Xiyar Mast? Ja, das klingt gut. Leise erhebe ich mich vom Bett und schleiche in die Küche. Meine Haare flechte ich zu einem Zopf. Aus dem Kühlschrank nehme ich mir Gurken und Mast raus. Ich glaube, ich mache mir noch Ava Mast. Ich halte die Gurken unter laufendes Wasser, bevor ich sie zu kleinen Würfeln schneide und sie in eine Schüssel werfe. Drei Löffel Mast kommen in die Schüssel, mit etwas Salz und Dill. Ich hole eine Wasserflasche aus dem Kühlschrank und mische es mit Mast zusammen in ein Glas, dabei würze ich es noch mit Salz.

Zufrieden lasse ich mich auf einem Stuhl nieder und löffle mein Xiyar Mast mit ein paar Schlücken von meinem Ava Mast. Nachdem ich gegessen habe, greife ich nach einer Decke und setze mich mit meinem Handy in der Hand auf den Balkon, wo mich die kalte Nachtluft ummantelt. Mein Blick fällt hoch in den Himmel. In den nächtlichen Fassaden fühle ich mich am wohlsten. Es ist so ruhig hier. Nichts ist zu hören, außer das Echo der dunklen Nacht. Der Kuss des Dunkeln erschafft einen Wind, der eine Gänsehaut auf meiner Haut tänzeln lässt. Ich ziehe die Decke stärker um mich.

Es kann so schön sein ohne Menschen, aber irgendwie auch so hässlich. Irgendwie machen die Menschen die Welt bekannt, nur um sie fremd zu verlassen. Ungewollt schweifen meine Gedanken beim Blick zum dunklen Horizont ab.

„Eine Frage hätte ich noch. Woher willst du wissen, wie sich das Lieben anfühlt, wenn du es nicht mal für dich selber spürst?"

Warum? Die Worte hallen immer noch in meinem Kopf wider. Und die einzige Antwort, die ich darauf habe, ist, dass ich es nicht weiß.

Es ist wie ein komplexes Kreuzworträtsel, das ich immer wieder versuche zu enträtseln, allein auf einem Tisch, mit der Antwort auf einer Engels Hand geschrieben, verdeckt von den Schatten des Trauerschwans.

Ein Echo, entfaltet durch den nächtlichen Schrei der Nacht, offenbart Fassaden eines Trauerschwans, dessen Tränen elegant in den Federn tanzen.

Wolken legen Schatten auf den Schwan, doch der Schatten, der unter seinen Federn ruht, ist dunkler als jedes schwarze Geheimnis.

Kann man überhaupt jemanden lieben, wenn man sich selber nicht liebt? Kann man erwarten, dass jemand in deinen Augen Schönheit wiederfindet, während du in deinen Augen nur einen Ozean siehst, mit scharfen Wellen, die dich immer wieder in die Trauer ziehen?
Ich will doch einfach nur so lange geliebt werden, bis ich mich selber liebe. Ich greife nach einem beliebigen Stift und schreibe auf die Rückseite eines alten Briefes: Liebe mich so lange, bis ich mich selber liebe. Manchmal brauche ich einfach nur einen Satz auf ein Blatt zu schreiben, und schon geht's mir besser. Meine Poesie ist tödlich.

Der schwarze Rauch der Poesie hängt in der Luft, auf einer hellen Erde, die dem Kosmosschwarz zum Opfer wird.

Nun, kann ich mich jetzt selber lieben? Ich weiß es nicht. Es ist das Rätsel meines Lebens, mit der Lösung auf der Hand eines Engels geschrieben.

𝐅𝐀𝐑𝐁𝐋𝐎𝐒𝐄 𝐖𝐄𝐋𝐓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt