-𝟐𝟎-

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                           Dunya Hussein

In den Flocken des Schnee wächst eine wunderschöne Tulpe, voller Melancholie, verstecktend leise hinter ihrer verschlossenen Form, dabei singen Kirschblüten ihre kleinen Sünden. Hinter großen Bergen wächst eine große Sonnenblume, die den Blick stets zu der Sonne hat, ohne dabei zu bedenken, dass sie Schatten über den Tulpenmond wirft. Schatten, die vom Verbrennen der Sonne kommen, Schatten, die vom Verbrennen der Sünde kommen. Neben der Sonnenblume, da wächst ein großer Baum, wo die genannten Kirschblüten immer wieder neue Lieder singen, dessen Titel unsere Namen tragen. Es ist das Rot der Kirschen, was Blut auf unseren reinen Schnee tropfen lässt, und das Gewispere des Teufels, zu dem wir uns drehen und dabei einen Schatten auf uns selber werfen. Das ist, was uns zu Sündigern geflochten hat. Schneeseufzer entgehen den Engeln auf unseren Schultern, als sie erneut eine vollgeschriebene Tafel vorzeigen müssen. Ihre reinen Finger werden in Asche getupft, um Buchstaben voller dreieckiger Taten zu deklarieren. Jeden Tag das gleiche.

Im farbnirwana gedeihen wir, sanfte Harmonie, Sträuße mit jedem ziehenden Windstoß durch unsere Seelen, mit winzigen Knospen, die zum einem Trauerflor werden. Der Schnee legt einen weißen Schleier auf uns, der von einer Marionette gehalten wird, um unsere Spuren im Paradies neu zu zeichnen. Die zarten Fäden der Marionette erschaffen ein Theaterstück, wo unsere Seelen genau diese Sünden vorspielen, mit Lichtwesen als Zuschauer, mit dem Allmächtigen als Richter.

Ich unterstreiche jede geschriebene Zeile mit einem violetten Textmarker. Meine Finger tun schon vom ganzen Geschreibe weh. Heute habe ich ganze zwei Seiten geschrieben, eine ist ein Brief und die andere pure Poesie. Alles wurde verworren geschrieben. Ich habe einfach drauflosgeschrieben. Normalerweise kann ich nie mehr als eine Seite schreiben, aber vielleicht liegt es auch einfach an der Kraft des Morgengebets, das ich gerade verrichtet habe. Ich greife nach der Box unter meinem Bett und lege beide Briefe in zwei verschiedene Umschläge und adressiere sie dann noch mit dem Datum und meinem Namen, bevor ich die Box wieder unters Bett schiebe.

Seufzend ziehe ich mir das Kopftuch aus. Es sind nur die Gespenster hier, die mir nach meinem Fajr-Gebet Gesellschaft leisten. Meine Augen schweifen durch die Gegend und landen erneut bei der Box unter meinem Bett. Sie ist langsam schon echt voll, ich muss mir eine neue kaufen. Vorsichtig nehme ich sie mir zur Hand. Meine Finger fahren die Konturen entlang. Sie hat eine süße lilane Schleife auf dem Deckel. Die nächste soll schwarz sein. Dunkellila und schwarz passt gut nebeneinander. Meinen Gebetsteppich rolle ich ein und lege ihn zusammen mit meinen Gebetsachen zur Seite. Ich stoppe in meiner Bewegung. Mein Blick haftet auf dem blutroten Gebetsteppich. Ich habe den, den mir Baran geschenkt hat, vollkommen vergessen. Wo ist er überhaupt? Ich wühle schon seit zwanzig Minuten in meinem Schrank herum. Als ich den violetten Gebetsteppich endlich erblicke, atme ich erleichtert aus. Endlich. Die Initialen sind immer noch an Ort und Stelle.

D.H

Ein kleines Lächeln legt sich auf meine Lippen. Ab heute werde ich immer diesen Teppich benutzen. Meinen Kopf drehe ich in die Richtung meiner Tesbihs, die an der Wand hängen, bei dem mein Lächeln nur noch größer wird. Wenn ich jetzt nochmal so darüber nachdenke, waren seine Geschenke schöner, als ich sie in Erinnerung hatte. Gähnend lege ich mich zurück ins Bett. Das Lächeln bleibt auf meinen Lippen präsent. Mittlerweile würde ich sogar schon sagen, dass ich Baran viel erträglicher finde als zuvor. Er hat mir einen seiner Taten und Worte gezeigt, was für ein Mensch er doch ist. Das falsche Bild von ihm in meinem Kopf wurde neu geschossen. Ich glaube, ich habe mich echt in ihn geirrt. Er hat mir oft Geschenke gemacht, wie auch in Situationen geholfen, in denen es mir echt schlecht ging. In manchen Situationen, bei denen er schuld war, hat er es immer wieder gut gemacht.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 27 ⏰

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