1. Kapitel

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Hallo ihr Lieben,

Ich weiß, ihr habt lange nichts mehr von mir gehört und das tut mir wirklich leid. Für eine lange Zeit hatte ich einfach eine Schreibblockade, doch ich habe das Gefühl, dass es jetzt endlich wieder Bergauf geht. Ich bin gerade dabei, einige meiner damaligen Schnapsideen zu überarbeiten und dabei auf dieses Schmuckstück hier gestoßen. Sie ist etwas anders, als die Geschichten, die ihr bislang von mir kennt, aber ich hoffe sie gefällt euch trotzdem. Ich habe bereits einiges vorgeschrieben, also werdet ihr vermutlich wieder öfter von mir hören. 

Ganz liebe Grüße, eure Lea <3

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Mit einem leisen Seufzer blies ich den letzten Zigarettenrauch aus und schnippte den Zigarettenstummel weg. Mittlerweile war ich 18 Jahre alt und hatte gerade so mit ach und krach mein Abitur bestanden. Meine Eltern waren nicht besonders von meinem Vorhaben begeistert, mich dieses ganze Jahr völlig auf Fußball zu konzentrieren, mit anderen Worten, wir hatten einen riesigen Streit. Jetzt saß ich hier, an meinem Lieblingsplatz ganz in der Nähe des Steinbruchs, der Mond ließ das Wasser vor mir leicht silbern schimmern und die Nachtluft war noch angenehm warm. Ich hasste es in Erinnerungen zu schwelgen, doch irgendwie hatte es mich eiskalt erwischt und schließlich ohne Vorwarnung elf Jahre zurückkatapultiert. Ein Schauer zog über meinen Rücken und verengte meine Augen zu Schlitzen. Noch nie hatte ich verstanden, wieso Menschen so gerne in ihrer Vergangenheit lebten, wo doch das hier und jetzt so viel wichtiger war.

Etwas entfernt nahm ich laute Musik und vereinzelnd das Lachen einiger Mädels wahr. Das ging hier jeden Abend so, seitdem ich den Biestern damals beigetreten war, bestand mein Leben aus Feiern und Fußball, alles, was ein Teenager sich wünschte. Zugegeben, vielleicht war das auch der Grund für meine grauenvollen Schulnoten, doch das war es mir wert. Ich hatte jede Sekunde hier genossen, so viel stand fest.

„Liv!" Ich zuckte zusammen, „Liv!" Ertönte es wieder, „Hier!" Antwortete ich laut und hörte schon das Knacken der Stöcker, über die Lissi bei jedem Schritt stolperte. „Da bist du ja!" Lachte sie und ließ sich neben mich auf den Waldboden fallen. „Wird's langweilig?" Fragte ich, Lissi zuckte mit den Schulter, „Ist es das nicht immer, wenn du fehlst?" Ich schmunzelte, Lissi hatte eindeutig schon zu viel getrunken. „Es ist wirklich schön hier." Stellte sie fest und legte ihren Kopf auf meine Schulter. „Find ich auch." Stimmte ich ihr zu und wir betrachteten stillschweigend das schimmernde Wasser.

„Fabi ist gerade angekommen." Durchbrach Lissi die angenehme Stille, die zwischen uns herrschte. „Ehrlich? Der hat aber lange auf sich warten lassen." Ich verdrehte die Augen, noch nie hatte ich verstanden, warum ausgerechnet Fabi der Anführer der Biester war, doch ich musste es wohl oder übel hinnehmen. Besonders gut verstehen taten wir beide uns nicht, eigentlich mied ich Fabi die meiste Zeit. Da er bereits ein Jahr älter war, stand er, davon versuchte er uns jedenfalls zu überzeugen, bereits mitten im Leben. Wenn man mich fragen würde, würde ich der Person nur einen Vogel zeigen, Fabi und mitten im Leben, auf gar keinen Fall, aber mich fragte ja keiner. „Ja, so ist er eben." Zustimmend nickte ich, ich wollte diese Diskussion nicht schon wieder starten. Zu oft hatten Lissi und ich uns schon wegen Fabi gestritten, sie verstand einfach nicht, was für ein Idiot dieser selbsternannte Anführer war. „Lass uns zurück zu den anderen gehen und die Party wieder etwas aufmischen." Lissi erhob sich und hielt mir auffordernd ihre Hand entgegen. Mit einem tiefen Seufzer griff ich schließlich nach ihrer Hand und erhob mich schweren Herzens.

„Wenn ich Fabi ertragen soll, dann brauch ich erstmal Tequila." Stöhnte ich und ließ mich von Lissi mitziehen, die leise lachte. „Das lässt sich einrichten."

Die Musik wurde lauter je näher wir uns der kleinen Hütte näherten, die mit allen möglichen bunten Lichtern und einer Musikanlage ausgestattet war. Für diese Equipment hatte jeder von uns ordentlich gespart und selbst ich musste zugeben, dass es sich wirklich gelohnt hatte. Die Musik und die Beleuchtung machten eine Feier erst zu einer guten Party und dank Fliflas Einsatz hatten wir sogar eine Nebelmaschine. Vor der Hütte standen bereits Ina und Sarah, jeweils mit einem Glas und einer Zigarette in der Hand. „Da seid ihr ja, wo wart ihr so lange?" Sarah wackelte anzüglich mit ihren Augenbrauen. „Eine Lady behält ihre Geheimnisse für sich." Flüsterte ich im Vorbeigehen in ihr Ohr, naja, flüstern war untertrieben, ich schrie beinahe schon, so laut war es hier.

Lissi öffnete die Tür und uns kam ein Schwall sauerstoffarmer Luft entgegen und ein relativ dichter Nebel. Die Lichter wechselten immer wieder ihre Farben und ein Laser durchzog die Mitte des Raumes. Von Fabi war weit und breit keine Spur, aber durch den Nebel fiel es mir schwer generell irgendetwas zu sehen. Ein Ruck durchfuhr mich, als Lissi mich erbarmungslos weiter zur Bar führte und uns zwei Tequila fertig machte. „Auf dich, Olivia Garner, giftig und bissig, wie sonst keine andere."

Damit mein Körper noch etwas lockerer wurde zum Tanzen folgten noch vier weitere Tequila, dann mischte ich mich unter die andern. Mein Körper bewegte sich automatisch zum Song, ich schwang meine Hüfte, ein Talent von mir, von dem ich lieber nicht wissen wollte, woher es stammte. Ich liebte dieses Gefühl von Freiheit und Glück auf der Tanzfläche. Der Schweiß, das Gedränge, der Gesang oder besser gesagt das Geschrei, die lachenden Gesichter der anderen Biester und das wilde Springen, das als Tanzen bezeichnet wurde, es gab einfach nichts Besseres auf dieser Welt. Auch wenn Fabis Rückkehr der Grund für diese Party war, musste ich zugeben, dass sie mehr als gelungen war. 

Beast or BelleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt