➳ 30. Nebel

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Lachen erschallt in hellen Klängen, wird vom leichten Wind aufgegriffen und weitergetragen. So vergnügtes Lachen, ja gar schon ein Jauchzen.
Ich schüttel erstaunt den Kopf darüber. Ich hatte doch noch nie so gejauchzt, hatte mich doch nie so fallen lassen.
Es war das erste Mal, dass ich jemanden in mir sah, von dessen Existenz ich noch nie ganz überzeugt gewesen war.

Die Welt dreht sich schnell, immer schneller, rundherum und ihre Farben verschwimmen zu einem fröhlichen Spiel aus Gelb und Grün, aus Lila und Blau, aus Rot und Orange, während ich mich mit ihr drehe, immer schneller drehe. Die Arme ausgebreitet.
Wieder dieses Jauchzen und Glucksen voller Trunkenheit an Freude und Glück.
Arme umfassen mich und heben mich in die Luft, während wir uns weiterdrehen, immer schneller drehen. Zu zweit drehen. Lachend und juchzend.

Die Sterne funkeln friedlich am Himmel, strahlend als wollten sie es der hellen Sonne am Tage nachmachen, während die Hektik und der Trubel unter ihnen ruhen.
Der Mond schaut mit runden Backen auf seine Schützlinge herunter, die selig in ihren Träumen schlummern.
Wärme umfängt mich, hüllt mich in Geborgenheit und Frieden, warm, immer wärmer.
Ich seufze wohlig, halb schlaftrunken, halb wundernd.
Es ist eine andere Wärme als die, die ich kenne. Nicht wie die einer Heizung, nicht wie die einer Decke, nicht einmal wie die der Sonne. Sie ist anders.
Zum ersten Mal verstehe ich, dass Liebe nicht nur ein ungreifbarer Begriff ist, nicht nur eine nüchterne Definition, kein Hirngespinst. Sie hält mich im Arm, warm, immer wärmer.

Nebel umfängt mich. Kalt und wabernd. Drückend und beengend, kommt nah, immer näher. Presst mir die Luft aus den Lungen. Macht mir Angst. Oh, so große Angst.
Wispernde Stimmen verstecken sich in ihm, zeigen nur schemenhaft ihre Gesichter, grausame Fratzen brennen sich in meine Vorstellung.
Garstige Laute dringen in meine Ohren, pochen in meinem Kopf, kriechen mir bis in die Knochen, lassen mich erstarren und zittern.
Die Ängste werden laut, immer lauter, die Zweifel toben wild, immer wilder, die Schluchzer rütteln stark, immer stärker.

Bis ich eine Hand auf meiner Schulter spüre, eine Hand und mit ihr die Wärme.
Und auf einmal ist der Nebel fort, die Stimmen hat er mitgenommen und der Sturm ist schon lange versiegt.

Nur mein Herz pocht noch laut, so laut, doch das ist okay.
Es ist okay.
Es wird immer okay sein.

Ich war am Ertrinken, doch ich lerne zu schwimmen.

One Shits äh ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt