Die Stille legte sich schwer über die Lichtung.
Caleb gab sich Mühe, die Augen offen zu halten, anstatt sich der drängenden Dunkelheit hinzugeben.
Der Himmel und die Blätter des Waldes über ihm verschwammen in seiner Sicht.
Obwohl er auf dem weichen Waldboden lag, schmerzte sein gesamter Körper höllisch. In seinem Mund schmeckte er Blut und mit jedem Atemzug, den er nahm, durchfuhr ihn vor lauter Schmerzen ein Beben.
In diesem Moment wünschte er sich, er wäre tot. Der Tod konnte niemals so sehr wehtun, wie das, was er gerade fühlte.Ein markerschütternder Schrei durchschnitt die Stille. Er stammte von Paris.
Mühevoll schaffte Caleb es, den Kopf zur Seite zu drehen.
Er sah, wie sie sich aufrappelte und schwankend zu einem leblosen, dreckigen Körper humpelte.
War das-?
Nein, das konnte nicht sein!
Das durfte nicht sein!Paris brach über dem toten Jungen zusammen und begann, zu weinen. "William! Nein, bitte, wach auf! Will!" Ihre Schreie und ihr Klagen hallten durch den ganzen Wald, während sie den Verlust betrauerte.
Caleb biss die Zähne zusammen und schaffte es, sich aufzusetzen.
Sein Magen schien zu explodieren, er keuchte.
Dort, wo er gelegen hatte, bleib ein zerdrückter, von dunkelroten Blutsflecken übersäter Waldboden zurück.
Er begann, sich in Richtung seiner Geschwister zu schieben, kroch immer weiter vor, hinterließ eine Blutsspur. Er wollte schreien, aufhören und sterben, doch er konnte nicht. Er konnte jetzt nicht aufgeben, konnte Paris nicht allein lassen.Es schien Stunden zu dauern, bis Caleb endlich an seinem Ziel angekommen war.
Williams Gesicht war trotz des Drecks blass und seine Augen blickten glasig und starr ins Nichts. An seiner Kehle prangerte ein sauberer Schnitt.Paris löste ihren Blick vom Toten und blickte Caleb an.
"Wie konnte es so weit kommen?", hauchte sie heiser.Caleb wollte ihr antworten, doch die Kraft verließ ihn und er brach wieder auf dem Boden zusammen.
Das Mädchen wollte ihm helfen, doch er legte ihr nur eine Hand an die Wange.
"Paris, hör mir zu", keuchte er. "William ist gestorben und ich werde auch sterben."
"Sag das nicht", weinte sie.
Caleb schüttelte den Kopf. Seine Hand fiel wieder zu Boden, er konnte nicht länger die Kraft aufbringen, sie zu halten.
"Es ist zu spät für mich. Paris, du musst uns rächen."
Die Schmerzen und die Dunkelkeit drohten, ihn zu übermannen."Du darfst nicht auch noch sterben", flehte sie ihn an. "Du bist mein großer Bruder, ich hatte doch nur noch dich und William."
"Du schaffst das. Räche deine Brüder. Räche uns", flüsterte er und dir Welt wurde schwarz.
Zufrieden klappte Danny den Laptop zu.
Das war eine erfolgreiche Schreibsession gewesen.Bereits zweihundert Seiten füllte die Geschichte von Caleb, William und Paris aus und er war noch lange nicht fertig mit ihr.
Caleb und William waren tot, doch mit ihrer Schwester hatte er noch viel vor. Ihr Zorn und ihre Trauer über den Tod ihrer Brüder würden sie antreiben und sie würde ihr Land verändern - Rache nehmen, dem Tode entrinnen, Königin werden.Danny blickte aus dem Fenster.
Es war tatsächlich schon dunkel geworden, die Zeit war schneller verstrichen als er dachte.
Müde streckte er sich, dann gähnte er und stand vom Schreibtisch auf. Er würde jetzt ins Bett gehen.
Der junge Autor schlurfte in den Flur seiner stockdunklen Wohnung und drückte auf den Lichtschalter.
Nichts passierte.
Noch einmal.
Es blieb dunkel.Genervt seufzte Danny und bahnte sich seinen Weg durch die Wohnung.
Es dauerte einige Minuten, bis er seinen Schrank fand, in dem er auch Kerzen aufbewahrte.
Blind öffnete er ihn und tastete sich an den Gegenständen entlang. Schließlich fand er Kerze und Streichhölzer und zog beides heraus.Ein Knarzen ließ ihn herumfahren und er hätte schwören können, dass ein Schatten davonhuschte.
Hastig zündete er das Streichholz an. Das kleine Feuer brandete auf und erhellte mit einem Schlag die Dunkelheit mit einem schwachen Licht.
Danny war allein.
Oder?Er zündete die Kerze an und sah sich um.
Typisch, dass er sich mal wieder etwas einbildete. In solchen Momenten verfluchte er seine Fantasie, die öfter mit ihm durchging als ihm lieb war.Mit dem Kerzenschein bewaffnet trottete er nun ins Schlafzimmer.
Ein Windstoß kam ihm entgegen und blies die Kerze aus.Fluchend stellte Danny sie ab und tastete sich auf das Fenster zu. Er hatte es wohl offen gelassen. Das kam davon, wenn er es ständig vergaß.
Da er keine Lust hatte, wieder zurück ins Wohnzimmer zu stolpern und in der Dunkelheit erneut die Streichhölzer zu suchen, beschloss er, er könne einfach in der Finsternis die Zähne putzen.
Er beeilte sich ins Badezimmer zu gelangen.
Auch, wenn er es niemals zugegeben hätte, bereiteten ihm die Schatten der Nacht ein mulmiges Gefühl.
Er fand das Waschbecken und griff nach seiner Zahnbürste.
Die Deckenlampe flackerte auf und Danny lächelte sein Spiegelbild an. An.
Aus.
An.
Aus.
An.
Aus.
Der Strom schien langsam zurückzukommen.Die Spiegelfläche war ein wenig dreckig und zerkratzt, doch das störte Danny nicht. Er betrachtete sich. Braune Haare, markante Gesichtszüge, grüne Augen.
Er sah durchschnittlich aus, doch er mochte sein Aussehen.Das Licht erlosch wieder.
Während er sich die Zähne putzte, sprangen seine Gedanken wieder zu seinen Buchcharakteren.
Nun kehrte das Licht ganz zurück.
Er spuckte die Zahnpasta ins Waschbecken aus und richtete sich wieder auf.
Als er wieder in den Spiegel blickte, blieb sein Herz fast stehen.
Direkt hinter ihm stand ein Mädchen. Ihr blasses Gesicht zeigte keine einzige Regung und auch in ihren dunklen Augen gaben keine einzige Emotion preis.
"Wer-?", stieß Danny aus, obwohl er die Antwort schon wusste."Ich habe doch versprochen, sie zu rächen", flüsterte Paris ihm ins Ohr, bevor er das Messer an seiner Kehle spürte.
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One Shits äh Shots
De Todo[Laufend, alle OS nicht überarbeitet!] Buch für One Shots (wow, wer hätte das bei dem Titel erwartet, wie überraschend O.o ) Inhalt: ➸1. 30 Sekunden ➸2. Ich will nur, dass du weißt ➸3. Gib auf ➸4. Schnee ➸5. Zeit ➸6. Charaktertod ➸7. Die weiße Fl...