V A L E R I A
Meine Augen fühlen sich so schwer an. Was ist passiert? Wo bin ich? Ich öffne langsam die Augen, und das was ich als nächstes sehe, macht mich einfach nur sprachlos. Was zur Hölle? Denn als ich mich umblicke, befinde ich mich in einem mir unbekanntem Raum. Es sieht aus wie ein ... Krankenhaus? Weiße Wände, ein nicht allzu großer Raum, und ein offenes Fenster. Ein Windzug lässt mich erzittern. Ich bemerke erst nicht, wie ich zugedeckt in einem fremden Bett liege, als ich etwas komisches an meinem rechtem Arm spüre. Ich blicke also nach rechts, und bemerke ein seltsames Gerät, was eine komische durchsichtige Flüssigkeit in einem Beutel hat, und an einen Schlauch an gebunden ist, welches wiederrum an meinem Arm befestigt ist, direkt neben mir am Bett stehen. Ich versuche aufzustehen, aber plötzliche Visionen holen mich ein und lassen mich kurz erstarren.
»Valeria«, höre ich eine Stimme sagen. Das ist mein Name, oder? Wessen Stimme ist das noch gleich? Sie kommt mir doch bekannt vor. Das einzige was ich erkennen kann, ist eine männliche Gestalt. Die Vision ist so mild, dass ich das Gesicht des Mannes nicht ausfindig machen kann. Ich bemerke an seiner Mundbewegung, dass er gerade irgend etwas zu mir sagt. Ich kann zwar nicht hören, was er gerade sagt, kann jedoch aber an der Art, wie die Person mit mir redet erkennen, dass diese Person mir sehr vertraut gegenüber ist. Ich kann noch immer nicht das Gesicht des Mannes identifizieren, doch weiß genau, dass er lächelt, während er immer noch verschwommen mit mir redet. Die ganze Szene spielt sich benebelt ab, und ich habe keine Ahnung, wo ich mich gerade befinde. In einem engen Raum? Nein. Es ist wo anders. »... Wach auf ...«, spricht die männliche Gestalt noch immer benebelt zu mir. Was? »Atme, Valeria.« Ich soll atmen? Was meint er? Wovon redet er? »Atme!«
Mit einem Zug werde ich plötzlich aus diesem Albtraum herausgezogen, als ich abrupt die Tür aufgehen höre. Ich atme hitzig auf. Vor mir sehe ich einen Mann welcher Ende-20 sein muss, und neben ihm eine ältere Dame in einem weißem Kittel gekleidet. Sie hält eine seltsame Kladde in der Hand hält. Beide sehen mich so an, als sähen sie gerade einem Geist direkt ins Gesicht. »Valeria! Du bist endlich wach.« Er geht flüchtig zu mir rüber mit einem breitem Lächeln im Gesicht, welches ich nicht erwidern kann. Ich bin einfach so geschockt von der ganzen Situation, dass ich kein Wort heraus bekomme. Und wer ist diese Gestalt in dieser seltsamen Erinnerung? Ist es überhaupt eine richtige Erinnerung gewesen, oder war es doch etwas komplett anderes? Doch aus irgendeinem Grund kann ich einfach nicht glauben, dass dieser Mann dieselbe männliche Gestalt, wie von meinem sogenanntem "Traum" ist. Irgend etwas spricht dagegen. Doch was nur? Kaum habe ich diesen Gedanken beendet, umschließt er mich sofort in seine Arme. Der Griff ist fest und einladend. Seine breiten Schultern berühren mein Brustkorb, aber anstatt beschämt auf den Boden zu starren, bin ich ganz in meinen Gedanken versunken. Warum kommt ein fremder Mann in dieses Zimmer und umarmt mich unerwartet?
Ich weiß absolut nicht, wie ich in diesem Moment reagieren soll, also klopfe ich ihm einfach freundschaftlich gegen den Rücken. Aber jetzt mal ernsthaft, wer ist dieser Typ?! Ich bin mir zu 100% sicher, dass ich ihn noch nie in meinem Leben gesehen habe. Er unterbricht abrupt die Umarmung, und setzt sich auf das Bett, um mir in die Augen zu schauen. »Ich habe mir die ganze Zeit über solche um dich gemacht«, sagt er in einer sanften Stimmlage. Seine himmelblauen Augen sehen dabei direkt in meine, und in diesem Moment wusste ich es. Ich kenne diesen Mann nicht. Solche Augen würde ich nämlich sofort wieder erkennen. Sie funkeln wie Sterne und strahlen eine zärtliche Aura aus. Eine Aura bei der sich jedermann sicher fühlen würde. Alle außer meiner Wenigkeit. »Wer bist du?«, traue ich mich mit rauer Stimme zu fragen. Wie lange habe ich nur geschlafen? Für einen Moment lang herrschte eine laute Stille. »Du erinnerst dich nicht mehr an mich?«, fragt er leise, als ihm sein Lächeln entfällt. Seine Gesichtszüge werden hart und ich fühle mich unwohl hierbei. »Tue ich nicht«, schüttel ich den Kopf. Sollte ich das denn? Und woher überhaupt? »Ich bin es. Aviel.« Dieser Name sagt mir nun wirklich nichts. »Tut mir leid, ich...«, stammele ich. »Sie ist gerade erst aus ihrem Koma erwacht. Wir sollten sie lieber nicht überanstrengen«, greift eine Frau — die Ärztin, nehme ich an — lächelnd von der Seite ein, wofür ich ihr insgeheim dankbar bin. Sie trägt einen weißen Kittel mit einer Namenskarte: Dr. Logan. Ihre blonden Haare sind zu einem Pferdeschwanz gebunden und sie sieht so aus, als wäre sie gerade in ihren Dreißigern.

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Gebunden
Teen FictionDie 23-jährige Valeria Morelli hat nach ihrem schweren Autounfall keinerlei Erinnerungen an ihr Leben davor. Während sie die Zeit im Krankenhaus verbringt, hofft sie innigst darauf, ihre Erinnerungen wiederzuerlangen, als ihr plötzliche Visionen vor...