V A L E R I A
Es wundert mich wirklich, dass Araz' Freund so entapannt mit dieser Situation umgehen kann. Liegt wahrscheinlich daran, dass er nicht im Streit mit ihm auseinander gegangen ist.
Aber Azad ist irgendwie genau das Gegenteil von Araz. Das habe ich schon bemerkt, sobald er Fuß in das Apartment gesetzt hat.
Seine Präsenz ist so einladend, während Araz' mir das Gefühl gibt, als würde jeden Moment ein Hurricane über uns wüten.
»Was machst du hier?«, fragt Araz schon fast in einem spöttischen Ton. Azad lächelt. »Euch helfen.« | »Aber woher — « Azad unterbricht ihn: »Schließlich geht es doch um die Verlobung unseres Freundes.«
Araz nickt verständnisvoll, ist aber nicht ganz zufrieden mit seiner Antwort.
»Also«, räuspert sich Azad. »Fangen wir an?«, sieht er Araz und mich erwartungsvoll an.
Lächelnd nicke ich, während Araz sich nervös am Nacken kratzt. »Davor müssen wir aber einkaufen gehen.«
Azad seufzt und ich fühle ich schlecht. »Tut mir leid, das ist meine Schuld«, flüstere ich mit niedriger Stimmlage. »Ich hätte mich vorher darum kümmern sollen — « | »Nein, ist schon okay«, lächelt Azad mich freundlich an.
»Es ist ganz allein Araz' Schuld, wenn er zu unfähig ist, sich im Voraus um alles zu kümmern«, schnaubt er in Araz' Richtung.
Dieser schnalzt nur mit der Zunge. »Hiş be«, zischt er und ich denke, es war eine Beleidigung oder sowas.
Um ihre Bromance nicht zu stören, greife ich unauffällig nach meiner Geldbörse und will auf den Flur zugehen, als mich plötzlich jemand am Handgelenk packt.
Ich drehe mich langsam zur Seite und habe schon eine Ahnung davon, wer von den beiden mich gerade fest in seinem Griff hat.
Araz' pechschwarzen Augen starren in meine und ich habe das Gefühl, sie saugen mich von Innen auf.
»Was machst du, dilê?«, fragt er. Ist seine tiefe Stimme irgendwie noch tiefer geworden?
»Ich dachte, wir müssen einkaufen«, murmele ich. Er runzelt die Stirn. »Nicht alleine.« | »Oh«, ist alles, was mir in diesem Moment aus den Lippen schleicht.
Ich spüre Azad's unleserlichen Blick — welcher schon fast irritiert von Araz und mir wirkt — hinter uns, doch das vor mir ist noch viel gefährlicher, weswegen ich mich kaum auf seinen Freund konzentrieren kann.
Plötzlich lässt Araz' fester Griff nach und mein Handgelenk ist frei. Aber aus irgendeinem Grund mag ich es nicht.
Denn das aufregende Prickeln auf meiner Haut hört auf und das schmerzt noch viel mehr, als die Tatsache, dass mein Handgelenk an der Stelle rot ist, wo er mich bis eben noch fest im Griff hatte.
Unser Blick schweift zu Azad und ich stelle kurz darauf fest, dass er der Grund ist, dass Araz mich losgelassen hat.
»Streitet euch nicht«, sagt er in einer so sanften Stimmlage, wie ich sie noch nie von jemand anderem gehört habe.
Ob Araz wohl je mit so viel Vorsichtigkeit zu jemandem gesprochen hat?
»Ich fahre uns«, sagt Azad mit einem Lächeln, bevor er den Flur betritt und eine Sache bereitet mir Sorge.
Eben als er hier angekommen ist, war er wie eine Erlösung von der unangenehmen Situation mit Araz. Er war wie die Sanftigkeit in Person.
Also warum wirkte sein Lächeln gerade so falsch?
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Tut mir leid für das kurze Kapitel :(
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Gebunden
Teen FictionDie 23-jährige Valeria Morelli hat nach ihrem schwerem Autounfall keinerlei Erinnerungen an ihr Leben davor. Während sie die Zeit im Krankenhaus verbringt, hofft sie innigst darauf, ihre Erinnerungen wiederzuerlangen, als ihr plötzliche Visionen vor...