V A L E R I A
Fabio sieht mich noch immer schockiert von all dem, was er gerade mitbekommen hat an, während Araz' Augen noch immer mit einem lodern erfüllt sind. Ich weiß zwar nicht, was gerade passiert ist — oder wie das ganze passieren konnte, doch ich mir ist sofort bewusst geworden, dass es eine schlechte Idee gewesen ist.
»Valeria.«, sagt mein Bruder sprachlos, während er mich noch immer so ansieht, als kann er nicht glauben, was er da gerade gesehen hat. Ich blicke aus purer Panik hinüber zu Aviel, welcher in diesem Moment so wirkt, als wäre er völlig ... entspannt? Was ist hier los? Warum sitzt Avi einfach nur seelenruhig da, während mein Bruder —und sein offensichtlich gerade unfreundlicher Kumpel direkt vor uns stehen, und uns beim küssen erwischt haben? Selbst wenn wir verheiratet waren, fühlt es sich irgendwie nicht richtig an.
Ich will gerade etwas zu meiner Verteidigung sagen, als Avi plötzlich einspringt: »Ich sollte wohl besser gehen.«, er erhebt sich lässig aus seinem Sitz, doch dreht sich um zu mir und lehnt sich runter, um mir etwas ins Ohr zu flüstern, sodass nur ich es hören kann: »Hier ist meine Nummer. Ruf mich an, wann du willst.«, er gibt mir einen kleinen Zettel in die Hand, und ohne sich von meinem Bruder oder Araz zu verabschieden, geht er lautlos aus der Tür heraus. Mein Bruder und Araz sehen ihm noch hinterher, bevor sie sich wieder auf mich fokussieren.
»Du solltest dich von ihm fern halten.«, sagt Fabio ernst. »Was? Warum?«, frage ich schockiert. Wie kann er sowas sagen? Müsste er als mein Bruder nicht eigentlich glücklich sein, dass mein Ehemann sich um mich sorgt? Warum wirkt er so außer sich?
Fabio will gerade etwas ansprechen, als er Araz stattdessen hinterhersieht, welcher sich aus dem Wohnzimmer entfernt und die Treppen hochgeht. Mein Bruder seufzt, bevor er ermüdet sagt: »Du solltest schlafen gehen, Valeria. Irgendwann wirst du das alles noch verstehen.«
Und er ist nun auch die Treppen hoch verschwunden.Warum ist das einzige was er jedes mal zu mir sagt, dass ich schlafen gehen soll?! Das löst auch nicht dieses Problem ... Jedenfalls gebe ich schließlich seufzend nach, und tapse ebenfalls die Treppen hoch in mein Zimmer, bevor ich mir die Zähne putze, mich umziehe und müde in mein Bett springe.
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Ich wache mit einem hörbaren Gähnen auf, bevor ich mich langsam wieder ins Bett fallen lasse. Nach einigen Sekunden entschließe ich mich dazu, doch aufzustehen, als die leichten Sonnenstrahlen in mein Gesicht blenden. Ich setze mich langsam auf meinem Bett auf, und blicke aus meinem Fenster. Es ist schönes Wetter, was mir noch mehr motivation gibt, aus meinem Bett zu kriechen.
Ich gehe noch immer in meinem Pyjama leise aus meinem Zimmer heraus, damit ich Araz und Fabio nicht aufwecken würde, doch dieser Gedanke geht schnell zu Grunde, als ich das Badezimmer betrete, denn sobald ich die Tür öffne, um hereinzutreten, erblicke ich augenblicklich Araz. Er steht am Waschbecken. Oberkörperfrei, was direkt meinen Bann zieht. Daraufhin schüttel ich schnell den Kopf und bemerke, dass er auf einmal ruckartig zu mir herüber sieht, doch seine Augen werden sofort weicher, sobald er erkennt, dass ich es bin. »Hey«, traue ich ihn leise anzureden. »Hey«, antwortet er fest, während er sich zurück zum Waschbecken dreht.
Ich gehe langsam auf ihn zu und stehe nun mot einem gewissen Abstand direkt neben ihm am Waschbecken. Ich merke wie sein ganzer Körper sofort versteinert, als ich ihn ausversehen berührt habe, während ich mir meine Zahnbürste nehmen will.
»T-tut mir leid.«, entschuldige ich mich rasch, als mit klar wird, wie eingefroren er wirkt. Wir putzen beide gemeinsam unsere Zähne, ohne auch nur ein Wort miteinander auszutauschen. Weder währenddessen, noch danach als wir fertig sind. Er wäscht sich das Gesicht ab, und verlässt flüchtig das Badezimmer, ohne mir auch nur einmal seinen Blick zu würdigen.
Ich mache mir jedoch nichts draus, und verlasse das Badezimmer ebenfalls, nachdem ich fertig bin. Warum ist er so? Was habe ich ihm getan? Vor einigen Tagen noch haben wir doch so nett miteinander geredet, und nun wirkt er wie ausgewechselt. Aber ganz ehrlich, es ist doch sein Problem, oder? Ich bin nett zu ihm gewesen, doch der Arsch muss das alles ja kaputt machen. Es ist seine Schuld, wenn er das nicht wertschätzen kann.
Ich betrete wieder mein Zimmer und bin gerade dabei die Tür zu schließen, als ich plötzlich ein klingeln höre. Es kommt von meinem Bett. Ich tapse augenblicklich zu meinem Bett herüber und erblicke, dass das klingeln von dem Handy kommt, welches mir mein Bruder netterweise eingerichtet hat. Ich denke ich hatte in der Heit bevor ich im Krankenhaus war auch ein eigenes, jedoch habe ich es wohl irgendwo abgelegt, bevor ich eingeliefert wurde.
Ich setze mich langsam im Schneidersitz auf meine Decke und sehe nach, was dieses klingeln auf meinem Handy erzeugt. Eine unbekannte Nummer ruft mich an. Zögernd nehme ich den Anruf entgegen. »H-hallo?«, stottere ich aus Angst, wer sich am anderen Ende des Hörers befindet. »Valeria.«, höre ich eine mir bekannte Stimme meinen Namen sagen. »Avi?«, »Ja, ich bin's.«, stellt er klar, was mich erleichtert, da ich Angst hatte, es wäre irgendein Perverser oderso gewesen.
»Tut mir leid, dass ich so früh anrufe. Ich wollte nur deine Stimme hören.«, sagt er, und es fühlt sich so an, als wäre mein Herz gerade kurz davor, zu explodieren. »Ich weiß, wir haben uns erst gestern gesehen, doch ich konnte einfach nicht anders.«, lacht er sanft, was mich zum lächeln bringt. »Ist schon okay. Ich freue mich dass du anrufst.«, »Geht es dir gut soweit?«, fragt er. »Ja. Es ist alles gut bei mir, außer, dass ich noch etwas verwirrt bin...«, gebe ich zu. »Das ist gut.«, höre ich ein Lächeln in seiner Stimme, was mich auch zum schmunzeln bringt.
»Hey, Avi?«, fange ich nach einiger Zeit plötzlich an. »Ja?«, »Hättest du vielleicht Lust, dich mal mit mir zu treffen? Wir können was essen gehen...«, safe ich nervös. »Ja, gerne. Hast du heute Zeit?«, »J-ja, heute geht für mich.«, sage ich überrascht davon, dass er so schnell zugestimmt hat. Er ist doch mit dir verheiratet!, stelle ich fest.
»Gut. Wie wär's wenn wir uns dort beim Restaurant in der Stadt treffen?«, »Ja, klar.«, lächel ich. »Toll. Dann bis später.«, verabschiedet er sich. Wir beide legen auf — und auch wenn ich es etwas seltsam finde, wie entspannt er gestern gewesen ist, obwohl mein Bruder und sein Freund uns zusammen gesehen haben, empfinde ich nichts mehr als Freude.
Vielleicht ist Aviel auch nur so entspannt gewesen, weil wir ja miteinander verheiratet sind, doch irgendwie fühlt sich das alles noch immer so neu und irgendwie komisch an.
Ich lege mein Handy auf mein Nachttisch und ziehe mir ein khaki farbenes Oberteil und gemütliche Jeans an, bevor ich die Tür meines Zimmers aufmache. Doch gerade als ich den Griff runterdrücke steht plötzlich jemand direkt vor mir. Erschrocken zucke ich zusammen, als Araz mich mit einer ernsten Miene anblickt. Er hat sich inzwischen auch umgezogen und trägt nun ein weißes Hemd und eine kurze graue Hose. Sein Kleidungsstil beeindruckt mich jedes mal aufs Neue.Er sieht mich für einige Sekunden nur an, bevor er sich von mir abwendet und die Treppen hinunter geht. Ohne mir dabei etwas zu denken, normalisiere ich meine Atmung nach dem Schreck wieder, und gehe ihm hinterher.
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Gebunden
Teen FictionDie 23-jährige Valeria Morelli hat nach ihrem schwerem Autounfall keinerlei Erinnerungen an ihr Leben davor. Während sie die Zeit im Krankenhaus verbringt, hofft sie innigst darauf, ihre Erinnerungen wiederzuerlangen, als ihr plötzliche Visionen vor...