[ 7 ] - Neuanfang

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V A L E R I A

Wissen Sie schon, wie Sie nach hause kommen?«, fragt die Ärztin mich. Mist. Daran habe ich nun wirklich nicht gedacht. Wo wohne ich überhaupt? Was soll ich jetzt nur tun?

»Sie fährt mit mir«, erklingt plötzlich eine fremde Stimme von der Tür aus. Ein Mann mit dunkelbraunen Haaren und leuchtend grünen Augen tritt mit einem selbstbewusstem Grinsen in das Zimmer ein.

Er trägt ein weißes Hemd, welches ihm wie angegossen passt, und seinen muskulösen Körper zum Vorschein bringt. Wer ist das?

»Tut mir leid, ich habe mich noch nicht vorgestellt«, wendet er sich von der Ärztin ab, und sieht mich nun direkt an. »Morelli. Fabio
Morelli.« ... Morelli? Wer zur Hölle ist das?

»Sie sind?«, fragt die Ärztin. »Valeria's Bruder.« Mein Bruder? Ich habe einen Bruder?

»Perfekt«, lächelt die Ärztin. »Dann überlasse ich sie Ihnen«, sagt sie meinem Bruder, bevor sie sich zurück an mich wendet, und sich von mir verabschiedet, als sie zur Tür rausgeht.

Somit sind es nur noch ich und mein Bruder. »Also«, unterbricht er die Stille. »Wollen wir?« Ich nicke langsam, bevor ich ihm überfordert nach draußen zum Parkplatz des Krankenhauses folge, und in sein — offensichtlich sehr teures Auto steige.

-

Die Hinfahrt verläuft relativ ruhig. Weder er, noch ich fing an, ein Gespräch einzugehen, was ich jedoch keines Falls schlimm finde.

Es ist mir sogar lieber, wenn keiner von uns redet, denn schließlich habe ich erst vor 10 Minuten erfahren, dass er mein Bruder ist, und da wusste ich nicht wie, oder ob ich überhaupt mit ihm reden soll.

Als sein Auto plötzlich in eine Einfahrt einparkt, und wir aussteigen, traue ich meinen Augen nicht. Wir stehen gerade nämlich vor einer verdammten Villa. Einer riesigen Villa.

Er geht gerade auf diese zu, als er einen Schlüssel aus seiner Hosentasche zückt, und die Haustür aufschließt. »Dann mal herein spaziert«, lächelt er, als er in die Villa hinein deutet und mich dazu auffordert, durch den Eingang zu gehen.

Mit langsamen und vorsichtigen Schritten traue ich mich, in die große Villa einzutreten. Sobald ich drinnen bin, folgt mir auch Fabio hinein, und schließt die Tür hinter uns. Von innen wirkt dieses große Gebäude noch viel umfangreicher, als ich gedacht habe.

Er geht vor mir hinüber zu einem Raum. Ich folge ihm, und als wir den Raum betreten, sehe ich eine riesige Couch dort stehen, und setzen uns auf diese hin. Während wir in Stille nebeneinander auf der Couch sitzen, studiere och noch den Rest des Raumes, bis er plötzlich anfängt zu reden.

»Erinnerst du dich noch an dieses Haus?« Ich schüttel langsam den Kopf. »Und du kannst dich auch wirklich an nichts erinnern? Sogar nicht an mich?«, sieht er mich nun etwas ernster als vorher an und irgendwie tut es mir etwas im Herzen weh.

»Nein ... «, sage ich leise. Er mustert mich kurz, bevor er fragt: »Weißt du noch, wer dein Ehemann ist?« Meint er Aviel? »Ich habe ihn im Krankenhaus getroffen ... aber ich habe keinerlei Erinnerung mehr an ihn.«

Seine Augen blitzen kurz auf. »Wirklich? Wann?«, fragt er neugierig. »J-ja, Aviel hat mich die letzten Tage oft im Krankenhaus besucht«, sage ich. »Aviel?«, flüstert er schon fast. »Aviel war bei dir?«, »J-ja«, antworte ich unsicher.

»Warum?«, »Nur so. Vergiss es einfach«, schüttelt er den Kopf. »Geht's dir gut soweit? Du hast mir echt einen Schrecken eingejagt.«, »Ja, mir geht es gut«, lächel ich. »Es tut mir so leid, Valeria. Ich habe keine Zeit gefunden, dich besuchen zu kommen ... «, sagt er verzweifelt.

»Mir geht es wirklich gut«, versichere ich ihm. »Mach dir keine Sorgen um mich, FraFra? Wieso habe ich ihn gerade so genannt? Was ist nur los mit mir?!

Kaum habe ich diesen Satz ausgesprochen, sieht er mich überrascht an. »Du hast mich das letzte mal so genannt, als wir Kinder waren«, lächelt er sanft.

Meine Schuldgefühle wachsen. Die Art, wie traurig er dabei aussieht, lässt mich noch schlechter fühlen. Er weiß genau, dass ich mich nicht an meine Kindheit, welche ich mit ihm verbracht habe, erinnern kann.

»T-tut mir leid! Ich wollte nicht ... «, sage ich hektisch. »Ist schon gut. Nenn mich ruhig weiterhin so«, grinst er nur amüsiert. Nun schleicht sich auch ein kleines Lächeln auf meine Lippen.

»Kann ich dich noch etwas fragen?«, frage ich. »Natürlich«, sagt er. »Habe ich wirklich in diesem Riesigen Haus gewohnt? Woher kommt das ganze Geld?«

Er zögert vorerst, doch rückt dann mit der Sprache heraus. »Nachdem unsere Eltern gestorben sind, vererbten sie uns das ganze Geld, und seitdem lebten wir zusammen in dieser Villa, bis du geheiratet hast.« Unsere Eltern sind tot? Ich lebe bei meinem Ehemann?

»Ich weiß, dass das alles aufgrund deines Gedächtnisverlustes etwas viel für dich ist, und du verwirrt von der ganzen Situation bist«, er sieht mir wieder in die Augen. »Du kannst natürlich erstmal wieder hier wohnen, bis du dich gesammelt hast.« Ich nicke dankbar.

»Komm mit, ich zeige dir dein Zimmer«, sagt er, als er sich von der Couch erhebt und mich die Treppen hoch führt. Wir stehen nun direkt vor einem Zimmer, und als er die Tür für mich öffnet, kommt mir ein wunderschönes großes Areal entgegen.

Dieses Zimmer ist atemberaubend. Und es ist meins. »Du solltest dich erstmal ausruhen. Morgen treffen wir jemanden.« Und somit ist er schon aus meinem Zimmer verschwunden.

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