17~Nothing to regret~

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Die Zeit verging wie im Flug, was schonmal ein gutes Zeichen war. Mit Samu wars total lustig, was wirklich unglaublich entspannte. Ich hatte das Gefühl, dass wir uns einfach gut verstanden. Es war schön zu wissen, dass ich so schnell Anschluss finden und Freundschaften schließen konnte. Ohne das würde es vermutlich nach einiger Zeit recht traurig und einsam werden.
"So, ich muss los", murmelte ich irgendwann, als wir mit dem Philosophieren über Veränderungen fertig waren. Ein guter Nachdenker und Redner war er auch noch.
Samu sah mich kurz traurig an, bevor er dem Kellner zum Bezahlen winkte.
Also kramte ich schonmal nach meinem Portmonair.
"I will pay, for sure", stellte er klar und unterbrach somit meine Suche.
Ich sah ihn zweifelnd an: "I can a..."
"Nope, es ist ... eeeh... ein Einladung!" Spitzbübisch schob er die Lippen auseinander und grinste mich an.
"Na gut." Wer nicht will, der hat. Und da gab es bei Samu im Bezug auf Geld wohl keine Zweifel.
Er lächelte zufrieden und bezahlte unsere Getränke inklusive eines üppigen Trinkgeldes.

"Hast ja meine Nummer", erinnerte ich mich irgendwann draußen. Wir standen schon einige Zeit da, hielten Smalltalk und wussten nicht ganz, was wir sagen wollten.
Zögerlich nickte er und hörte auch nicht auf, sein Kopf wippte weiter. Dabei biss er sich nachdenklich auf die Unterlippe.
Fragend sah ich ihn an und überlegte, was er vorhatte.
"Ailina, ich ... Kann ich ... wir?", stammelte er unsicher.
Verwirrt schaute ich mich um: "Hm?"
Samu ließ seufzend den Kopf hängen und ging einen Schritt auf mich zu, um mich zu umarmen. Ich erwiderte die Geste, schloss meine Arme um seine Mitte und genoss den Geruch.
"Tschüssi", murmelte er leise, bevor er mich wieder losließ.
Mehr als ein 'Hä' brachte ich nicht raus. Entscheiden konnte er sich wohl auch nicht richtig, schließlich wollte er eine Minute davor nich etwas fragen.
"Mitä (Was)?"
Jetzt war es Samu, der mich fragend ansah.
"Was wolltest du sagen?"
Darauf zuckte er nur sichtbar unsicher mit den Schultern.
"Hau raus", stichelte ich ihn grinsend.
Ich glaubte nicht, dass er verstand was das hieß, aber er sagte nichts dazu.
"Ich dachte ... Ah nooo, it's stupid." Nun lachte er selbst und schüttelte peinlich berührt den Kopf.
Um ihm ein bisschen auf die Sprünge zu helfen, grinste ich leicht mit einem Blick, der normal alle überredet: "Hört doch niemand ..."
Samu seufzte, was so schien als würde er nachgeben: "Do you like food?"
Verdutzt sah ich ihn an. Ich konnte mir zwar denken, worauf er hinaus wollte, aber die blöde Frage musste ich definitiv nutzen.
"Nein, eigentlich trinke ich nur", lautete meine ebenso blöde Antwort, zu der ich passend das Gesicht verzog.
Samu stutzte kurz nachdenklich und stieg dann recht spontan mit an: "Ok, then ... we can go somewhere etwas trinken? Heute Abend?"
Unwillkürlich breitete sich ein Lächeln auf meinen Lippen aus.
Leicht nickend sah ich ihn an: "Na gut. Aber lange nicht, have to work tomorrow."
Samu grinste zufrieden. "You're not the only one", sang er leise seufzend, "Ich komme zu Hotel um neun, joo?"
Ich rechnete schnell nach, aber da ich genau dann Feierabend hatte, sollte das klappen.
Zusammen gingen wir raus in Richtung Parkplätze, wo wir noch etwas stehen blieben. Nachdem wir noch etwas geredet , ich mich bedankt und wir uns erneut umarmt hatten, saß ich im Handumdrehen wieder im Auto und fuhr los.
Mit guter Laune und aufgedrehtem Radio sang ich die Lieder von Haloo Helsinki mit, während ich über die Straßen düste.

Die Arbeit verging schneller als gedacht. Mit einer solchen Laune war das auch kein Wunder.
Ich machte Späße mit den Gästen, erledigte die Arbeiten fast tänzelnd und blödelte mit meinen Kollegen herum. Selbst meinen sonst so konservativen und ernsten Chef brachte ich kurz zum Schmunzeln.
Auch wenn er danach antreibend in die Hände klatschte: "Weiter, weiter, weiter!"

Um Punkt Neun hörte ich die Glocken läuten, was mein Zeichen war, Feierabend zu machen.
Schnell wie der Blitz verschwand ich im Badezimmer, zog mich schneller um, als es für einen Menschen eigentlich möglich war und eilte durchs Hotel.
"Schöne Grüße an Samu!", hört ich Hannu noch rufen, was mich kurz stutzen ließ.
"Woher weißt du, da....?", setzte ich an, würde aber sofort unterbrochen: "Die gute Laune den ganzen Tag, die Eile; das ist doch offensichtlich: ihr habt ein Date!"
Es verschlug mir die Sprache, also ließ ich das Ganze unkommentiert und grinste nur breit.
Bevor ich jedoch das Gebäude durch den Hinterausgang verließ, drehte ich mich nochmal um und warf ihm im Gehen noch einen Luftkuss zu.

Draußen lag ein warmer Schleier in der Luft; die Dämmerung war schon fast vorbei, es würde dunkel.
Erschwert versuchte ich, Samu irgendwie zu identifizieren, was bei den ganzen Autos auf dem Parkplatz recht schwer war.
Als ich also darüber huschte und Richtung Straße ging, hörte ich ein Hupen hinter mir, was mich leicht aufschrecken ließ.
Der schwarze BMW entpuppte sich als Samu's und so saß ich schnell an seiner Seite.
Der übliche Smalltalk begann, während wir über die Straße düsten.
Etwas außerhalb lag ein Vorort, den wir durchfuhren und wo wir auch schließlich hielten und das Restaurant namens 'Berti' betraten.
Es war recht übersichtlich, angenehm beleuchtet und schön eingerichtet. Eine Art Kuschelrock-CD lief leise.

Samu war wohl öfters dort, denn sofort grüßte er den Besitzer und wir setzten uns an einen Tisch in einer hinteren Ecke.
Wir erzählten viel, Samu fragte viel und so verging die Zeit, bis unser Essen auch schon kam.

"Ich glaube, diee Entscheidung nach Helsinki zu ziehen war wohl die Beste, die ich je getroffen hatte", erzählte ich zufrieden, verbesserte mich jedoch noch, "Abgesehen vielleicht von der Entscheidung als Jugendliche, um drei Uhr nachts nicht betrunken in den Rhein zu springen."
Samu fing an zu grinsen und sah mich verdutzt an.
"Das hatte für die anderen Beteiligten nämlich dreiwöchige Grippe und diverse Rettungsaktionen zur Folge", erklärte ich weiter, "Ich hab's ja gesagt; wenn man betrunken schon kaum noch gehen kann, wie soll man dann schwimmen? Aber eine gute Story bleibts es jedenfalls ..."
Mein Gegenüber lauschte jedem meiner Worte und lachte schließlich zustimmend auf.
"I believe that", grinste er amüsiert, unterdrückte es jedoch sofort wieder um noch etwas an seinem Drink zu schlürfen.

"Danke für die Einladung", murmelte ich schließlich und schenkte ihm ein leichtes Lächeln.
Er erwiderte es: "Gerne. Aber hey, du willst nicht gehen? It's not over yet!" Beleidigt sah er mich an, konnte die Miene jedoch nicht lange beibehalten, da er wusste, dass ich nicht gehen wollte.

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Ein Blick in die Zukunft:
Kapitel 18:
"Dann bleib' ... heute hier", murmelte er kaum hörbar in mein Ohr, was mir eine unfassbare Gänsehaut bescherte.

'cause my life belongs to the other sideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt