21~Try to find strength in my arms~

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"Se on kaunis, Samu (Das ist schön, Samu)", murmelte ich begeistert und stellte mich hinter ihn, um die Hände auf seine Schultern zu legen.
Er sah wieder nachdenklich aus, schrieb dann noch etwas auf sein Blatt und blickte schließlich zu mir hoch.
Wie ein Honigkuchenpferd, das gerade Mutter geworden ist, strahlte er mich an.
Seine Hände umfassten meine und zogen sie mit sanfter Kraft nach unten, sodass mein Kopf schließlich auf seiner Schulter lag.
Überglücklich legte er die Arme um meine Schultern und drückte mich leicht, worauf ich nur lachen konnte.
Ich schlang ebenso meine Arme um seinen Bauch, wobei ich kurz die Augen schloss, um den Moment zu genießen.
Es war ein recht schönes Gefühl zu wissen, dass ich Samu helfen konnte und besonders, dass dieses Lied an mich ging.

"Wir müssen Riku anrufen", beschloss Samu irgendwann und ließ wieder von mir ab.
"Der, der eben da war?", fragte ich verwirrt. Das wär ja blöd.

Samu nickte wild und hatte im nächsten Moment schon sein Handy gezückt, in das er schließlich reinsprach.
Scheinbar war Riku einverstanden, denn das Gespräch endete mit einem "Okay, hyvä (gut)!"

Es dauerte nicht lang, bis es wieder an der Tür klingelte, doch bis es soweit war, überließ ich Samu seiner künstlerischen Muse und zog mich in eine Ecke zurück.

Riku, den ich ja bereit kannte, hatte jedoch noch einen dunkelhaarigen Mann mit Bart im Schlepptau.

"Ailina, das ist Mikko, our manager. Mikko; Ailina", stellte Samu uns vor.
Der Mann musterte mich kurz kritisch, nickte dann jedoch und lächelte, wenn auch leicht gezwungen.

Zusmmen gingen wir wieder nach oben, wo ich mich wie zuvor etwas abseits hinsetzte.
Mikko und Riku gesellten sich zu Samu an den Tisch, wo sie seine Notizen neugierig beäugten.

"G", sagte Samu nur zu Riku, der sich bereits an den Gitarren bedient hatte.
Ich verstand vorerst nicht, was er damit meinte, aber als Samu anfing zu spielen, wurde es mir klar.
Es war die Tonlage des Liedes, die Riku brauchte, um die zweite Gitarre zu spielen.

Ich war erstaunt, was für ein eingespieltes Team sie waren, denn sofort passte jeder Ton und es klang, als würde es das Lied schon ewig geben. Abgesehen von einigen unfertigen Stellen natürlich. Aber was erwartete ich auch sonst von solchen Vollblutmusikern?

Während Samu sang, stand Manager Mikko nur mit grimmiger Miene da und beobachtete das Ganze.
Die Aufregung in mir stieg; ich fieberte quasi nur so mit.

Riku legte sogar ein ziemlich annehmbares Solo hin, schüttelte danach aber kritisch den Kopf.
Nachdem die letzten Töne dann gespielt wurden und Samu die letzten Melodien summte, sahen wir alle drei neugierig zu Mikko.

Dieser jedoch hatte immernoch die Augenbrauen zusammengezogen und begann schließlich langsam zu nicken.
Mein Herz blieb fast stehen; so musste es Samu wohl auch gehen.

"Okay", sagte Mikko immernoch nickend.
Was, mehr nicht?!
"Se ... On hyvä (Es ... ist gut)", fuhr er schließlich ebenso ausdruckslos fort.

Riku grummelte kurz etwas und boxte Mikko leicht.
Dann fing Mikko endlich breit an zu grinsen und applaudierte kurz.
Samu und Riku rissen fast synchron die Arme in die Höhe und freuten sich quasi einen Ast ab.

Darauf folgte eine recht lange und schnelle finnische Unterhaltung, von der ich nur so viel verstand, dass dieses Lied bei der nächsten Probe gespielt werden sollte und, dass Mikko dann jenachdem mit der Plattenfirma reden wollte.

"So, and you", wandte er sich schließlich an mich, "have to swear to be quite about that. That means: don't tell anybody about the songs, lyrics or plans of the band."
Ich nickte zustimmend und schlug mit ihm ein, womit ich also offiziell verpflichtet war.
Samu beobachtete das ganze zufrieden und nickte dann. Anscheinend vertraute er mir.

Da sie alle wohl noch etwas zutun hatten, verschwanden die Gäste bald wieder.
Gerade, als die Tür ins Schloss fiel, lachte und schrie Samu los. Scheinbar hatte er sich vorher sehr zusammengerissen, denn plötzlich brach die ganze Freude aus ihm heraus.
Etwas unbeholfen stand ich da, belächelte das Ganze und freute mich mit ihm.
Es riss mich richtig mit, wie er durch das Haus tanzte und immer wieder loslachte.
"He liked it!", rief er irgendwann und warf seine Arme um meine Schultern.
Überglücklich hob er mich hoch und übersahte mein Gesicht mit kleinen Schmatzern. Lachend versuchte ich mich aus seinem Griff zu lösen doch plötzlich hielt er still und sah mir musternd in die Augen.

Leicht überfordert hielt ich dem Blickkontakt stand und fuhr mit meiner Hand über seine Rücken.
"Ich freu mich, Samu", gab ich lächelnd kund, was ihn abermals zum Grinsen brachte.

"You're soooo wonderful", flüsterte er übertrieben in einer etwas höheren Tonlage.
Ich spürte wie mir die Hitze ins Gesicht stieg, was der Grund dafür war, dass ich nur schüchtern zum Boden sehen konnte.
"Hey, don't stop looking at me", beschwerte er sich leise.
Kurz darauf spürte ich seine weichen Finger an meinem Kinn.
Die Stelle brannte kurz, bis seine Hand dann weiter wanderte.
Ich hob meinen Blick nach seiner Aufforderung wieder und wurde sofort von seinen Augen gefesselt.
Wie konnte ein Mensch auch nur so blaue strahlende Augen haben?
"Better", grinste er leise, wobei seine Hand immernoch irgendwo an meinem Hals lag.

Ich musterte ausgiebig sein Gesicht; die ausgeprägten Wangenknochen, die hellen Bartstoppeln und die kleinen Grübchen, die sich bei dem wundervollen Lächeln zu erkennen gaben.
Er sah mich so durchdringend an, was mich mehr und mehr einschüchterte.
Sollte ich ...? Wollte er etwa ...?
Da ich einfach leicht überfragt war und meine Gedanken mich verrückt machten, drückte ich mich an seine Brust und beruhigte mich langsam wieder.
Samu lachte nur kurz, strich dann mit seiner Hand weiter über meinen Rücken.
"Süß", murmelte er nur leise, wobei ich sein Lächeln genau spüren konnte.
Ich konnte nicht anders und sah wieder zu ihm hoch, doch plötzlich war sein Gesicht noch näher an meinem.
Zum wiederholten Mal legte er seine Hand an meine Wange, doch dieses Mal blieb sie da.

Mein Herz schlug mir bis zum Hals, das letzte was ich sah war Samus sanftes Lächeln, dann schlossen sich meine Augen.
Wie von einem Magnetfeld bewegt, rückten wir weiter zusammen, sodass ich irgendwann seinen Atem direkt auf meiner Haut spürte.
Seine Stirn lehnte an meiner, während seine Hände weiter über meinen Hals und Rücken streichelten.
Als es dann endgültig zu spät war und mein Herz aussetzte, fasste ich mir den Mut und drehte meinen Kopf zur Seite.
Samu verstand schnell, passte sich an und zog mich mit seiner Hand näher an sich heran.
Unsere Lippen berührten sich für den Bruchteil einer Sekunde, was mich für einen Moment zurückzucken ließ.
Es war so ungewohnt. Samu, den ich in den letzten Wochen als guten Freund gewonnen hatte, stand plötzlich vor mir und küsste mich.

Der Kuss würde süßer und wiederholte sich unzählige Male, bis er schließlich intensiver wurde.
Samus Hand schien genauso perfekt an meinen Hals zu passen, wie seine Lippen auf meine.
Diese öffnete er leicht, während ich meinen Kopf kippte und meine Hand durch seine Haarpracht streichen ließ.
Süßlich umspielte seine Zunge meine; doch nur kurz, denn schnell zog er sich zurück. Ich spürte nur noch seine pochenden Lippen auf meinen, während er den Kiefer leicht vorschob und meine Unterlippe mit seinen Zähnen ergriff.
Er kaute kurz darauf rum, wobei er bedacht war, mir nicht wehzutun.

Auf der einen Seite fühlte es sich wie Stunden an, die wir da so standen; auf der anderen Seite ging es viel zu schnell vorüber.
Unsicher legte Samu die Arme um meinen Rücken und hielt mich schützend fest.
Ich konnte kaum glauben, was passiert war und so ganz sicher, wie ich es finden sollte, war ich auch nicht.
Samu war ein guter Freund für mich geworden und ich hätte mir nie erträumt, dass da von seiner Seite aus mehr sein könnte. Er war viel unterwegs, stand auf zwei Beinen im Leben und hatte doch garkeinen Kopf für so etwas.
Vielleicht war es nur aus dem Affekt gewesen, vielleicht war die Sache morgen wieder erledigt, vielleicht tat ich ihm leid oder vielleicht, ... Ja vielleicht meinte er es auch wirklich ernst mit dieser Geste ...

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Ich weiss, es hat sehr lange gedauert, bis es dazu kam, aber ich hoffe ich konnte die Spannung bis hierhin angemessen halten, denn jetzt geht es erst richtig rund ...

Denn so geht es weiter in Kapitel 22:
Es war alles so gut verlaufen und jetzt sowas! Ausdruckslos starrte ich in die Ferne und zog nochmal an meiner Zigarette, bevor ich einsah, dass es wohl nicht sein sollte.

'cause my life belongs to the other sideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt