Kapitel 1: Überraschung

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In der nicht gerade kleinen Dorfküche angekommen, gesellen Becca und ich uns zu ihrer Mutter. „Hey Ma!“, sagt Becca und die beiden umarmen sich herzlich. Hier haben sich alle lieb und alle halten zueinander.

Warum konnte meine Familie nicht so sein? So sorgend, liebevoll und herzig? Das war ein Grund, weshalb ich ein Jahr weg von zu Hause wollte. Ich wurde nicht geliebt. Nicht von meinen Eltern, weder von meinem Bruder. Die Einzigste der ich was bedeute, ist meine beste Freundin Katrin. Dass ich sie ein Jahr nicht mehr sehen würde, musste ich in Kauf nehmen. Aber um ehrlich zu sein geht es mir hier viel besser als in Deutschland.

Nun umarmt Anisa, Becca's Mom, auch mich und ich fühle mich sicher und geborgen, einfach ein tolles Gefühl, wenn man so gut wie nie Liebe von den Eltern erfahren hat. Am liebsten würde ich ewig in ihren Armen bleiben, doch das geht ja leider nicht.

„Helft ihr beim Kochen?“, fragt Anisa uns. „Ja, was gibt's heute?“, frage ich und schaue schon in einen Kochtopf, wo leider noch nichts drin liegt. „Wir haben schon mit den Vorbereitungen angefangen. Wir machen heute Okrasuppe (Eintopf mit Fisch).“ - „Oh man, ich wollte doch was Deutsches!“, jammert Becca. „Dann machen wir das eben wann anders!“, versuche ich sie umzustimmen. „Von mir aus...“, sagt sie ein bisschen traurig. Doch schon fünf Minuten später lacht sie mich aus, weil ich mich davor ekle, dass wir die Fische für den Eintopf noch auseinander nehmen müssen. Ich mache das halt nicht jeden Tag und bin das nicht gewohnt. Aber egal.  

Nun widmen Becca und ich uns den Auberginen, denn auch sie hatte keine Lust darauf, die Fische auszunehmen. Die Auberginen brauchen wir, weil wir noch einen Auberginensalat machen. Wir stehen zu zwölft vor dem Berg Auberginen, denn wir müssen ja für das ganze Dorf kochen.  

Es ist so ruhig in der Küche, also fange ich an One Way Or Another von One Direction zu singen. Becca stimmt sofort mit ein, denn sie hört manchmal zusammen mit mir mit. Nach einer Weile summen auch die anderen mit und manche singen auch mit. Der Text ist ja nicht schwer. Es macht total Spaß und Becca und ich grinsen uns die ganze Zeit an und fangen immer wieder von vorne an.

Plötzlich geht die Türe auf und ein Kamerateam kommt rein. Fragend schaut mich Becca an. Erst schaue ich ebenso verdattert, doch dann fällt es mir siedend heiß ein: Wir bekommen Promibesuch! Das hat mir die Leiterin der Entwicklungshelfer letzte Woche noch erzählt, aber ich hab es total vergessen. Gespannt schaue ich welcher Star hinter dem Kamerateam hervor kommt. Doch ich sehe nichts, weil wir im Vergleich zu den ganzen Erwachsenen echt klein sind. Becca stößt mich in die Seite: „Vanessa, was ist da los?“ Ich drehe mich zu ihr um und erkläre ihr alles in knappen Worten und sie strahlt mich an: „Das letzte Mal als Stars hier waren, da war ich gerade mal ein Jahr alt. Ich bin gespannt wer es ist!“ - „Ja das bin ich auch. Komm wir drängeln uns weiter vor, dann sehen wir besser!“, schlage ich ihr vor. Sie nickt und wir drücken uns an Anisa und den anderen Frauen nach vorne. Als wir einigermaßen was sehen können, traue ich meinen Augen und Ohren nicht. Da stehen tatsächlich die Jungs von One Direction.

 Da steht tatsächlich Liam James Payne und sagt: „Wow, echt cool dass ihr unser Lied singt! Singen wir zusammen nochmal eine Runde?“ Ich stehe nur mit offenem Mund da und starre ihn und die anderen vier die hinter ihm stehen an. Becca stößt mich schon wieder in die Seite: „Sind das die One Direction Jungs von denen du immer so schwärmst?“  - „Ja man! Nicht so laut, die können das doch hören!“, zische ich ihr zu. „Zu spät! Ich hab’s gehört!“, sagt Harry mit einem schelmischen Grinsen. „Danke Becca.“, sage ich mit Ironie. „Ach, hab ich doch gern gemacht.“, lacht sie mich aus. Ich spüre wie mir das Blut in den Kopf schießt und ich versuche mein Gesicht mit meinen Händen zu verdecken, doch Liam kommt zu mir und streicht mir über den Rücken: „Mach dir nichts draus!“ – „Das sagst du so einfach...“, seufze ich. Er lächelt mir aufmunternd zu und ich versuche zurückzulächeln, doch ich habe das Gefühl, dass meine Mundwinkel einen geraden Strich bilden.

Um noch mehr peinlichen Situationen zu entgehen, drücke ich mich an Anisa vorbei und gehe zurück zu den Auberginen. „Sollen wir euch beim Kochen helfen?“, meldet sich nun Zayn zu Wort. Natürlich sagen alle: „Ja!“ und Becca schreit sogar am lautesten. ‚ Na toll! ‘, denke ich mir. ‚ Noch mehr Zeit mich zu blamieren. ‘

Harry geht zu Becca und redet mit ihr. Anscheinend war es eine Frage, denn sie nickt. Sie nimmt ihn an der Hand, zieht ihn hinter sich her und steuert auf mich zu. Ich versuche mich auf die Auberginen zu konzentrieren, um mich nicht nochmal zu blamieren. Doch Harry bringt mich von meiner Konzentration ab: „Na, wobei soll ich dir helfen? Pass auf, dass du dich nicht schneidest!“, sagt er mit einem Lachen. „Ich werde mich schon nicht schneiden, wenn du mich nicht ablenkst.“, antworte ich schnippisch. Diese Art konnte ich gar nicht ab, wenn mich jemand auslacht, wenn ich etwas mache und so. So hatte mich mein Bruder immer behandelt. Er ist fünf Jahre jünger wie ich, und konnte immer alles besser wie ich, meine Eltern gaben mir immer das Gefühl, wertlos zu sein. Und genau das machte Harry gerade auch. In meinem Inneren weiß ich zwar, dass er es nicht so meint, aber ich kann das einfach nicht abstellen. „Und wenn du helfen willst, kannst du die Innereien aus den Fischen rausholen!“, füge ich noch genervt hinzu. „Was ist denn mit dir los, Kleine?“, fragt er mich erstaunt, während er sich einen Schritt von mir entfernt. „Nenn‘ mich nicht Kleine! Ich bin nämlich nicht klein!“, schreie ich ihn an. Becca und Anisa schauen mich geschockt an. So haben sie mich noch nie erlebt. In ihrer Gegenwart bin ich noch nie so ausgetickt. Auch alle anderen schauen mich erstaunt an.

Ich halte Harry’s fragendem Blick noch ein paar Sekunden stand, aber dann halte ich es nicht mehr aus. Ich stürme aus der Küche und renne zu der Hütte, vor der Nala und Bem immer noch mit den anderen Kindern spielen. Mein einziger Gedanke ist: „Hoffentlich ist mir keiner gefolgt!“ Denn ich hatte echt keine Lust alles zu erklären.

Hall Of Fame?! - Nein, danke! (1D FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt