Kapitel 2: Verzweiflung

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Harry's P.O.V.:

Geschockt stehe ich in der Dorfküche und schaue ihr nach wie sie stürmisch durch die Türe nach draußen verschwindet. Ich will ihr hinterher, doch Becca hält mich auf: „Lass sie! Sie braucht glaub ich Zeit für sich.", sagt sie während sie mich am Handgelenk packt. Ich laufe mit Becca zurück und zu den Auberginen und wir schneiden sie in Stücke.  

„Sag mal Becca, was habe ich falsch gemacht? Ist sie so ausgetickt nur weil ich sie Kleines genannt habe?", frage ich sie.  

„Ich weiß es selbst nicht Harry. Sie ist noch nie so ausgetickt. Ich war vorhin selbst sehr geschockt. Sie wohnt bei uns zu Hause und sie ist eigentlich gar nicht so.", sagt sie ebenso schockiert wie ich es vorhin war.  

„Warum wohnt sie denn bei euch? Ich denke die Entwicklungshelfer leben alle zusammen in einer Hütte am Dorfrand?", frage ich verwirrt.  

„Tun sie auch. Nur Vanessa fand es unfair in einer größeren Hütte zu leben als wir, nur weil sie Entwicklungshelferin ist. Außerdem kommt sie mit den anderen Entwicklungshelfern nicht so gut zurecht, außer mit der Leiterin.", antwortet Becca mir.  

Vanessa, heißt sie also. Gut zu wissen.  

„Ach ja und ich denke sie braucht einfach mehr Familienliebe um sich herum.", fügt Becca noch hinzu.  

„Wieso das denn?", frage ich sie verwirrt.  

„Sie ist nicht wie die anderen Entwicklungshelfer schon über 18 sondern erst 16. Sie vermisst ihre Familie denk ich mal.", erklärt sie mir.  

„Oh, okay.. Und weißt du, wieso sie schon mit 16 hier ist? Müsste sie nicht eigentlich zur Schule gehen?", hake ich noch ein bisschen nach.  

„Nein, sorry. Das musst du sie selber fragen.", sagt sie mit etwas Enttäuschung in ihrer Stimme. Ich denke sie würde es selbst gern wissen.  

Nachdem Becca und ich mit dem Auberginen schneiden fertig sind, entschuldige ich mich und gehe raus, Vanessa suchen.

Vanessa‘s P.O.V.:

An der Hütte angekommen schaue ich mich um. Zu meinem Glück war mir niemand gefolgt. Ich laufe an den spielenden Kindern vorbei und gehe Richtung Sumpf. Ja, wir haben einen Sumpf. Manchmal wenn ich abreagieren muss, oder einfach nur alleine sein will, komme ich hierher, schmeiße Steine hinein, entweder aus Wut oder Langeweile. Heute ist es aus Wut. Ich schnappe mir eine Hand voll Steine vom Boden und pfeffere einen nach dem anderen hinein. Die Fontänen, welche die Steine auslösen, werden von Wurf zu Wurf größer und höher. Ich werfe den letzten Stein und sehe mich dann an dem Sumpfufer um. Ich laufe umher und lasse auch meinen Blick wandern und der bleibt an dem Schilf hängen. Ich stehe direkt daneben und ich schlage und kicke ein paarmal hinein. Ich komme mir blöd vor, da es nichts bewirkt und schlage nur noch heftiger drauf ein, doch dann halte ich Inne. Wie kindisch ich mich eigentlich verhalte, wird mir erst jetzt bewusst. Verdammt nochmal! Ich bin 16 keine zehn mehr! Ich lasse einen lauten Schrei raus. Das musste jetzt einfach sein. Der Schrei befreit und ich gehe langsam zurück zum Dorf, denn der Sumpf liegt etwas abseits.  

Ich laufe zu Nala und Bem und den anderen Kindern, die immer noch spielen. Anscheinend hat ihnen noch keiner erzählt, dass wir Promibesuch haben. Da wendet Nala – ich glaube zum ersten Mal heute – ihr Gesicht von dem Spiel ab und schaut zu mir hoch.  

„Nessa!", ruft sie fröhlich. Nun scheint auch Bem auf mich aufmerksam zu werden. „Nala, wie oft denn noch?! Sie heißt VANessa, nicht Nessa!", berichtigt er seine kleine Schwester. „Aber Nessa ist kürzer und hört sich besser an!", mault sie ihn an. Ich muss lächeln. „Warum einigen wir uns nicht darauf: jeder sagt zu mir wie er will!"  

Hall Of Fame?! - Nein, danke! (1D FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt