4. Der Schrei im Korridor

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Dazais Sicht:

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Langsam, doch entschlossen machten wir einen Schritt nach dem anderen auf das große Gebäude zu. Die Schüsse verstummten nicht... 

...Seltsam... Doch kein einziger Schrei war zu hören. Ich blickte durch das Fenster in die Rezeption, doch weder am Tresen noch im gemütlich eingerichteten Wartebereich war eine Person zu erblicken... War hier jemand mit übernatürlichen Fähigkeiten, den wir nicht sehen konnten?... Nein, ausgeschlossen... Hier war definitiv niemand... 

Ich wusste noch nicht einmal, warum ich an diesem späten Abend noch zusammen mit Chuuya durch Auftrag der Hafenmafia auf eine Mission geschickt wurde... und was wir hier tun sollten... doch gerade war wohl ein schlechter Zeitpunkt, um danach zu fragen... Doch wieso ausgerechnet ich?... Und wieso jetzt?... Ich hoffte, dies würde sich im Laufe der Mission noch größtenteils klären. 

Doch Chuuya schien sich im Gegensatz zu mir noch nicht sicher zu sein, ob in dem Raum wirklich keine Person war. Er wollte sich wohl wirklich sicher sein, bevor wir den Raum betraten, und so hielt er mich am Arm fest, als ich gerade die Tür öffnen wollte.

"Dazai", sagte er mit ernster Miene, und als ich mich umdrehte, schüttelte er nun verneinend den Kopf. "Hier stimmt etwas nicht... Wieso ist es so leer?" Die Schüsse wurden allmählich leiser, doch immer noch weit und breit keine Menschenseele. Schließlich stimmte ich Chuuya zu und ließ ihn vortreten. 

"...Übernatürliche Fähigkeit..." flüsterte er bedrohlich, weswegen ich einen Schritt zurücktrat, um ihn nicht zu behindern. "Was hast du vor?..." fragte ich nun völlig ernst. "Ich gehe vor, suche nach Gegnern... Durch meine übernatürliche Fähigkeit kann ich schneller abhauen, wenn es darauf ankommt. Also stell keine blöden Fragen und halt die Klappe..." 

Dann stieß er die Glastür auch schon mit einem gewaltigen Knall auf, das ich kurz fürchtete, sie würde in tausend Teile zerspringen. Ich verdrehte die Augen, als Chuuya mithilfe seiner übernatürlichen Fähigkeit leicht wie eine Feder durch den Türrahmen glitt. 

"Na schön, du Angeber... Aber jag dir keine Kugel in den Kopf... Und lass dich bald wieder blicken, sonst schläft mein Bein noch ein..." Doch Chuuya zeigte mir nur den Mittelfinger, bevor er durch den leeren Empfangsbereich in den Gang ging und hinter der sich schließenden Fahrstuhltür verschwand.

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Chuuyas Sicht:

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Ich wählte den 5. Stock, als sich auch schon die Fahrstuhltür begann zu schließen. Dazai winkte mir noch übertrieben hinterher und rief mir noch irgendetwas hinterher, doch ich drehte mich nur mit einem missbilligenden Blick um. Die Tür schloss sich hinter mir, und der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung.

...5. Stock... Da mussten wir hin... Doch bevor ich zusammen mit Dazai ging, würden ich erst riskieren, eine Kugel auf meinen Kopf abgefeuert zu bekommen... Schließlich hatte ich im Vergleich zu ihm eine wesentlich stärkere übernatürliche Fähigkeit. 

Als der Fahrstuhl in der 5. Etage ankam, öffnete sich schon sogleich die Tür, und ich trat in den Gang. Die Schüsse waren während meiner Unterhaltung mit Dazai verstummt... Jedenfalls hörte ich keinen einzigen Ton mehr... Doch etwas war seltsam... 

Obwohl ich weder jemanden sehen noch hören konnte, hing eine merkwürdige Atmosphäre in der Luft... Mori hatte gesagt, ich sollte mit Dazai zu dieser Adresse fahren und anschließend diesen Stock betreten... dann würden wir hier auf eine Gruppe Mafia-Mitglieder treffen, und der Rest... ab dem Punkt hatte er nichts mehr zur Mission erzählt... Oder ich hatte ab dem Punkt nicht mehr zugehört und es vergessen... 

Ich ging durch den weiß gestrichenen Gang und achtete darauf, kein Detail auszulassen. Ich würde meine übernatürliche Fähigkeit jeden Moment aktivieren können, sollte mich jemand versuchen anzugreifen...

Plötzlich trat ich in einen elegant eingerichteten Saal ein... Doch es sah nicht nach einer Schießerei aus... Eine braune Ledercouch... Ein Aschenbecher mit einem halben Dutzend Zigaretten darin... ein paar leere oder sogar noch halbvolle Weingläser, die auf Böden und Tischen standen. 

Eines schien zuvor auf die Sofakante gestellt worden sein, doch es fiel zu Boden und zerschlug sich auf dem Boden, weswegen der blutrote Wein in den schneeweißen Kunstteppich einsickerte... 

"Was zum..."

 Es sah in der Tat aus, als wäre hier zuvor jemand gewesen... doch wie lange war dies her?... Messer steckten außerdem im braunen Leder des Sofas, doch weder eine Pistole noch Munition konnte ich irgendwo entdecken...

 Plötzlich fiel mir etwas auf... Der Aschenbecher... Schnell trat ich zu ihm und nahm einen Zigarettenstummel heraus... Sie glühte an der Spitze noch... Doch genau in diesem Moment hörte ich einen ohrenbetäubenden Schrei den Korridor entlang und fuhr herum. 

Die Stimme... 

"DAZAI?!" 

schrie ich sofort und stellte mich in Kampfposition. Das war ohne Zweifel Dazai's Stimme! "DAZAI! HEY, WAS IST LOS?!" rief ich so laut wie ich konnte und rannte ohne nachzudenken in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war. Was war nur passiert, dass Dazai so aufschrie!... Und schon erklangen wieder die Pistolen-Geräusche, und ich zuckte leicht zusammen.

 "Verdammt... DAZAI!!!" rief ich, während mir ein kalter Schauer den Rücken herunterlief. Was zum Teufel war nur passiert?! Ohne noch einen weiteren Gedanken zu verschwenden, begann ich in die Richtung zu rennen, aus der Dazai's Schreie kamen. 

"DAZAI! DAZAI!!!" 

Und schon antwortete Dazai's Stimme, und mir wurde erneut kalt: "CHUUYA! HILF MIR! HILFE!!! CHUUYA!!! AHH-!!"

Ich biss die Zähne zusammen und rannte noch schneller: "Scheiße..." Meine Schritte beschleunigten sich, und ich rannte einfach nur blind in die Richtung der Schreie. 

"Halt durch... Kratz jetzt bloß nicht ab, hörst du?..." flüsterte ich zu mir selbst und hoffte einfach, noch da zu sein, bevor es zu spät war... 

Plötzlich blieb ich abrupt stehen. Eine Sackgasse?! Die Schreie waren auch verstummt... Aber sie waren sicher aus dieser Richtung gekommen!... 

"Dazai?!..." 

Plötzlich packte mich jemand blitzschnell von hinten, drückte mir etwas gegen den Mund. Meine Augen weiteten sich. 

Eine Falle!!! 

bevor ich meine Pistole ziehen konnte, wurden meine Knie weich, und ich fiel bewusstlos zu Boden, während alles um mich herum schwarz wurde.

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I Love You | Dazai x ChuuyaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt