9. Verrat oder Verrat

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Dazai's Sicht:

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Der Mann mit der Sonnenbrille, der anscheinend der Fadenzieher von dem ganzen Scheiß hier war, grinste nun so breit, wodurch seine goldenen und silbernen Zähne zum Vorschein kamen.

 Mein Blick verfinsterte sich noch mehr, um zu zeigen, dass ich unter keinen Umständen ihren kranken Plänen nachgeben würde, allerdings auch, um zu verbergen, wo sich Schweißperlen begannen auf meiner Haut, und vor allem auf meiner Stirn zu bilden. 

Ich schluckte schwer, während ich den Mann mit der Sonnenbrille weiter nur eindringlich anstarrte, und nicht das kleinste Bisschen Furcht an meine Gesichtszüge heranzulassen. Ruhig bleiben, Dazai... Ruhig... Dir wird schon etwas einfallen... Irgendetwas... Irgendetwas muss es doch geben, was du tun kannst!...

"Alle waren komplett still, während das kalte Metall der Pistole immer noch von dem Assassin gegen meinen Hinterkopf gedrückt wurde. Mein Blick fiel auf die geschossene Kugel, die immer noch im Boden steckte und ein tiefes Loch zurückgelassen hatte, welches eigentlich meinen Kopf hätte treffen sollen... 

Auch der junge Mann mit den kurzen, schwarzen Haaren blickte weiterhin höhnisch auf mich herab, und genoss genauso wie der Mann mit der Sonnenbrille meine Verzweiflung, die ich so krampfhaft unter meiner Fassade aus Wut und Ernsthaftigkeit zu verstecken versuchte. Sicher war ihm, genauso wie diesem Mann mit der Sonnenbrille und diesem ekelhaften Kind, längst klar, dass er mich mit diesem Ultimatum in die Enge getrieben hatte...

 Mein Blick schweifte zu Chuuya... Seine Augen waren leer, und sein Atem ging schwer... Aus seinem Mund tropfte etwas Blut, genauso wie aus dem, was auch die kleine Blutlache vor dem Kreuz auf dem Boden erklärte... Sonst war alles still...

 Alle warteten auf meine Antwort... Ich sah durch die Glastür, wie Chuuya mit seinen Lippen den Namen "Dazai" formte... und es brach mir das Herz... Chuuya... Ich würde dich auf keinen Fall hier mit diesen ganzen Arschlöchern lassen... Nicht so, als hätte ich die Möglichkeit dazu, mit einer kalten Knarre im Nacken... 

Wenn ich Chuuya hier rausholen wollte, musste ich also alle Mitglieder von den bewaffneten Detektiven verraten... alle... Kenji... Kunikida... Yoru... Ranpo... Tanizaki zusammen mit seiner Schwester... und natürlich auch Fukuzawa... Alle hatten sie ihre eigenen Geschichten... ihr eigenes Leben... 

Ich wusste nicht, was sie mit ihnen machen würden, sollte ich ihren Standort verraten... Aber Chuuya sollte nicht länger diese Tortur aushalten... Ich wollte nicht wissen, mit welchen Mitteln und wie lange sie ihn hier schon gefoltert und gequält hatten, nur um mich in die Knie zu zwingen... Aber... was würden sie ihnen dann antun?...

 Würden sie so sehr leiden müssen wie Chuuya getan hat?... 

Würden sie es schaffen, mich zu befreien, oder würden sie-... Was ist, wenn sie es nicht schaffen würden?... 

Und wenn sie es schaffen würden, sich irgendwie aus dieser Lage zu befreien... Sie würden mich tot sehen wollen... Alle samt würden sie sich an mir rächen und mich tot sehen wollen... Außerdem würde ich das niemals übers Herz bringen, sie alle zu verraten!...

 Und Chuuya... Er hatte unter der Folter geschrien, ich solle sie auf keinen Fall verraten... Er hatte für mich und die anderen Mitglieder der bewaffneten Detektiven so sehr gelitten... Sollte ich sein Opfer zu nichte machen?... Schließlich nahm ich einen tiefen Atemzug und traf eine Entscheidung:

"Okay..."

Flüsterte ich mit schwacher Stimme.

"Ich tue es..."

Auf den Gesichtern des Mannes mit der Sonnenbrille und dem Assassinen erschien ein entgeisteter Ausdruck, und ich spürte, wie der Druck der Pistole gegen meinen Hinterkopf für einen kurzen Augenblick nachließ. Auch Chuuya hob den Kopf wieder und atmete schwer:

"WAS?!"

Schrie er mit kaputter Stimme, und wand sich mit seiner letzten Kraft in den Fesseln:

"NEIN! NEIN, DAS DARFST DU NICHT! DU VERDAMMTER IDIOT! HALT DIE KLAPPE!!! HALT DIE-... ARGHH-..."

Er verstummte, als die 5.000 Volt ein weiteres Mal durch den Teaser des schwarzhaarigen Mannes gingen, der mich nun mit leicht geöffnetem Mund anstarrte... Doch kurz darauf begann er schon zu lächeln.

"Ach wirklich?~"

Fragte er mit verspielter Stimme. Doch ich war tot ernst.

"Ich werde euch den Standort des Büros der bewaffneten Dedektive verraten..."

Dann senkte ich den Kopf, um weder Chuuyas verzweifelten Blick noch das ekelhafte Grinsen der Männer sehen zu müssen.

"Tut mir leid, Chuuya..."

Sagte ich noch leise.

"Du wirst also deine ganze Organisation hintergehen... nur für ihn?!" Der Mann mit den kurzen Haaren kicherte und lachte: "Oh mein Gott, hahaha! Ist das dämlich!"

Doch ich blieb ruhig... zumindest äußerlich.

"Das werde ich tun... Doch ich hätte da ein paar Bedingungen." Wieder schluckte ich.

"Hah..."

Der Mann mit der Sonnenbrille seufzte und nahm sie gerade zum ersten Mal ab, strich sich das braune, mit Öl eingefettete Haar nach hinten.

"...Und die wären?"

Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich hatte sie.

"Zuerst... werdet ihr mich und Chuuya gehen lassen, sobald ihr die Position der Mitglieder wisst."

Ich sah den Mann, der seine Sonnenbrille nun abgenommen hatte, direkt in die grau-weißen Augen. Seine Lippen krümmten sich bei meinen Worten sofort zu einem Grinsen.

"Und weiter?"

Sie stimmten zu?... Naja, ob sie zustimmten oder es einhielten, waren immer noch zwei andere Welten, die sich nicht unbedingt begegnen mussten. Ich fuhr fort:

"Und dann verlange ich noch, dass ihr unter keinen Umständen einem der Mitglieder verratet, dass ich mit euch zusammengearbeitet habe und sie verraten habe..."

Mein Kopf senkte sich.

"...Sie sollen auf keinen Fall wissen, was ich ihnen angetan habe..."

Murmelte ich. Die Männer brachen plötzlich in ein lautes Lachen aus, bevor der Anführer wieder das Wort ergriff.

"Einverstanden. Wir lassen dich und Nakahara frei und werden keinen der Mitglieder der bewaffneten Detektiven verraten, was du getan hast..."

Der kurzhaarige kicherte.

"Wow, also dafür, dass du diese Vergangenheit bei der Hafenmafia durchgemacht hast, bist du echt grausam! Hahahaha!"

Er lachte laut auf, bevor er mir mit seinen funkelnden schwarzen Augen einen Todesblick zuwarf, wobei er nicht aufhörte, mich anzugrinsen, und mir seine scharfen Eckzähne auffielen.

"Scheinbar liegen dir deine lieben Kollegen doch nicht so sehr am Herzen, wie wir erst glaubten."

Ich war komplett stumm... Ich spürte, wie Chuuya mich weiterhin anstarrte.

"Nein... nein..."

Hörte ich ihn leise flüstern, und ich biss die Zähne zusammen.

Vergib mir, Chuuya... Vergebt mir alle...

...Doch ich musste eine Entscheidung treffen.

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I Love You | Dazai x ChuuyaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt